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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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rechten Fuß sehen, der in teuren Sandalen steckte und gemächlich auf und ab wippte. Er wandte sich ab.
    »Hören Sie«, sagte er zu Quinn, »die Obduktion liegt inzwischen mehr als zwei Tage zurück, und jetzt kommen Sie mir damit, dass Sie nicht …«
    »Es gibt keinen Grund, laut …«
    »Stellen Sie sich mal vor, wir hätten einen Tatverdächtigen in Untersuchungshaft genommen, dann sähen wir jetzt verdammt alt aus.«
    »Sie hören mir ja nicht zu.«
    »Ich habe Ihnen aus unserem Etat Geld angewiesen, damit Sie die Sache vorrangig behandeln. Glauben Sie vielleicht, dass ich tagelang Däumchen drehend hier herumhänge, und dann rufen Sie an und erzählen mir, dass Sie uns die versprochenen Analysen vielleicht demnächst irgendwann liefern …«
    »Jack …«
    »Jedenfalls hätte ich die verdammte Kohle unter solchen Umständen nicht locker gemacht … Geben Sie doch zu, dass Ihre Leute im Labor wieder mal die absolute Scheiße gebaut haben …«
    »Mr. Caffery!«
    »Ja, was ist?«
    Beide schwiegen einen Augenblick. Caffery machte den Mund zu und trommelte nervös mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Er hatte geradezu bildhaft vor Augen, wie Quinn und er sich mit blutunterlaufenen Augen quer durch das Londoner Ortsnetz angifteten. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er laut geworden war, und er spürte, wie Kryotos ihn von nebenan beobachtete. Ja, sie hatte Recht: Er war aufbrausend, unvernünftig, völlig unbeherrscht. Er holte tief Luft, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, trommelte wieder mit den Fingern auf die Schreibtischplatte und sagte: »’tschuldigung, tut mir Leid. Was wollten Sie sagen?«
    »Schon mal was davon gehört, dass man solche Proben teilen kann – genau genommen vierunddreißig Mal?«
    »Nein.«
    »Alles eine Frage des Budgets …«
    »Dann tun Sie es doch. Sie erhalten in solchen Fällen eine Erschwerniszulage. Warum haben Sie denn nicht schon längst damit angefangen?«
    »Ich versuche Ihnen bereits die ganze Zeit zu erklären, dass wir – also dass die Tests bereits laufen.«
    Als er ins Haus kam, lag das Kuvert auf der Fußmatte. Das Gespräch mit Fiona Quinn hatte ihm seine restlichen Nerven geraubt. Ja, er hatte sie angebrüllt – Immer wieder tust du alles, um zu beweisen, wie Recht Rebecca hat! – und dann für heute das Büro verlassen. Er war hundemüde und wusste, dass dagegen nur eines half: nach Hause fahren und schlafen. Unterwegs hielt er kurz bei Sainsbury’s und kaufte vier Flaschen Pinot Grigio, eine Flasche Laphroaig, einen Liter Cola, Milch und eine Packung Nurofen. Als er das Geschäft gerade wieder verlassen wollte, sah er in einem Eimer zufällig ein paar mit Pfingstrosen gemischte Salbeisträuße. Er zögerte kurz und kaufte dann zwei davon. Für Rebecca.
    Er hob den Brief auf und ging damit in die Küche. Dort legte er das Schreiben auf den Tisch, stand einen Augenblick unschlüssig da und starrte auf den Umschlag. Der Poststempel datierte vom Mittwoch, und aufgegeben hatte die Sendung Ivan Penderecki – das erkannte er sofort an der Schrift. Vielleicht war der Gang zum Briefkasten sogar das Letzte gewesen, was der Mann überhaupt getan hatte.
    Caffery leerte die Einkaufstüten und starrte zwischendurch immer wieder das Kuvert auf dem Tisch an. Er legte vorsichtig eine Flasche Wein in den Kühlschrank und eine weitere ins Tiefkühlfach, durchsuchte die Schränke nach einer Vase. Als er keine finden konnte, fischte er schließlich eine Plastiklimonadenflasche aus dem Mülleimer, schnitt den Hals ab, entfernte das Etikett und ließ sie mit Wasser voll laufen. Er stellte die Blumen in die provisorische Vase und platzierte sie im Wohnzimmer auf der Fensterbank. Dann drehte er sich von dem Stoff, den Rebecca in der Blechdose verwahrte, einen kleinen Joint, nahm ein paar tiefe Züge und öffnete schließlich – als er es nicht länger aushielt – das Kuvert.
    In dem Umschlag steckte nur ein Blatt Papier. Einer weiteren Erklärung bedurfte es nicht. Auf dem Blatt war alles erläutert, was er wissen musste: ein von Hand gezeichneter Wegweiser.

15. KAPITEL
     
    Caffery brauchte rund zwanzig Minuten, bevor er begriff, was die Skizze im Einzelnen zu bedeuten hatte. Er saß neben dem offenen Fenster am Küchentisch, drehte das Blatt hin und her und hielt es sogar gegen das Licht. Das kleine Rechteck stand für ein Gebäude – »Anstalt« hatte Penderecki in seiner unverkennbaren Handschrift daneben geschrieben. »Anstalt« konnte alles Mögliche bedeuten. Und

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