Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
seinem Wohnhaus anhielt, wuchtete sich der Mann von den Stufen hoch und kam zum Auto geschlappt. Durch seinen Umfang wirkte er viel größer, als er war.
»Hab ich dir in letzter Zeit gesagt, wie lieb ich dich habe?«, fragte sie, als er einstieg.
Tony grinste. »Wenn das da Frühstück ist, dann ja, hast du.«
»Ich hab dir einen Doppelpack geholt.« Sie reichte ihm die Tüte. »Einer der Kaffees ist für mich.«
»Besser als ein Paar Ohrringe.« Er wickelte einen McMuffin aus. »Mm, essbar.«
»Vielen Dank noch mal, dass ich mir dein Schätzchen ausleihen durfte.«
»Ach, komm schon, wo muss ich denn schon hin? Solange ich zur Arbeit und zurück komme, ist alles gut.« Beim Kauen runzelte er die Stirn und nahm eine Quittung aus dem Aschenbecher. »Warst du gestern im Marriott?«
Mels setzte den Blinker und fädelte sich in den Verkehr ein. Sie wünschte, ihr Freund wäre nicht so ein guter Beobachter. »Äh, ja.«
»Um welche Uhrzeit?«
Mels blickte starr auf die Straße, die Reporterstimme, mit der sie da bombardiert wurde, kannte sie. »Gestern Abend. Ich habe nur einen Freund besucht.«
»Dann hast du den ganzen Wirbel mitgekriegt?«
»Welchen Wirbel?«
»Weißt du denn gar nicht, was passiert ist?«
»Ich wurde zu einem Tatort im Westend bestellt. Wovon redest du?«
»Moment mal, du wurdest auf die Prostituierte mit der Blondierung angesetzt?«
»Genau. Also, was war im Marriott los?«
Tony ließ sich genüsslich Zeit mit seinem ersten McWas- auch-immer, und Mels drehte sich nahezu der Magen um. Mann, wenn er jetzt auch noch den zweiten auspackte, würde sie einen Anfall bekommen …
»Es gab eine Schießerei im Hotel. Wurde Eric zugeteilt. Erst wurde draußen hinter dem Gebäude geballert, dann ist jemand durch einen Liefereingang zu den Restaurants eingebrochen. Jemand hat die Polizei gerufen, und die haben einen Mann ohne Papiere und ohne Waffen gefunden, der an einer Messerverletzung gestorben ist.«
»Du hast doch gerade was von Schusswaffen gesagt?«
»Ja, geschossen wurde auch auf ihn. Aber das hat ihn nicht umgebracht.« Tony machte eine Handbewegung quer vor seiner Kehle. »Aufgeschlitzt.«
Ein kalter Schauer lief Mels über den Rücken.
Weil Sie sterben werden, wenn Sie sich nicht von mir fernhalten.
Sie redete sich gut zu, um sich zu beruhigen. Das war ein großes Hotel in einem nach Einbruch der Dunkelheit nicht ungefährlichen Stadtteil. Morde passierten nun mal, vor allem unter Dealern und ihrer Kundschaft …
Tony wühlte in der Tüte, um den zweiten Egg McMuffin herauszuholen. »Offenbar wäre der Bursche durchaus an den Kugeln gestorben, und zwar noch vor dem Messerschnitt, wenn er nicht so eine wahnsinnig geile kugelsichere Weste angehabt hätte. Eric meinte, die Jungs von der Polizei hätten regelrecht gesabbert, so etwas Tolles haben die noch nie gesehen.«
Auf das leise Rascheln folgte der vertraute ungesunde, aber unwiderstehliche Duft.
»Also, was hast du gestern rausbekommen?«, fragte er mit vollem Mund.
Mels ging vom Gas und bog links in die Trade Street ein, in ihrem Kopf herrschte totales Chaos: Matthias war dabei gewesen, ins Bett zu gehen, als sie losfuhr – aber das hieß nicht, dass er nicht später noch einmal das Zimmer verlassen …
»Hallo? Mels?«
»Entschuldige, was?«
»In dem Motel. Was hast du erfahren?«
»Ach so, sorry. Nicht viel. Die Frau wurde getötet, nachdem sie sich die Haare gefärbt hatte. Kehle durchgeschnitten.«
»Zwei in einer Nacht. Das ist ja eine regelrechte Epidemie.«
Genau, dachte sie. Aber niemand konnte an zwei Orten gleichzeitig sein, richtig?
Okay, jetzt war sie albern. »Ja. Merkwürdig.«
Fünf Blocks weiter erreichten sie das Gebäude des Caldwell Courier Journal . Mels parkte den Wagen und gab Tony die Schlüssel, während sie zum Hintereingang liefen.
»Danke noch mal.«
»Wie gesagt, jederzeit. Besonders, wenn du mir Frühstück mitbringst. Und hör endlich auf, mir Dollarscheine in die Schublade zu stecken, wenn du dir Süßigkeiten holst, okay? Du weißt, dass du gern an meine Vorräte darfst.«
Es stimmte. Tony hatte immer kiloweise Junkfood in seinem Schreibtisch, und sie nahm sich hin und wieder etwas davon. Aber Mels war keine Schnorrerin.
Sie hielt ihm die Tür auf. »Ich werde dich doch nicht bestehlen.«
»Wenn ich dir die Erlaubnis gebe, ist es kein Stehlen. Und außerdem kommst du doch nur ein- oder zweimal im Monat an.«
»Geklaut ist geklaut.«
Sie stapften die flachen Stufen hinauf zur
Weitere Kostenlose Bücher