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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Wohnung war nichts sicher. Sein Blick fiel auf ein Schaufenster, in dem eine Art Umhängetasche ausgestellt war. Er ging in das Geschäft und erkundigte sich danach. Es war eine Laptoptasche der Marke Silvio, marineblau, wasserfest, aus einem synthetischen Material, für das die Verkäuferin keinen englischen Ausdruck kannte. Sie kostete sechzig Euro, die Marco widerstrebend auf den Ladentisch legte. Nachdem er die Tasche gekauft hatte, verstaute er das Smartphone und die anderen Sachen darin. Vor dem Geschäft streifte er den Schultergurt über und klemmte sich die Tasche unter den rechten Arm.
    Für Marco Lazzeri war die Tasche der Weg in die Freiheit. Er würde sie mit seinem Leben verteidigen.
    Er suchte die Buchhandlung in der Via Ugo Bassi auf. Die Zeitschriften befanden sich in der ersten Etage. Zwanzig Minuten lang stand er vor dem Regal und blätterte in einer Fußballzeitschrift, während er den Eingang im Auge behielt. Wie albern. Aber es war inzwischen zur Gewohnheit geworden. Die Hotspots waren in der zweiten Etage, in einem kleinen Café. Er kaufte sich ein Stück Kuchen und eine Cola und setzte sich in eine kleine Nische, von der aus er die Leute kommen und gehen sah.
    Hier würde ihn niemand finden.
    Mit gespieltem Selbstvertrauen holte er das Ankyo 850 aus der Laptoptasche, warf dann einen Blick in das Handbuch und las noch einmal Neals Anweisungen durch. Er befolgte sie haargenau und tippte mit beiden Daumen auf dem winzigen Tastenfeld, wie es in der Bedienungsanleitung erklärt wurde. Nach jedem Schritt hob er den Kopf, um nachzusehen, was im Café vor sich ging.
    Alles klappte reibungslos. Zu seiner Überraschung war er innerhalb kurzer Zeit online, und nachdem er alles eingegeben hatte, erhielt er eine Meldung, die ihn aufforderte, eine Nachricht zu schreiben. Langsam bewegte er die Daumen über das Tastenfeld und tippte die erste E-Mail seines Lebens:
     
    Lieber Grinch, ich habe das Päckchen bekommen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel es mir bedeutet. Vielen Dank für deine Hilfe. Bist du sicher, dass unsere Nachrichten von niemandem gelesen werden können? Wenn dem so ist, werde ich dir mehr über meine augenblickliche Lage erzählen. Ich fürchte, ich bin nicht mehr sicher. Es ist jetzt etwa 8.30 Uhr deiner Zeit. Ich werde diese Nachricht abschicken und in einigen Stunden nachsehen, ob eine Antwort von dir eingegangen ist. Herzliche Grüße, Marco.
     
    Er sandte die Nachricht ab, schaltete das Smartphone aus und blieb noch eine Stunde sitzen, um das Handbuch zu lesen. Bevor er zum Unterricht bei Francesca ging, schaltete er das Telefon noch einmal ein und folgte den Anweisungen, um online zu gehen. Auf dem Display klickte er »Websuche mit Google« an und gab »Washington Post« ein. Sandbergs Artikel fiel ihm ins Auge, und er ließ sich den Inhalt anzeigen.
    Er kannte Teddy Maynard nicht persönlich, aber sie hatten mehrmals miteinander telefoniert. Es waren stets sehr angespannte Gespräche gewesen. Der Mann war schon vor zehn Jahren so gut wie tot gewesen. In seinem anderen Leben war Joel einige Male mit der CIA aneinander geraten, für gewöhnlich wegen irgendwelcher Mauscheleien, die seine Mandanten aus der Rüstungsindustrie eingefädelt hatten.
    Vor der Buchhandlung ließ Marco den Blick über die Straße schweifen, doch er sah nichts, das sein Interesse weckte. Dann begab er sich auf einen seiner langen Spaziergänge.
    Straferlasse gegen Geld? Sicher, eine sensationelle Geschichte, aber es war zu viel verlangt zu glauben, ein aus dem Amt scheidender Präsident würde sich auf diese Weise bestechen lassen. Nach seinem spektakulären Sturz vom Gipfel der Macht hatte Joel vieles über sich gelesen, von dem nur die Hälfte wahr gewesen war. Er hatte viel Lehrgeld bezahlen müssen, bis er gelernt hatte, nicht alles zu glauben, was gedruckt wurde.
21
    I n der Pinsker Street im Stadtzentrum von Tel Aviv betrat ein Agent namens Efraim ein unauffälliges Gebäude ohne Hausnummer und ging an den Fahrstühlen vorbei in einen Korridor, der an einer verschlossenen Tür endete. Die Tür hatte weder einen Drehknopf noch eine Klinke. Er zog ein Gerät aus der Tasche, das eine entfernte Ähnlichkeit mit einer kleinen TV-Fernbedienung hatte, und richtete es auf die Tür. Irgendwo dahinter wurden massive Zuhaltungen zurückgezogen, dann klickte es laut, und die Tür öffnete sich. Dahinter lag eines der vielen sicheren Häuser, die vom Mossad, dem israelischen Geheimdienst, unterhalten wurden.

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