Die Behandlung: Roman (German Edition)
Täter damals überführt?«
»Nein – außerdem sind solche Leute zu der Zeit noch nicht registriert worden.«
»Würden Sie bitte für mich mit dem Opfer und mit diesem Inspector Termine vereinbaren?«
Im Brockwell Park stieg die Sonne hinter dem riesigen Arkaig Tower immer höher. Noch lag ein Teil der Anlage im Schatten des Ungetüms. Zwei Hundeführer in blauen Hemden zogen sich neben dem Einsatzwagen ihre Schutzanzüge an. Auf dem Beifahrersitz des Lieferwagens lagen zwei Schutzmasken, und die Hunde im hinteren Teil des Gefährts waren nicht dieselben, die während der vergangenen zwei Tage zum Einsatz gekommen waren. Vielmehr waren die Tiere auf Verwesungsgerüche trainiert.
»Sie wissen doch hoffentlich, dass die Hunde vielleicht Schaden anrichten, wenn sie ihn finden.« Der Sergeant sah ihn verlegen an. »Es gelingt uns nicht immer, das zu verhindern, sie sind nämlich hungrig.« In einer Dewhurst-Einkaufstüte lagen für die Hunde – seit drei Tagen ungekühlte – Schweinefüße bereit, damit die Tiere später ihren Hunger stillen konnten, falls sie den toten Rory Peach nicht finden sollten.
»Ja.« Caffery rieb sich die Nase und ließ den Blick über die Baumwipfel schweifen. Er war fest davon überzeugt, dass der Junge irgendwo in dem Park versteckt war, und ihm blieb keine andere Wahl, als auf diese Intuition zu vertrauen. »Ja, weiß ich.«
Die Hundeführer begannen die Suche unweit des Wagens und stießen zunächst mit schweren Metallstäben ein paar Löcher in den Boden. Die Hunde kannten das Ritual nur zu gut und wussten sofort, dass es jetzt losging, aufgeregt sprangen sie umher. Während die Hunde die Schnauzen in die Löcher im Boden steckten, das Unterholz durchstöberten und die Uferbefestigung der Seen beschnüffelten, schöpfte Caffery erstmals wieder ein wenig Hoffnung. Allerdings sind hohe Temperaturen nicht nur für die Infrarottechnik eines Helikopters ein Problem, sondern auch für das Geruchsorgan eines Hundes. Nach einer Stunde hatten die Tiere noch immer nichts gefunden. Die Beamten schwitzten in ihren Schutzanzügen und wechselten zunehmend skeptischere Blicke. Doch Caffery war noch nicht bereit aufzugeben. Er beobachtete Texas, den größeren der beiden deutschen Schäferhunde. Von Zeit zu Zeit hob der Hund verwirrt den Kopf und sprang nervös im Kreis herum.
»Los, komm schon, Junge.« Der Hundeführer versuchte immer wieder, das Tier zum Weitersuchen zu animieren. »Los, such ….«
Doch allmählich machte das merkwürdige Gebaren des Hundes Caffery stutzig. Die Einsatzkräfte hatten zwar jeden Quadratzentimeter des Parks durchsucht, aber sie hatten irgendetwas übersehen, davon war er überzeugt. Eine dumpfe Ahnung rumorte in ihm, doch der entscheidende Geistesblitz wollte sich noch immer nicht einstellen.
Du weißt doch angeblich ganz genau, wie so ein Mörder tickt – bildest du dir jedenfalls ein -, trotzdem kapierst du nicht, was hier los ist.
Was ist das – ein Troll, Danni?
Ein alter Schwuler, der es mit kleinen Jungen treibt. Ein alter Homo, der von Baum zu Baum springt.
Er sah Rebecca vor sich, wie sie sich vor wenigen Tagen abends an den Ast der Buche geschmiegt hatte. Auch Zeus’ Wiege hing am Ast eines Baumes . Er dachte an den kleinen Jungen in der Clock-Tower-Grove-Wohnanlage, der gesagt hatte, dass der Troll an Fallrohren hinaufkletterte. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ja, er hatte sich nicht geirrt: Rory war tatsächlich noch in dem Park. Und er glaubte jetzt auch zu wissen, wo.
Um 12 Uhr 30 kam Hal Church aus seinem Möbel-Design-Studio in der Coldharbour Lane zum Mittagessen nach Hause. Er war ein groß gewachsener Mann mit mittelblonden Haaren, die sich oberhalb der sonnengebräunten Stirn bereits etwas lichteten. Mit seinen hochgerollten Hemdsärmeln erinnerte er mehr an einen breitschultrigen Handwerker als an einen Designer.
Benedicte war gerade damit beschäftigt, einige Tesco’s-Tüten auszupacken, und Hal legte seine Hände auf ihre Hüften und küsste sie in den Nacken. Dann schob er sie sanft zur Seite, um eine Tüte Brezeln aus dem Küchenschrank zu angeln. Zwischen den beiden hüpfte Josh um die Einkaufstüten und inspizierte neugierig die Einkäufe seiner Mutter.
»Mami, wo ist das Sunny Delight?«
»Sunny Delight.« Hal legte sich die Hand auf die Stirn. »Oh, mein Gott, der arme Junge ist ja schon ganz orange von dem Zeug.«
»Paa-pi!« Josh fuhr herum und hielt sich die Hände vor das Gesicht.
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