Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
können.
Ein einsamer Ort. Ein kalter Ort.
»Komm her.« Er zog sie an seine Brust.
Sie wehrte sich nicht und lehnte sich an ihn, hörte einen kräftigen Herzschlag unter seinem Brustbein. Und Matthias redete auf sie ein, versicherte ihr erneut, dass das alles real war, mit einer tiefen und krächzenden Stimme, als hätte er mit seinen Emotionen zu kämpfen.
Als eine kalte, feuchte Nase von unten an ihren Arm stieß, zog sie den Oberkörper zurück. »Hallo, kleiner Mann.«
»Wie ich sehe, hast du Hund kennen gelernt«, sagte Matthias.
»Gehört er dir?«
»Er gehört jedem.«
Wie meinen? »Er ist gerade erst hier aufgetaucht. Unmittelbar vor dir.«
»Das liegt daran, dass du ihm wichtig bist. Du hast nicht zufällig etwas zu fressen für ihn im Haus? Ich glaube, er hat Hunger.«
»Nur ein halbes Sandwich.«
Der kleine Hund setzte sich brav hin und wedelte mit dem Schwanz, als verstünde er jedes Wort – und hätte nichts dagegen, sich zu opfern und alles zu verputzen, was Mels nicht geschafft hatte.
Irgendwie konnte sie nicht fassen, dass sie sich so nett und normal über belegte Brötchen unterhielten, aber in Träumen passierten eben komische Dinge …
»Ach, hallo! Du hast Besuch?«
Mels zuckte zusammen und sah zur Küchentür: Dort stand ihre Mutter mit Taschen über der Schulter, einem Sonnenbrand auf der Nase und einem Lächeln auf dem Gesicht.
»Mom?«
»Ich bin ein bisschen früher zurück.« Sie ließ die Taschen fallen und strich sich die Haare glatt. »Willst du uns nicht vorstellen?«
Plötzlich hörte Mels die Stimme ihres Vaters, die ihr sagte, et was könne durchaus real sein, auch wenn sie nicht daran glaubte.
Mels’ Haut kribbelte von Kopf bis Fuß, als sie von einem zum anderen sah, von ihrer Mutter zu ihrem … was auch immer er war.
Eine betretene Stille entstand, während der sie Matthias’ Hand ergriff und so fest drückte, wie sie nur konnte. Bis er sagte: »Aua.«
Und da erst wusste sie es.
Es war kein Traum.
Okay, Matthias hatte nie damit gerechnet, die Eltern einer Frau kennen zu lernen – und ganz bestimmt nicht so … wenn der Mensch, den er liebte, ihn für eine Ausgeburt der eigenen Fantasie hielt und seine Mutter in der Tür stand, als wüsste sie nicht, ob sie noch einmal neu hereinkommen und einen zweiten Versuch starten oder einfach ganz verschwinden sollte.
Bevor alles noch merkwürdiger wurde, löste er sich von Mels und stand auf. Er strich sich das T-Shirt glatt und hoffte, dass er nicht wie ein Obdachloser aussah. Was er aber tat. Ohne festen Wohnsitz, aber immerhin glatt rasiert.
In den vergangenen drei Wochen hatte er in verschiedenen Hotels in der Gegend gewohnt und ein Auge auf Mels gehabt, sie aus der Ferne beobachtet, um sicherzugehen, dass es ihr auch gutging.
Trotz allem hatte es Überraschungen gegeben. Zum Beispiel hatte er an all den Tagen, an denen sie morgens in die Redaktion fuhr, angenommen, sie arbeitete an der Story, aber nein. Nach der Fahrt nach Manhattan – und natürlich war er ihr gefolgt und hatte bei der Gelegenheit gleich sein geheimes Bargeld- und Waffenversteck geplündert – war sie ganz zu Hause geblieben.
Erst als der Artikel am Vortag erschienen war, hatte er begriffen, dass sie ihn nicht selbst verfasst hatte.
Aus irgendeinem Grund liebte er sie dafür noch mehr.
Jetzt marschierte er auf ihre Mutter zu und streckte die Hand aus. »Äh, ich bin Matt. Ein Freund von Mels.«
Ihre Mutter war völlig anders als sie, kleiner, zarter, mit graumeliertem Haar und hellgrünen Augen, aber absolut zauberhaft – und sie hatte einen forschen Händedruck, der ihn sehr an ihre Tochter erinnerte.
»Helen. Freut mich sehr.« Dem Glänzen ihrer Augen nach zu urteilen entsprach das der Wahrheit. »Bleiben Sie zum Essen?«
Matthias sah Mels an. Da sie nicht in der Lage schien, eine Antwort zu geben, dachte er sich: warum zum Henker nicht. »Gern. Wenn Sie beide nichts dagegen haben.«
»Na, wunderbar!« Helen klatschte in die Hände und beugte sich dann zu dem struppigen Pelztier hinunter, das angetrippelt kam, um sie in ihrem eigenen Heim zu begrüßen. »Ist das Ihr Hund?«
»Er gehört jedem«, sagten Matthias und Mels wie aus einem Mund.
»Tja, er ist ebenfalls herzlich willkommen – ja, das bist du, genau, das bist du, was für ein Braver.« Nachdem ausreichend Zuneigung ausgedrückt worden war, meinte Helen mit einem Blick auf Matthias und Mels: »Ich fahre kurz los und hole ein paar Burger für den Grill. Es wird ein
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