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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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gewusst, dass ich lüge.« Dann zog sie ein letztes Mal an ihrer Zigarette. Doch sie wollte nicht extra stehen bleiben, um die Kippe auszutreten, deshalb warf sie den glimmenden Stummel einfach durch das offene Fenster in Cafferys Wagen, verschränkte wütend die Arme vor der Brust und bog in eine Grünanlage ein, in die Caffery ihr mit dem Jaguar nicht folgen konnte.

27. KAPITEL
     
    Er versuchte, nicht allzu betroffen zu reagieren – es einfach an sich abprallen zu lassen. Ja, er verhielt sich genau so, wie er es sich vorgenommen hatte – zog einen Strich unter die Geschichte. Er hatte an diesem Morgen wahrlich schon genug Zeit verplempert. Er schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen, band sich den Schlips wieder um, betrachtete sich kurz im Rückspiegel, setzte die Sonnenbrille auf und kramte sein Handy aus der Jackentasche. Was Souness wohl gerade machte? Ob sie im Büro hockte, die Minuten zählte und darauf wartete, dass er zur Tür hereinspaziert kam, um ihn mit Fragen über Tracey Lamb und seine Ausflüge nach Norfolk zu löchern? Ja, es war Zeit, endlich die Karten auf den Tisch zu legen.
    »Und?«
    »Und – was, Jack?«
    »Irgendwas Neues?«
    »Was meinen Sie? Die beiden Beamten sind jedenfalls noch nicht wieder da, aber die wollten sich ja ohnehin direkt telefonisch bei Ihnen melden.«
    »Sonst irgendwas?«
    »Jack, jetzt hören Sie mal zu. Ich möchte Sie wirklich nicht nerven, aber der Chef schickt mir pausenlos E-Mails, der Bezirkskommandant ruft alle zehn Minuten an, und dann muss ich auch noch den Abschlussbericht schreiben. Also, bei aller Liebe …«
    Er ließ sich in den Sitz zurücksinken und starrte auf die Buchenallee hinaus, die auf die Abtei zuführte. Also wusste sie nichts. Souness hatte keine Ahnung. Was, zum Teufel, war hier eigentlich los?
    » Jack ? Ich möchte Sie ja nicht nerven, aber …«
    »Okay, Danni. Tut mir Leid. Würden Sie mich bitte mit Marilyn verbinden?«
    Kryotos versprach, Champ anzurufen und das Treffen zu verschieben. Champ war gerade im West End. Er wollte unbedingt irgendwas zu Mittag essen und könnte sich um halb drei mit Caffery in Soho treffen, falls er bis dahin dort sein konnte. Also fuhr Caffery auf die M11: Während der Fahrt nach London sah er am Horizont fast eine ganze Stunde Canary Wharf. Um 14 Uhr 15 traf er schließlich in Soho ein, stellte den Wagen auf einem der teuren Parkplätze der Gegend ab, ging in eine Filiale seiner Bank, zahlte die dreitausend Pfund direkt wieder auf sein Konto ein und schlenderte dann gemächlich Richtung Shaftesbury Avenue.
    Champ war zwar erst vierundzwanzig, besaß aber bereits auf der anderen Seite von Chinatown einen Elektronikladen. »Ich weiß eben, wie’s im Geschäftsleben läuft, wissen Sie. Dabei kommt mir mein laotischer Name zu Gute, obwohl in meinen Adern fast ausschließlich chinesisches Blut fließt.« Er musste früher mal Akne gehabt haben, hatte aber schönes Haar und trug einen schiefergrauen Armani-Anzug und makellos gepflegte Lederschuhe. »Solange ich niemandem auf die Füße trete, lässt man mich in Ruhe. Ich kenne die Regeln des Guan-xi und weiß, wie man mit Chinesen Geschäfte macht.« Die Jungs, die am Soho Square in der Sonne hockten, blickten auf, als Champ und Caffery an ihnen vorbeigingen.
    Die beiden betraten ein gutes italienisches Lokal in der Dean Street: von Hand bemalte Amalfi-Teller an den Wänden, Stregaund Amarettoflaschen auf einem Regal direkt über den Köpfen des Küchenpersonals. Caffery bestellte Fisch und saß – mit dem Rücken zum Fenster – Champ gegenüber, der seine spaghetti alle vongole geschickt um die Gabel wickelte. Der junge Mann beugte sich bei jedem Bissen über den Teller, um auf seinem Anzug Saucenspritzer zu vermeiden.
    »Als diese Geschichte damals passiert ist, waren plötzlich alle da, sämtliche Wohltäter – und alle wollten mir helfen. Aber ich hab trotzdem die Klappe gehalten. Schließlich hab ich schon gearbeitet!«
    »Gearbeitet?«
    »Der Typ, der mich damals missbraucht hat, war eigentlich ein Freier.«
    »Ein Freier ?« Caffery überlegte, ob vielleicht eine Verwechslung vorlag. »Aber Sie waren doch erst …«
    »Richtig – noch nicht ganz zwölf, und der Typ war nicht der Erste.« Er schob sich eine Portion Spaghetti in den Mund und zeigte mit der Gabel auf Caffery. »Wahrscheinlich würden Sie jetzt gerne hören, wie schlimm das alles für mich gewesen ist – mit diesen Typen. Aber einige von denen hatten mehr Zeit für mich als meine

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