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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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damals einen Gürtel verwendet?« Caffery hatte aufrichtig Mitleid mit Gummer. Der Mann hatte die Arme um die Knie geschlungen, als ob ihn fröstelte, und starrte mit hochgezogenen Schultern in das verregnete Croydon hinaus. Aber er konnte ihm die Frage trotzdem nicht ersparen: »Hat er Ihren Sohn mit einem Gürtel gewürgt?«
    »Nein, einen Gürtel hat er nicht gehabt. Aber er hat ihn geschlagen … und gebissen.«
    Sieht ganz so aus, als ob du die Technik mit dem Gürtel erst später im Knast kennen gelernt hast, du Schwein . »Und – hat er irgendwas Besonderes gesagt, woran Sie sich noch erinnern können?«
    »Nein. Ich hab mir tausendmal den Kopf zermartert. Natürlich hat er sich zu rechtfertigen versucht, das können Sie sich ja vorstellen. Ja, und dann hat er noch behauptet, dass er nicht anders kann, dass er sich selbst therapiert. Für mich war das alles nur völlig hirnrissiges Geschwafel – nur eine bequeme Ausrede …«
    »Sie meinen, dass er sich selbst therapiert?«
    Gummer sah ihn erstaunt an. »Was?«
    »Ja, dass er sich selbst behandelt«, sagte Caffery leise und dachte an das Notizbuch, das jetzt in Souness’ Schublade lag. Er sah Gummer an. »Tut mir Leid – ist völlig nebensächlich -, aber nach unserer Auffassung ist dieser Klare schizophren. Also, er ist …«
    »Der Kerl ist total verrückt – ja, komplett wahnsinnig.«
    »Ja, kann schon sein.« Caffery trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Na ja, vergessen wir das erst mal. Sie fahren jetzt am besten mit Ihrer Schilderung fort.«
    Als Klare schließlich verschwunden war, wollte Gummer zur Polizei gehen. Doch seine Frau lehnte das rundweg ab und gab ihm mit einigen unmissverständlichen Worten zu verstehen, dass er in der Öffentlichkeit als Kinderschänder dastehen würde, falls etwas von dem Vorfall bekannt wurde. Ein Kinderschänder! Niemand darf je etwas davon erfahren. Sonst sind wir für den Rest unseres Lebens gezeichnet. Doch schließlich war das eiserne Schweigen unerträglich geworden. Deshalb hatte Gummers Frau eines Tages ihre Schallplatten, ihre Jane-Fonda-Aerobic-Videos und ihren Sohn eingepackt und Gummer so gut wie mittellos in London zurückgelassen. Nicht mal ein Kopfkissen oder Bettwäsche oder Handtücher hatte sie ihm dagelassen – das Einzige, was Gummer blieb, war eine klebrige Flasche Tomatenketchup in dem sonst leeren Kühlschrank. Außerdem hatte Gummers Frau ihren Mann davon überzeugt, dass er pervers sei – sonst hätte er es gar nicht geschafft, seinen eigenen Sohn zu schänden. »Stellen Sie sich das mal vor – meinen eigenen Sohn. Hätte ich niemals für möglich gehalten, wenn es nicht wirklich passiert wäre.«
    »Gab es in Ihrem Haus einen Speicher?«
    »Ja. Wir hatten einen Dachboden.«
    Caffery stellte sich vor, wie Klare wie eine Spinne auf dem Speicher hockte, seine Opfer ausspähte und geduldig wartete, bis er aus seinem Versteck herauskommen und ungestört seine perversen Gelüste ausleben konnte. »Ich glaube, dass er sich über den Dachboden Zugang zu Ihrem Haus verschafft hat.«
    »Weiß ich.«
    »Das wissen Sie?«
    »Hab ich später herausgefunden. Abgehauen ist er zwar durch den Vordereingang – ist einfach vorne zur Tür rausspaziert. Aber ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wie er eigentlich ins Haus gekommen ist. Deshalb bin ich hinterher mit der Leiter auf den Speicher gestiegen und hab den Misthaufen entdeckt, den er dort hinterlassen hatte.« Gummer zuckte die Schultern. »Außerdem hat meine Frau schon in den Tagen zuvor immer wieder gesagt, dass in unserem Haus irgendwas nicht stimmt.«
    »In den Tagen zuvor ?«
    Gummer nickte. »Ja, sie hat ständig behauptet, dass es im ganzen Haus so merkwürdig riecht. Ich hab davon zwar nichts bemerkt, aber sie wollte das Haus unbedingt noch vor unserem Urlaub von diesem Geruch befreien. Sie war sogar der Meinung, dass vielleicht ein Tier unter den Bodendielen verendet ist. Wahrscheinlich hätte sie die ganze Bude auseinander genommen, wenn ich sie nicht gebremst hätte. Heute weiß ich natürlich, dass das ein Fehler war …«
    Er hielt inne. Caffery saß plötzlich kreidebleich vor ihm. »Dann hat Ihre Frau den Dreck auf dem Speicher also schon vorher gerochen?«
    »Ja, sie hat deswegen ständig herumgemault. Ich selbst hab allerdings nichts gerochen, aber man sagt ja, dass Frauen eine feinere Nase haben als wir Männer.«
    Caffery stand abrupt auf und ging nach nebenan. Er trommelte nervös mit den Fingern auf Kryotos’

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