Die Behandlung: Roman (German Edition)
»Glauben Sie wirklich, dass dieser Gestank auf die Ausscheidungen der bedauerlichen Leute zurückzuführen ist?«
»Kommen Sie mal mit.« Caffery trat in die Diele hinaus und blieb am Fuß der Treppe stehen. Auf der untersten Stufe lag Rory Peachs schwarz eingestäubte Wasserpistole. »Also das hier ist angeblich die Stelle, wo der Täter Alek Peach bewusstlos geschlagen hat – was halten Sie davon?« Beide blickten durch den Gang Richtung Küche, dann ging Souness durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
»Wahrscheinlich ist der Kerl von hier gekommen.«
»Sieht ganz so aus. Gut, also sagen wir mal, dass er aus dem Wohnzimmer gekommen ist und Peach von hinten angegriffen hat. Allerdings haben wir hier nirgendwo Blut gefunden. Na ja, gut möglich, dass er erst später angefangen hat zu bluten.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Keine Ahnung – reine Spekulation.« Er hielt die Arme auf Schulterhöhe ausgestreckt und wies mit der einen Hand durch den Gang Richtung Küche und mit der anderen in das Wohnzimmer. »Bevor der Täter Alek außer Gefecht gesetzt hat, muss er sich also zunächst durch die rückwärtige Tür Zugang verschafft, Carmel überwältigt und die Treppe raufgeschleppt haben.« Er nahm zwei Stufen auf einmal, und in seiner Tasche klimperte das Kleingeld. Oben blieb er vor dem Wäscheschrank stehen. »Jedenfalls sagen die Ärzte, dass er sie die Treppe raufgeschleppt hat. Gut. Also hat er sie nach oben gezerrt und dort drüben festgebunden …«
»Herrgott, hier oben stinkt es ja noch schlimmer.«
»… und dann ist er wieder nach unten gegangen.« Sie gingen die Treppe hinunter, und Souness hielt sich die Nase zu. »Und er hat etwa hier auf Alek gewartet. Ist natürlich nur eine Theorie.« Caffery stand an der Wohnzimmertür und sah Souness mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Einverstanden?«
»Ja, könnte so gewesen sein.«
Auf Cafferys Stirn erschienen jetzt noch mehr Falten. »Und?«
»Was – und?«
»Glauben Sie, das so was völlig geräuschlos vonstatten geht?«
»Hm.« Souness schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Okay. Also passen Sie mal auf. Carmel kann uns nicht weiterhelfen. Sie hat keine Ahnung, wo der Kerl sie überfallen hat. Das Letzte, woran sie sich erinnert, ist, dass sie das Abendbrot gemacht hat. Aber was Alek betrifft …« Er ging zu einer geschlossenen Tür direkt neben der Küche und legte die Hand auf die Klinke. Das Souterrain. »Wenigstens kann Alek sich noch an bestimmte Dinge erinnern.« Caffery öffnete die Tür und ging zwei, drei Stufen nach unten. »Alek war mit Rory hier unten. Die beiden haben gerade an der PlayStation gespielt – als Alek plötzlich auffiel, dass er schon länger kein Lebenszeichen mehr von Carmel gehört hatte.« Souness kam ebenfalls die Treppe herunter und sah sich in dem Raum um. An den Wänden Südstaatenmotive: gekreuzte Pistolen, schwere Ledergürtel, ein gerahmtes Elvis-Bild. Am Boden lag ein weißer Flokati-Teppich, und in einer Ecke befand sich eine verspiegelte Bar. Neben einem einarmigen Banditen im Las-Vegas-Stil hing ein Foto des jungen Alek Peach, der mit einem Cowboyhut auf dem Kopf in die Kamera lächelte. Caffery ging jetzt ganz nach unten und bat Souness, ihm zu folgen. »Kommen Sie bitte mal nach unten – ich möchte etwas ausprobieren. Hier.« Er schaltete den Fernseher und die PlayStation ein und gab Souness die Fernbedienungen. »Wie wär’s mit’ner Runde Quake ?«
»Sie werden sich wundern. Ich kenn mich mit Computerspielen ziemlich gut aus.«
»Überrascht mich nicht. Stellen Sie das Ding so laut, wie Sie wollen – am besten ziemlich laut.«
Souness machte es sich in dem Stuhl vor dem Monitor bequem. »Und Sie – was machen Sie jetzt?«
»Bleiben Sie einfach sitzen.«
Er ging nach oben in die Küche, wo der Lärm der PlayStation noch deutlich zu hören war. Dann stellte er sich vor die Tür, die nach hinten in den Garten führte, und tat, was er schon seit Stunden geplant hatte. Sekunden später erschien Souness oben auf der Treppe. »Alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Was ist denn passiert?«
»Ach, ich hab nur’ne Flasche fallen lassen. Hier auf der Terrasse – und zwar bei geschlossener Tür.«
»War nicht zu überhören.«
»Sehen Sie.« Seine Mundwinkel fingen vor Erregung an zu zucken. »Und wieso hat Peach dann nicht mitbekommen, dass der Täter die Scheibe hier in der Tür zertrümmert hat?«
»Meinen Sie etwa, er lügt ?«
»Nein – ich glaube ihm,
Weitere Kostenlose Bücher