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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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reinziehen sollte.
    Zu gefährlich.
    »Wie sieht’s aus, Kollege?«
    Ach Scheiße, irgendwo musste er ja anfangen. Und sein Gehirn war momentan wie eine zu langsame Internetverbindung.
    »Trade Street«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
    Auf dem Weg in die Innenstadt gerieten sie in dichten Verkehr. In den Autos um ihn herum sah Matthias Menschen, die Kaffee tranken, sich mit Mitinsassen unterhielten, an roten Ampeln hielten, bei Grün fuhren. Ihm war das alles völlig fremd, dachte er. Sich von neun bis fünf durch den Alltag zu schlagen, bis man mit zweiundsiebzig in die Grube stieg, war nicht seine Lebensweise gewesen.
    Also was dann, fragten seine stumpfen grauen Zellen. Was zum Henker dann?
    Zur Antwort bekam er nur Kopfschmerzen.
    Als das Gebäude der Zeitung in Sicht kam, zog er einen der zehn Zwanzig-Dollar-Scheine aus der Brieftasche. »Behalten Sie den Rest.«
    Der Taxifahrer schien mehr als froh, ihn loszuwerden.
    Matthias ging in die Nähe der Eingangstür und drückte sich dort ein Weilchen in der Sonne herum. Er achtete sorgfältig darauf, niemandes Blick zu begegnen – und davon gab es viele: Aus unerfindlichen Gründen erregte er meistens Aufmerksamkeit, vor allem bei Frauen. Aber andererseits war das schöne Geschlecht ja auch bekannt für ein ausgeprägtes Helfersyndrom, und er hatte immerhin Narben im Gesicht.
    Uuuuuh, wie romantisch.
    Irgendwann ging er auf der anderen Straßenseite an der Bushaltestelle in Deckung, setzte sich auf die harte Plastikbank und atmete den verbrauchten Zigarettenrauch der Leute ein, die ungeduldig auf ihr Transportmittel warteten. Es war fast, als wäre er an diese Art von Lauern gewöhnt, und zum Zeitvertreib prägte er sich die Gesichter der Menschen ein, die das Zeitungsgebäude betraten oder verließen.
    Darin war er extrem gut. Ein Blick, mehr brauchte er nicht, dann hatte er die Person in seiner Datenbank.
    Wenigstens sein Kurzzeitgedächtnis funktionierte noch …
    Die Flügeltür wurde weit aufgestoßen, und da war sie.
    Matthias setzte sich aufrecht hin, als das Sonnenlicht auf ihre Haare fiel und lauter Kupfertöne zum Vorschein brachte. Mels Carmichael, Reporterin des Caldwell Courier Journal, befand sich in Begleitung eines stämmigen Mannes, der seine Bundfaltenhose höher ziehen musste, ehe er auf die Treppenstufen trat. Die beiden schienen auf freundschaftliche Art und Weise zu debattieren, und da Mels lächelte, machte es den Eindruck, sie habe die Diskussion für sich entschieden.
    Als wüsste sie, dass sie beobachtet wurde, blickte sie über die Straße und blieb wie angewurzelt stehen. Sie berührte ihren Kumpel am Ärmel und sagte etwas, woraufhin sie sich trennten und Mels durch den Verkehr auf Matthias zukam.
    Er pflanzte seinen Gehstock aufs Pflaster und zupfte beim Aufstehen seine Kleidung zurecht. Er hatte keine Ahnung, warum er für sie besser aussehen wollte, aber so war es – wobei schlechter auszusehen auch schwer würde. Die Klamotten gehörten nicht ihm, sein Duft war Eau de Krankenhausseife, und die Haare hatte er sich mit dem antibakteriellen Zeug gewaschen, weil nichts anderes da gewesen war.
    Natürlich war sein schlimmes Auge, das hässliche, kaputte Ding, das Erste, was sie ansah. Was sollte sie auch sonst tun?
    »Hallo«, sagte sie.
    Mann, sie sah großartig aus in ihren normalen Sachen. Die Stoffhose und die Wolljacke und der cremefarbene Schal, den sie locker um den Hals geschlungen hatte, konnten es in seinen Augen mit jedem Laufstegfummel aufnehmen.
    Immer noch kein Ehering.
    Gut, dachte er ohne ersichtlichen Grund.
    Den Blick nach rechts gewandt, damit sein Defekt vielleicht nicht ganz so deutlich in Erscheinung trat, erwiderte er das »Hallo«.
    Mist, und jetzt? »Ich stalke Sie nicht, ehrlich.« Lügner. »Und ich hätte angerufen, aber ich besitze kein Telefon.«
    »Ist schon okay. Brauchen Sie etwas? Die Polizei hat mich heute Morgen noch einmal angerufen, und ich glaube, die hatten immer noch vor, auch mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ja.« Darauf ging er jetzt nicht weiter ein. »Was ich sagen wollte …«
    Dass er einen Satz nicht beendete, kam ihm unnormal für sich selbst vor, aber sein Gehirn klemmte einfach.
    »Setzen wir uns doch.« Sie deutete auf die Bank. »Ich kann gar nicht fassen, dass die Sie entlassen haben.«
    In dem Moment fuhr ein Bus vor, blieb brummend stehen und nahm ihnen die Sonne. Der heiße Dieselatem brachte Matthias zum Husten. Sie setzten sich und schwiegen, während die Zaungäste einer

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