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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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eigene Mutter. Mit zwei Jahren war ich mal ein ganzes Jahr in einem Heim.« Er kaute und schluckte. »Irgendwer hat mich damals total voll geschissen in meinem Bett gefunden. Angeblich hab ich nur reglos dagelegen und nicht mal geweint.« Wieder wickelte er ein paar Nudeln um seine Gabel und schob sie sich in den Mund. »Meine Mutter war schon immer’ne Schlampe.« Ohne Caffery aus den Augen zu lassen, griff er kauend in seine Jackentasche und brachte einen Zettel zum Vorschein. »Das hier hab ich Ihnen mitgebracht.« Es handelte sich um eine zerknüllte Anzeige aus einer Stadtteilzeitung. »Über diese Anzeige hat er mich damals gefunden.«
    Ich bin 18 Jahre alt und sehe wegen eines Unfalls wie ein Zehnjähriger aus. Telefon …
    Caffery schob den Zettel wieder über den Tisch. »Sie haben schon mit elf Jahren solche Anzeigen aufgegeben?«
    »Ja, ich war schon immer ein ziemlich cleveres asiatisches Äffchen. Wir Asiaten sind nämlich ziemlich fix in der Birne, wissen Sie, schlauer als die meisten anderen Leute. Sie brauchen sich doch bloß anzuschauen, was ich in meinem Alter schon erreicht habe – und wissen Sie, wieso? Weil ich nie was mit Rauschgift am Hut gehabt habe wie die anderen Kids. In dem Park konnte man doch alles kriegen – Amphetamin, Methadon -, alles, was man gerade wollte. Aber ich hab mein Geld lieber gespart.« Er fuchtelte mit der Gabel in der Luft herum. »Hab ich ja schon gesagt, dass ich eigentlich Chinese bin.«
    »Dieser Typ hat sich damals nach Ihrem Papi erkundigt.«
    Champ schnaufte. »Richtig. Hatte ich ganz vergessen. Das war das Erste, was er am Telefon gesagt hat – ob ich meinen Papi mag. Ich hab das überhaupt nicht kapiert – heute weiß ich, dass das der übliche Schwulen-Jargon ist.«
    »Und dann hat er Fotos von Ihnen gemacht?«
    »Ja, aber ich hab das Gesicht von der Kamera abgewandt. Allerdings war ich ziemlich in Sorge, weil ich Angst hatte, dass er Fotos von mir gemacht hat, als ich schon ohnmächtig war. Jedenfalls kann ich mich noch vage an ein Blitzlicht erinnern.« Er nahm ein Stück Brot, tupfte damit die Sauce von seinem Teller und zuckte dann die Schultern, als ob ihn der damalige Vorfall nicht weiter bekümmert hätte. »Eines können Sie mir glauben: Bevor diese Geschichte passiert ist, hab ich gedacht, dass ich schon alle Perversionen kenne. Sie können sich nicht vorstellen, auf was für Sachen diese Typen manchmal stehen. Da gab es zum Beispiel welche, die hatten es gerne gelb – wenn Sie wissen, was das bedeutet.«
    »Hm – ja.«
    »Und braun und rot – Sie wissen schon: mit der Faust. Ach ja, Sie sind ja Polizist, da kann Sie natürlich nichts mehr erschüttern.«
    Caffery betrachtete den Fisch auf seinem Teller. »Kann schon sein.«
    »Aber der besagte Typ – der war völlig meschugge, absolut durchgeknallt. Zuerst hat er gesagt, dass er mich beschützen will. Und später hat er dann irgendwas davon gemurmelt, dass er gerne mal bei mir vorbeikommen und mich in meinem Bett anschauen möchte.«
    »Und was hat er damit gemeint?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht nur irgendeinen Schwachsinn. Jedenfalls ist er sofort zur Sache gekommen und hat sich an mir zu schaffen gemacht, und ich sag: Hey, Mann – Augenblick mal, ohne Gummi geht nichts – die Zeiten sind vorbei. Und als ich mich dann umdrehe und ihn etwas genauer inspiziere, da hat der Typ ein total mickriges Ding, einen total kleinen …« Er deutete mit Daumen und Zeigefinger ungefähr die Größe an. »So was hatte ich bis dahin noch nie gesehen: einen echten Minipimmel, und einen Ständer hat er auch nicht gekriegt. Hat einfach keinen hochgekriegt. Aber der hatte ja ohnehin was Besseres vor.« Champ schob sich das Brot in den Mund. »Als er mir dann dieses Kabel in den Arsch gerammt hat, bin ich umgekippt.«
    Caffery legte die Hände zu beiden Seiten des Tellers auf den Tisch und ließ kurz den Kopf sinken. Sein schwarzer Fingernagel nahm sich vor dem weißen Tischtuch fast violett aus. »Und er ist nie erwischt worden?«
    »Nein. Ist danach nie mehr aktiv geworden – hat einfach Schluss gemacht. Ich hab ihn auch nie wieder gesehen. Ich hab den Kerl damals Troll genannt, weil er so riesig und so unglaublich hässlich war. Und ich hab den anderen Jungs von ihm erzählt – ich meine, den anderen Strichern -, und so hat sich der Name allmählich herumgesprochen, ist fast so’ne Art Legende geworden. Später haben dann die Kinder aus den bürgerlichen Familien ebenfalls angefangen, über den Troll im

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