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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sein Englisch dem Italienischen zum Verwechseln ähnlich. Einmal musste Luigi einschreiten: »Es ist wichtig, dass Sie langsam sprechen, Ermanno, zumindest während der ersten paar Tage.«
    »Besten Dank«, bemerkte Joel sarkastisch.
    Ermanno errötete und entschuldigte sich schüchtern.
    Dann reichte er Joel ein Lehrbuch, einen kleinen Kassettenrekorder und zwei Kassetten. »Die Kassetten orientieren sich am Lehrbuch«, sagte er demonstrativ langsam. »Heute Abend sollten Sie sich die erste Lektion ansehen und sich die dazugehörenden Stellen ein paarmal anhören. Morgen werden wir damit beginnen.«
    Obwohl es überflüssig war, glaubte Luigi offenbar, noch etwas Druck machen zu müssen. »Das wird harte Arbeit.«
    »Wo haben Sie Englisch gelernt?«, fragte Joel Ermanno.
    »An der Universität, in Bologna.«
    »Dann haben Sie nicht in Amerika studiert?«
    »Doch.« Er warf einen schnellen Seitenblick auf Luigi, ganz so, als würde er lieber nicht über die Vereinigten Staaten reden. Im Gegensatz zu Luigi konnte man bei Ermanno leicht erraten, was er dachte. Er war offensichtlich kein Profi.
    »Wo?«, hakte Joel nach.
    »In Furman«, antwortete Ermanno. »Das ist ein kleines College in South Carolina.«
    »Wann waren Sie dort?«
    Luigi räusperte sich und kam Ermanno zur Hilfe. »Für diese Art von Smalltalk bleibt später noch genug Zeit. Es ist wichtig, die englische Sprache zu vergessen, Marco. Vom heutigen Tag an leben Sie in einer anderen Welt. Für jeden Gegenstand, den Sie sehen, gibt es ein italienisches Wort. Jeder Gedanke muss übersetzt werden. In einer Woche werden Sie im Restaurant selber Ihre Bestellung aufgeben, in vierzehn Tagen auf Italienisch träumen. Es gibt kein Zurück mehr – Sie müssen ganz und gar in die neue Sprache und Kultur eintauchen.«
    »Können wir nicht um acht Uhr morgens anfangen?«, fragte Joel.
    Ermanno zuckte zusammen. »Sagen wir lieber um halb neun.«
    »Gut, dann bin ich um halb neun hier.«
    Joel und Luigi verließen die Wohnung und schlenderten Richtung Piazza dei Signori. Am frühen Nachmittag herrschte hier deutlich weniger Verkehr, und die Bürgersteige waren fast verwaist. Luigi blieb vor der Trattoria del Monte stehen und wies mit einer Kopfbewegung auf den Eingang. »Wir treffen uns hier um acht zum Abendessen, einverstanden?«
    »Okay.«
    »Finden Sie Ihr Hotel?«
    »Ja.«
    »Haben Sie einen Stadtplan?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann sind Sie jetzt auf sich allein gestellt.«
    Damit verschwand Luigi in einer Seitengasse. Joel blickte ihm einen Augenblick nach und ging dann weiter in Richtung Piazza dei Signori.
    Er fühlte sich sehr allein. Vier Tage nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis war er zum ersten Mal ohne Begleiter unterwegs. Vielleicht wurde er nicht einmal beobachtet, aber er bezweifelte es. Er beschloss spontan, nach Lust und Laune durch die Stadt zu spazieren und so zu tun, als würde er nicht observiert. Während er vorgab, die Lederartikel in einem Schaufenster zu betrachten, nahm er sich vor, für den Rest seiner Tage nicht ständig über die Schulter zu blicken.
    Sie würden ihn schon nicht finden.
    Er schlenderte ziellos umher und fand sich schließlich auf der kleinen Piazza San Vito wieder, an der seit siebenhundert Jahren zwei Kirchen standen, Santa Lucia und San Vito. Im Moment waren beide geschlossen, aber ein antikes Messingschild informierte darüber, dass sie zwischen sechzehn und achtzehn Uhr wieder geöffnet waren.
    Zwischen zwölf und vier geschlossen? Kurios.
    Die Bars waren nicht geschlossen, aber leer. Schließlich brachte Joel den Mut auf, eine zu betreten. Er setzte sich auf einen Barhocker, hielt den Atem an und stieß das Wort » Birra « hervor, als der Barkeeper sich näherte.
    Der Mann sagte etwas und wartete auf eine Antwort. Für einen kurzen Augenblick hätte Joel am liebsten das Weite gesucht, doch dann sah er den Zapfhahn und zeigte darauf, als könnte keinerlei Zweifel daran bestehen, was er zu trinken beabsichtigte. Der Barkeeper griff nach einem Glas.
    Das erste Bier nach sechs Jahren. Es war kühl und stark und schmeckte so gut, dass er jeden Schluck genoss. Am Ende der Theke stand ein eingeschalteter Fernseher. Es lief gerade eine Soap, und er lauschte von Zeit zu Zeit, ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Er versuchte angestrengt, sich davon zu überzeugen, dass es ihm gelingen würde, diese Sprache zu lernen. Als er sich gerade entschlossen hatte, ins Hotel zurückzukehren, blickte er durch das Fenster.
    Stennett ging

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