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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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beunruhigen wollte.«
    »Und wie sieht er aus?«
    »Grauenhaft. Ich hab ihn schon öfter dort gesehen, wenn ich mit Smurf spazieren gegangen bin.« Als ob sie ihren Namen gehört hätte, erhob sich Smurf, die im Fernsehzimmer geschlafen hatte, mühsam und kam gähnend und mit klickenden Pfoten über den gekachelten Boden zu ihnen her. Hal beugte sich hinab, streichelte sie und kraulte sie an den alten tauben Ohren. »Stimmt doch, Smurf, dass wir ihn schon häufiger gesehen haben? Ich habe ihn auf den Zeitungsbildern nur nicht wieder erkannt.«
    »Und was hat er dort gemacht?«
    »Keine Ahnung. Er ist an der Stelle auf und ab gegangen, wo …« Hal richtete sich wieder auf und trank einen großen Schluck Bier. »Er ist an der Stelle auf und ab gegangen, wo sie seinen kleinen Jungen gefunden haben.«
    »Ich bin auch dort gewesen«, murmelte sie etwas verlegen. Eigentlich hatte sie nur einen Spaziergang gemacht, doch plötzlich hatte sie vor dem zertrampelten Blumenteppich gestanden. Mitfühlende Menschen hatten dort Karten, bunte Schleifen, Blumensträuße, Kondolenzkarten und kleine Teddybären hingelegt. Der kleine Rory war knapp neun Jahre alt gewesen. Sicher hätte er die Teddys ganz schrecklich gefunden – war ihr unwillkürlich durch den Kopf geschossen. »Ich weiß gar nicht, was sie mit den vielen Blumen machen wollen.«
    »Inzwischen sind dort draußen ganze Familien unterwegs, kannst du dir das vorstellen? Richtige kleine Ausflugsgesellschaften, und die Kinder tragen T-Shirts mit dem Aufdruck ›Tod den Pädos‹.«
    »Ja, ich weiß.« Sie schüttelte den Kopf. »Und – hat Alek Peach diese Leute gesehen?«
    »Ja – er hat alles gesehen. Er stand ein Stück abseits zwischen den Büschen und hat die Szene beobachtet. Du hättest mal sehen sollen, wie er Josh angestarrt hat – als ob er ein Gespenst sieht.«
    »Armer Kerl.« Sie stand auf und verstaute die Taschenlampe in einer Schublade. »Ich kann es kaum abwarten, endlich nach Cornwall zu fahren, Hal. Ich muss unbedingt ein paar Tage raus aus Brixton.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Und bleib nicht die ganze Nacht hier unten.«
    Um 4 Uhr 30 früh verfärbte sich der Himmel über den Häusern tiefblau, nur die Venus stand noch am Himmel. Caffery saß noch immer starr vor Entsetzen auf einem Stuhl neben dem Fenster, an dem Penderecki so oft gestanden hatte, um Jack und Ewan in dem Baumhaus jenseits des Bahndamms beim Spielen zu beobachten. Auf seiner Stirn saßen Fliegen und labten sich an seinem Schweiß, doch er unternahm nichts, um sie zu verscheuchen.
    Schon seit vielen Jahren hatte er sich immer wieder vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn Penderecki sterben würde – und jetzt war es so weit: Es bestand keine Möglichkeit mehr, vielleicht eines Tages herauszufinden, was damals aus Ewan geworden war. Jetzt saß er also – ganz in seine Angst verstrickt – hier in Pendereckis Haus auf diesem Stuhl und fühlte sich nur unendlich leer.
    Als gegen 5 Uhr die ersten Güterzüge über den Bahndamm rollten, geriet Caffery langsam wieder in Bewegung. Er verscheuchte die Fliegen, stand auf und ging mit brennenden Augen nach unten, drehte den Wasserhahn auf, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und machte sich an die Arbeit.
    Irgendwo in diesem Haus war die Antwort auf seine Fragen verborgen. Er ging ins Bad. Das Summen und der Gestank, der ihm entgegenschlug, ließen ihn würgen. Penderecki war bereits völlig verwest. Unter seinen Füßen hatte sich ein – von Fliegenleibern nur so wimmelnder – stinkender Haufen gebildet. Caffery stand reglos da, bis der Brechreiz endlich wieder nachließ.
    Penderecki hatte ein Loch oben in die Decke geschlagen und die Schlinge an einem Balken befestigt. Auf dem Boden lag noch die kleine Gartenhacke, die er dazu verwendet hatte, und der am Boden liegende Putz bezeugte, dass er sich dafür nicht allzu viel Zeit genommen hatte. Sah ganz so aus, als ob er mit den nötigen Utensilien in das Bad marschiert war, ein Loch in die Decke gehauen, das Seil dort oben festgemacht und sich dann einfach aufgehängt hatte. Nicht mal der kleine Badhocker war dabei umgefallen.
    In der Toilette lag ein Exemplar von Derek Humphrys In Würde sterben . Mit dem Sweatshirt vor dem Gesicht beugte sich Caffery über das WC und fing an zu lesen. Ein Absatz war wütend mit dem Rotstift durchgestrichen: »Wenn Sie Gott für den Herrn Ihres Geschicks halten, dann hören Sie am besten gleich auf, weiterzulesen. Bemühen Sie sich um die beste

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