Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
großen Stadt arbeitete. Als Journalistin …
»Hier entlang«, sagte Matthias wie in Gedanken.
Er marschierte über den fleckigen Frühlingsrasen, und Mels ließ ihre Vergangenheit ziehen und konzentrierte sich auf seine Gegenwart. Sie beide kamen gut voran, auch wenn seine Schritte ungleichmäßig waren und er sich auf seinen Stock stützte. Hin und wieder legte er eine Pause ein, als müsste er die Richtung neu kalkulieren, und sie unterbrach ihn nicht mit Fragen.
Das Gebäude, vor dem sie schließlich ankamen, passte gut zu den ganzen Grabsteinen und Mausoleen, seine Architektur spiegelte die des Pförtnerhäuschens am Eingang und der Pfeiler, die in regelmäßigen Abständen den schmiedeeisernen Zaun unterbrachen.
»Ich war nackt«, sagte er. »Ich kam hierher, brach ein und besorgte mir …«
Er zog an der Tür, die quietschend nachgab. Innen fand er ein paar Jacken und Hosen aus Öltuch, die genau dem Stoffstückchen entsprachen, das sie gefunden hatten.
Nackt? »Wo waren denn Ihre Sachen?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass ich gestern hier war.«
Wieder draußen im Sonnenlicht schlug er die gleiche Richtung ein wie vorher. Es ging jetzt im Zickzack weiter – ob das daran lag, dass er seiner eigenen Spur folgte, oder daran, dass er sie suchte, wusste und fragte sie nicht. Sie kamen an unzähligen Grabsteinen vorbei. Ebenso an Personal, das mähte und jätete, und anderen Besuchern der Toten.
Endlich, fast einen Kilometer vom Auto entfernt, blieb er stehen. »Hier. Das ist … Ja, hier hat es angefangen. Da bin ich mir sicher.«
Der Stein, den er betrachtete, gehörte zu einem der neueren Gräber – und tatsächlich sah man in der noch relativ lockeren Erde, die erst kürzlich auf den Sarg geschaufelt worden war, den Abdruck eines Körpers, als hätte jemand von seiner Größe dort zusammengekrümmt auf der Seite gelegen.
»Hier hat es angefangen.« Auf seinen Stock gestützt, ging er in die Hocke und berührte die Erde. »Hier«, flüsterte er.
»James Heron«, las sie die schlichte Inschrift auf dem Stein laut vor. »Kannten Sie ihn?«
Matthias sah sich auf dem Friedhof um. »Ja.«
»Woher?«
»Ich muss weg.« Er stand auf und trat zurück. »Danke.«
»Wovon reden Sie denn?« Mels runzelte die Stirn.
»Sie müssen gehen, sofort …«
»Aber Sie sind nicht in der Verfassung, zu Fuß zurück in die Stadt zu laufen. Und viel Glück, hier ein Taxi zu erwischen.«
»Bitte, Sie müssen gehen.«
»Sagen Sie mir, warum, dann denke ich darüber nach.«
Ohne Vorwarnung machte der Mann ein paar Schritte auf sie zu und baute sich dicht vor ihr auf … sehr dicht. Mels stockte der Atem, sie musste ihre Füße zwingen, stehen zu bleiben – und zwar deshalb, weil sie zu Ende bringen wollten, was er begonnen hatte, wie sie zu ihrem eigenen Schrecken feststellte.
Nur ein Schritt nach vorn, und sie stünden Brust an Brust, Hüfte an Hüfte.
Nicht die cleverste Idee, da offenbar gerade das Raubtier in ihm zum Vorschein gekommen war. Aber sie wollte nicht vernünftig sein.
Sie wollte ihn.
Aber das kam nicht infrage.
Sie hob das Kinn und sagte: »Wenn Sie glauben, diese Aggressionsnummer sei überzeugend, dann liegen Sie falsch. Ich warte auf eine Erklärung.«
Er beugte sich vor, die Verschiebung seiner Hüften machte ihr mehr als deutlich, wie viel größer er war. Wie viel stärker, trotz seiner Verletzungen. Wie seine Augen sogar durch ihre Sonnenbrille hindurch brannten.
Mit tiefer, gefährlicher Stimme sagte er: »Weil Sie sterben werden, wenn Sie sich nicht von mir fernhalten.«
Elf
Ein geheimer Ort
Washington, D.C.
»Das ist Ihre Zielperson.«
Das Foto schlitterte mit Schwung über die glänzende Tischplatte zu dem Agenten hinüber.
Natürlich war ihm das Gesicht bestens bekannt. Wer bei den X-Ops kannte den Mann nicht.
Der Agent sah seinen Vorgesetzten an. »Welcher Standort?«
»Caldwell, New York.«
Die Adresse wurde verbal übermittelt, genau wie sämtliche anderen Instruktionen. Das Foto würde er nicht behalten. Und dieser Raum in einem vollkommen unscheinbaren Gebäude in der Hauptstadt des Landes war absolut abhörsicher. Nichts von alledem wurde aufgezeichnet. Nie. Es würde keine Spuren geben.
»Es versteht sich von selbst, dass er vermutlich bewaffnet und extrem gefährlich ist.«
Der Typ hatte als verdammt gradlinig gegolten. Schon von Anfang an – aber verdiente Lorbeeren waren nicht von Dauer, und ein »ehemalig« gab es bei den X-Ops
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