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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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wirbeln und hätte sie beim Auffangen fast verfehlt. Ein Pärchen schob sich misstrauisch an ihr vorbei und drückte sich fast ängstlich gegen die Regale. »Also dieser Typ …« Rebecca stellte sich Caffery mit strahlendem Gesicht in den Weg. Erst jetzt konnte er die Aufschrift auf ihrer Lederweste richtig erkennen. Dort stand in weißen Buchstaben Artikel fünf der Anstaltsregeln von Alcatraz geschrieben: Sie haben ein Anrecht auf Nahrung, Kleidung, einen Schlafplatz und medizinische Betreuung. Alle sonstigen Annehmlichkeiten sind lediglich auf die Großzügigkeit der Anstaltsleitung zurückzuführen. »Also dieser Typ sagt zu seiner Freundin: ›Komm, lass uns Analsex machen …‹«
    »Rebecca …«
    »Also der Typ sagt: ›Komm, lass uns Analsex machen.‹ Und sie sagt: ›Analsex? Ist das nicht ein bisschen pervers?‹ Und er sagt …«
    »Bitte – halt doch endlich den Mund …«
    »Und er sagt: ›Pervers? Pervers ? Was ist denn das für ein Wort – aus dem Mund einer Zehnjährigen.‹« Sie ließ ihren Oberkörper vornüber sinken, presste die Flasche gegen ihre Beine und schüttete sich aus vor Lachen. »Einer Zehnjährigen!«
    »Ja, sehr witzig.« Er versuchte, irgendwie an ihr vorbeizukommen, doch sie hüpfte ständig hin und her und versperrte ihm den Weg.
    »Also, Jack, stell dich doch nicht so an. Du solltest häufiger das Handbuch der gelungenen Paarbeziehung konsultieren. Dort heißt es nämlich: Lachen Sie über die Witze Ihres Partners …«
    »Würdest du jetzt bitte aufhören!« Er hielt ihr drohend einen Finger vor das Gesicht, und sie fuhr überrascht zurück . »Kannst du bitte mal für eine Sekunde die Schnauze halten!« Er trat ganz nahe an sie heran und sprach fast flüsternd, damit niemand anderer ihn hören konnte. »Kannst du bitte mal versuchen, dir vorzustellen, wie es für mich war, als ich dich damals gefunden habe und du an diesem verdammten Scheiß-Haken unter der Zimmerdecke gebaumelt hast. Ich hab damals geglaubt, dass du tot bist – er hat nämlich zu mir gesagt, dass er dich zuerst gefickt und dann umgebracht hat. Was glaubst du, wie ich mich damals gefühlt habe?«
    Sie klimperte mit den Augen, und diese Reaktion brachte ihn vollends in Rage. Er knallte den Einkaufskorb mit solcher Wucht auf den Boden, dass die Flaschen klirrten, und tastete in der Tasche nach seinen Schlüsseln. Sie will es nicht anders, sie hat es darauf angelegt. Dann holte er tief Luft und machte sich darauf gefasst, dass sie rempelnd und schimpfend neben ihm hergehen würde. Er wollte sie wegstoßen, sie durchschütteln, ihr wehtun. Und als er schließlich am Ausgang stehen blieb und sich umdrehte, wusste er, dass ihm genau das gelungen war.
    Sie stand im gleißenden Neonlicht reglos zwischen den Regalen mitten im Gang – eine einsame kleine Gestalt, ganz allein in dem riesigen Supermarkt. Er ging ein paar Schritte in den Gang zurück. »Becky?«
    Sie machte eine knappe Kopfbewegung und drückte das Kinn ein wenig nach unten, sagte aber nichts. Er nahm ihre kalte Hand. Toll – dann hast du es also geschafft – herzlichen Glückwunsch.
    Beschämt und wütend auf sich selbst, lief er mit Rebecca durch die Brixtoner Straßen zum Auto zurück. Sie fuhren schweigend nach Hause. Dort ging sie mit einer Flasche Blavod und einer Packung Zigarillos sofort nach oben und legte sich, ohne etwas zu essen, ins Bett. Den ganzen Abend wechselten sie kein weiteres Wort.

8. KAPITEL
     
    (20. Juli)
    Widerstrebend dehnte die Mordkommission die Suchaktion und die Ermittlungsarbeiten über den unmittelbaren Bereich des Parks und die umliegenden Straßen hinaus aus. Detective Sergeant Fiona Quinn fuhr zum Donegal Crescent. Zwar war der Zutritt zu dem Haus noch immer untersagt, damit die Spezialchemikalien der Spurensicherung ihre Wirkung entfalten konnten, doch sie ging trotzdem hinein und kehrte in der Ecke, in der sich der Täter laut Alek Peach die meiste Zeit aufgehalten hatte, nochmals die Partikel auf dem Teppichboden gründlich zusammen. Alek Peach hatte das Krankenhaus inzwischen – ohne Rücksprache mit den Ärzten – einfach verlassen.
    »Was?«
    Caffery stand mit ungläubigem Gesicht in der Tür des Dienstzimmers. Er hatte noch sein Jackett an, sein Haar war nass, und er hielt eine Tasse von dem köstlichen Kaffee in der Hand, für den Kryotos auf dem Revier berühmt war.
    »Jawohl, heute früh.« Souness hatte ihren linken Fuß auf dem rechten Knie platziert und war damit beschäft, mit einem

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