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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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übermenschlich groß wäre – draußen vor der Tür ab und polterte davon, torkelte gegen Schränke und Wände und stolperte dann lärmend die Treppe hinunter.
    Danach wieder absolute Stille.
    »Hal? Josh!« Sein Keuchen erinnert mehr an ein Tier als an einen Menschen … »Josh!« Sie brüllte so laut, dass die taube Smurf ihren alten Kopf hob und gemeinsam mit ihr zu heulen anfing. »Josh!«
    Als ihre Stimme schließlich versagte und unten alles ruhig blieb, als die Tür nicht plötzlich lichterloh in Flammen stand, ließ sie sich erschöpft zu Boden sinken. Sie drehte sich auf die Seite, riss sich mit den Fingernägeln an den Innenarmen tiefe Wunden in das marmorweiße Fleisch und wagte nicht, daran zu denken, welche Torturen der arme, arme Josh durchmachen mochte.
     
    Caffery ließ Souness vor dem Blacka-Dread-Musikladen in der Coldharbour Lane aussteigen, damit sie bei einem Straßenverkauf etwas zu essen besorgen konnte. Während er auf sie wartete, rauchte er eine Zigarette und beobachtete das Treiben ringsum: Drüben an der Ecke vor einem schicken Klamottenladen stand ein weißer Dealer, der sich einen schmierigen Lederhut auf den Kopf gedrückt hatte und gerade Verkaufsverhandlungen führte. Dann traten drei modisch gekleidete, junge Schwarze mit gebleichten Haaren aus dem Ritzi und wechselten unauffällig die Straßenseite, als sie den Dealer sahen. Ein Mädchen, dessen paillettenbesetzter indischer Rock sich im Schutzblech ihres wackeligen Fahrrads verfangen hatte, rief dem Dealer im Vorbeifahren etwas zu.
    Caffery zündete sich eine weitere Zigarette an, lehnte sich zurück und bemerkte, dass sich direkt gegenüber das Delikatessengeschäft befand, in dem Rebecca manchmal frischen Mozzarella besorgte. Der Laden war zwar im Augenblick geschlossen, aber er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie einmal mit ihren strahlend wachen Augen zwischen Salamistapeln, meeresgrünen Olivenölflaschen und staubigen – unaussprechlich beschrifteten – Dosen hindurchgeschlendert war. »Wahrscheinlich merda d’artista «, hatte sie Caffery zugeflüstert, der staunend eine lange Reihe luftgetrockneter Serranoschinken anstarrte, die an der Rückwand des Raumes an einer Stange hingen. Selbst jetzt konnte er sie undeutlich durch das Fliegengitter erkennen. Als er so zurückdachte, ärgerte er sich beinahe, dass er sie damals nicht am Arm gefasst und zu ihr gesagt hatte: »Weißt du noch, in welchem Zustand Bliss dich damals zurückgelassen hat – wie er dich wie ein Stück Fleisch an der Decke aufgehängt hat?«
    O Gott – nicht schon wieder dieses Thema. Er rieb sich müde das Gesicht, überlegte, was Rebecca wohl denken, wo sie sich aufhalten mochte. Jedenfalls war er sich sicher, dass sie nicht heulend zu Hause herumhing und sich auch nicht in der Dusche irgendwelchen magischen Reinigungsritualen unterzog. Er wusste, dass sie nicht in eine Decke gehüllt und mit dunklen Ringen unter den Augen im Untersuchungszimmer eines Polizeireviers hockte. Plötzlich hatte er wieder vor Augen, wie sie ihn mit blutigem Mund über die Schulter angesehen und sein Gesicht studiert hatte. Was mochte sie nur denken? Dreckiges Schwein? Vielleicht war es ihr aber auch ganz recht, dass er sich als genau das unbeherrschte Charakterschwein erwiesen hatte, für das sie ihn schon immer gehalten hatte. Möglich, dass ihre Beziehung tatsächlich kaputt war.
    »Hey!« Souness klopfte an das Fenster. »Könnten Sie vielleicht ein etwas freundlicheres Gesicht machen und mich in Ihre Schrottkiste einsteigen lassen?« Sie war schweißgebadet, offenbar war es in dem Laden heiß gewesen. Sie hatte Gungo-Erbsensuppe in Styroporschalen und zwei jamaikanische Pasteten mitgebracht. »Haben keine große Auswahl in dem Schuppen. Aber keine Sorge, alles vegetarisch – wenigstens kein Ziegenfleisch.«
    Auf dem Rückweg zum Revier schlangen sie das Essen in sich hinein. Souness’ Krawatte war mit Suppe bekleckert, und an ihrem Anzug hingen Pastetenkrümel, doch sie bemerkte es nicht einmal. Sie dachte immer noch an Alek Peach: »Und wieso sagt er uns dann nicht einfach, wer es getan hat?« Auf dem Revier schob sie unten am Eingang ihre ID-Karte in das Gerät, dann stiegen beide in den Lift. »Ist doch schließlich sein eigenes Kind, verdammt noch mal?«
    »Schuldgefühle. Vielleicht hat er ja geschäftliche Probleme oder so was … Keine Ahnung. Vielleicht steckt er so tief in der Scheiße, dass jemand sich an ihm rächen wollte. Klar, dass so

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