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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Gesicht zu lecken. Von Rührung überwältigt, fasste Benedicte plötzlich neuen Mut.
    »Okay.« Sie klapperte mit den Zähnen, atmete tief ein und setzte sich auf. »Okay, Smurf. Ich werde mir diesen Dreckskerl schnappen.« Sie streichelte den Kopf des Hundes. »Das verspreche ich dir.«
    Sie hob das Knie, bis die Handschelle sich spannte – überlegte, ob ihre Kraft dazu ausreichte, das kupferne Heizungsrohr zu zerreißen. Doch das Bein war bereits dick geschwollen und rot-blau angelaufen. Also hockte sie sich mit angezogenen Knien vor die Heizung und inspizierte die Handschelle. Vier abgeflachte feine Schrauben – nicht größer als ein Streichholzkopf. Wild entschlossen richtete sie den Oberkörper auf und zog Hals Cordhemd aus. Dann entledigte sie sich ihres BHs, hob ihn zum Mund und nagte so lange daran, bis der feine Drahtbügel zum Vorschein kam.
    Ja, ich werde den Widerling umbringen, dieses Schwein. Ist mir egal, wie groß der Kerl ist.
    Sie zog den Draht aus der Hülle und entfernte mit den Zähnen die schützende Plastikummantelung an den Enden. Dann machte sie sich mit dem spitzen Ende an den Schrauben zu schaffen. Doch der Draht gab sofort nach und hinterließ an den Schraubenköpfen lediglich ein paar Kratzer. »Verdammte Schei ße. Nur nicht aufgeben.« Sie inspizierte den Heizkörper, zog den Drehknauf aus seiner Verankerung und wollte gerade das Kupferrohr untersuchen, als Smurf sich plötzlich aufsetzte und leise Richtung Tür knurrte. Ein tiefes zittriges Knurren – und das, obwohl der Hund eigentlich so gut wie taub war.
    Benedicte erstarrte und hockte sich in der Startposition eines Sprinters auf den Boden. O verdammt …! Sie zitterte vor Grauen, und ihre schönen Pläne lösten sich in Luft auf. Irgendwas schnüffelte unten an der Tür.

18. KAPITEL
     
    »Wo fangen wir an?«
    »Okay – bringen wir es hinter uns.« Caffery legte seine Aktenmappe auf die Arbeitsfläche und packte seine Brille und die Tatortfotos aus. Quinns Team hatte die halbe Küche demontiert: Streifen des Linoleums und rechteckige Stücke aus dem Vorhang waren herausgeschnitten. An der Fußbodenleiste, an der Rorys Blut geklebt hatte, waren noch schwarzes Pulver und Zahlenschildchen zu sehen. Selbst die Gläser auf der Spüle hatte die Spurensicherung bestäubt. An einem Toaster, der zur Untersuchung im Labor gewesen war, hatte jemand die zusammengerollte Schnur mit einem Klebeband befestigt.
    Bisher ging die Polizei davon aus, dass der Täter Rory Peach in der Küche in die Schulter gebissen und ihn dabei so schwer verletzt hatte, dass das Blut des Jungen zuerst zu Boden getropft war und dann von dem Papierhandtuch aufgesaugt wurde. Caffery setzte die Brille auf, warf einen Blick auf die Fotos, die die Spurensicherung von der Küche gemacht hatte, und reichte sie dann Souness. Er versuchte sich die Szene vorzustellen: Rory – wie wild um sich schlagend, Alek Peach – angekettet und völlig erschöpft oder sogar bewusstlos. Alek selbst war zwar auf den Fotos nicht zu sehen, dafür jedoch der Abdruck und die Flecken, die er auf dem Boden hinterlassen hatte.
    »Dann hat er also so dagelegen.« Caffery stand vornübergebeugt an der Stelle, wo das Linoleum aufhörte und der Teppichboden des Wohnbereichs anfing, und zeichnete die Markierungen in der Luft nach. »Und zwar halb auf dem Küchen- und zum Teil auf dem Teppichboden, und an diesem Heizkörper dort war er festgekettet.« Er zeigte auf den Heizkörper im Wohnbereich.
    Souness verzog angewidert die Nase. »Meinen Sie, dass noch Lebensmittel im Kühlschrank sind?
    »Was?« Er hob schnüffelnd die Nase. »Ach so, das meinen Sie … also ich glaube, dass ist nur …« Carmel, Rory und Alek Peach hatten während der drei Tage alle drei irgendwann Stuhlgang gehabt. Ihnen war ja keine andere Wahl geblieben. Sergeant Quinn hatte sich sogar über die große Menge Urin gewundert, die Carmel ausgeschieden hatte – selbst der Teppich auf dem Treppenabsatz war durchnässt gewesen. »Ich glaube, das liegt – also, das ist der Geruch der Ausscheidungen.«
    Wieder verzog Souness das Gesicht und öffnete die Kühlschranktür, um sich zu vergewissern. Sie sah, dass sich an den Wänden an einigen Stellen Schimmel gebildet hatte, an einer Margarinepackung klebte noch der Staub der Spurensicherung, und in dem Fach in der Tür stand ein Glas mit Gewürzgurken. Sonst war der Kühlschrank leer. Sie machte die Tür wieder zu und blickte sich mit herabgezogenen Mundwinkeln in dem Raum um.

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