Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
Glastür der Redaktion, und diesmal war er als Erster an der Tür. »Wenn doch nur jeder das so sehen würde.«
»Siehst du? Es ist nicht deine Aufgabe, uns alle durchzufüttern.«
Sobald sie durch die Tür traten, wurde sie von dem altbekannten Lärm klingelnder Telefone und eindringlicher Stimmen sowie hektischer Schritte zu ihrem Schreibtisch getragen. Sie setzte sich, und das dumpfe Dröhnen linderte ihre Beklommenheit wegen Matthias. Ohne bewusst darüber nachzudenken, loggte sie sich in den Computer ein …
Der braune Umschlag landete klatschend auf ihrem Tisch und schreckte sie auf.
»Ich hab da was Hübsches für dich«, sagte Dick mit einem verschlagenen Grinsen.
Sie öffnete das Päckchen und …
Sie war augenblicklich froh, beide Egg McMuffins Tony gegeben zu haben: Es waren Fotos der Leiche der Prostituierten, 21 mal 30 , in Farbe, alles Nahaufnahmen.
Dick lauerte hinter ihr und wartete darauf, dass sie ausflippte, aber diese Genugtuung gönnte sie ihm nicht, auch wenn sie angesichts der Bilder ein Ziehen im Brustkorb spürte. Besonders bei dem, das schön groß die Wunde im Hals zeigte, den Schnitt durch die Haut, in den rosaroten Muskel und den weißen Knorpel.
Als Mels die Fotos auf den Tisch warf, sorgte sie dafür, dass dieses zuoberst lag, und bemerkte, dass der große Held Dick tunlichst vermied, es anzusehen.
»Danke.« Sie sah ihm ruhig in die Augen. »Das wird mir eine große Hilfe sein.«
Dick räusperte sich, als hätte er die Arschlochnummer vielleicht ein bisschen zu weit getrieben, selbst nach seinen eigenen niedrigen Standards. »Zeig mir deinen Artikel so schnell wie möglich.«
»Alles klar.«
Als er von dannen schlenderte, schüttelte sie den Kopf. Er sollte eigentlich wissen, dass man die Tochter ihres Vaters nicht so herausforderte.
Und dass er das überhaupt machte, war schon ekelhaft genug.
Erinnerte sie irgendwie daran, wie Monty Tragödien für seine eigenen Zwecke instrumentalisierte.
Stirnrunzelnd sah sie die Fotos erneut durch und konzentrierte sich dann auf jenes, das auf dem Tisch in der Leichenhalle aufgenommen worden war. Auf dem Bauch der Toten war ein seltsamer Ausschlag zu sehen, eine Hautrötung, als hätte das Opfer einen Sonnenbrand gehabt …
Als ihr Handy klingelte, hob sie ab, ohne auf die Nummer zu achten. »Carmichael.«
»Hallo.«
Die tiefe Stimme jagte ihr einen Hitzeschwall direkt durch die Mitte. Matthias.
Ganz kurz überlegte sie, woher er ihre Handynummer hatte. Aber dann fiel ihr ein, dass sie ihm ihre Visitenkarte gegeben und sie noch extra dazugeschrieben hatte.
»Einen guten Morgen«, sagte sie.
»Wie geht’s dir?«
In ihrem Kopf ging ein Pingpong-Match los zwischen dem, was Tony ihr im Auto erzählt hatte, und dem Kuss gestern. Hin und her, hin und her …
»Bist du noch dran, Mels?«
»Ja.« Sie rieb sich die Augen, musste aber aufhören, weil jenes mit dem Bluterguss sich über die Zuwendung nicht sehr freute. »Entschuldige. Mir geht’s gut, und dir? Sind noch mehr Erinnerungen zurückgekommen?«
»Ja, in der Tat.«
Sofort wurde Mels hellhörig und setzte sich aufrechter hin. »Zum Beispiel?«
»Würde es dir etwas ausmachen, noch einmal Privatdetektiv für mich zu spielen?«
»Aber nicht doch. Was willst du wissen?« Sie schrieb mit, notierte Namen, murmelte bestätigende Laute in den Pausen. »Alles klar. Das ist kein Problem. Soll ich dich zurückrufen?«
»Ja, das wäre super.«
Es entstand eine seltsame Pause. »Ist gut«, sagte sie dann verlegen. »Dann melde ich mich also …«
»Mels …«
Sie schloss die Augen und spürte seinen Körper an ihren gepresst, seinen fordernden Mund, diese Dominanz, die offensichtlich seinem eigentlichen Wesen entsprach.
»Weißt du, was gestern Nacht in deinem Hotel passiert ist?«, fragte sie unvermittelt.
»Ja. Ich habe stundenlang an dich gedacht.«
Wieder schloss sie kurz die Augen, wehrte sich gegen die Versuchung. »Die Polizei hat eine Leiche gefunden. Mit einer superschicken kugelsicheren Weste.«
Wieder Schweigen. Dann die ruhige Antwort: »Aha. Irgendwelche Verdächtigen?«
»Noch nicht.«
»Ich hab ihn nicht umgebracht, Mels, falls das deine Frage ist.«
»Das hab ich nicht gesagt.«
»Aber du hast es gedacht.«
»Was sind das für Leute?« Sie malte kleine Kästchen um die Namen, die er ihr diktiert hatte.
»Einfach nur Namen, die mir wieder eingefallen sind.« Seine Stimme wurde distanziert. »Hör mal, tut mir leid, dass ich dich deswegen angerufen habe.
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