Die Behandlung: Roman (German Edition)
wenn er behauptet, dass er am Freitagabend kein splitterndes Glas gehört hat. Weil« – er legte die Tatortfotos auf die Arbeitsplatte – »weil ich nämlich glaube, dass die Scheibe erst am Montag kaputtgegangen ist.«
»Also – tut mir Leid, Jack, jetzt kann ich Ihnen wirklich nicht mehr folgen.«
»Okay.« Er gab ihr die Fotos und ging zu der Tür hinüber. »Das Glas ist nämlich beim Zuschlagen der Tür nach innen gefallen – sehen Sie die Scherben auf den Fotos?«
»Tja.«
»Deshalb haben wir alle – einschließlich Quinn – bisher angenommen, dass der Täter die Scheibe zerschlagen hat, um sich Zugang zu dem Haus zu verschaffen. Er hat die Scheibe eingeschlagen und die Tür von innen aufgeschlossen. Dann macht er die Tür auf …« Er stieß die Tür auf, um zu demonstrieren, was er meinte. »Sie geht nach außen auf …«
»Und deshalb liegen die Scherben auch so ordentlich auf dem Boden.«
»Genau.«
»Und weiter?«
Er nickte. »Wenn es so gewesen wäre, dann hätte Alek etwas hören müssen, selbst unten in seinem Hobbyraum.«
»Also meinen Sie …«
»Ich meine, dass die Scheibe erst am Montag zu Bruch gegangen ist, nämlich als der Täter abgehauen ist. Möglich, dass die Scheibe herausgefallen ist, als er die Tür zugeschlagen hat, vielleicht hat Rory sie aber auch eingetreten, weil er wie wild um sich getreten hat. Und genau das hat den Lärm verursacht, den der Hund des Ladenbesitzers gehört hat. Schauen Sie mal« – er zeigte auf das Foto -, »so hat die Küche ausgesehen, als wir hier eingetroffen sind. Am Boden überall Glasscherben.«
»Richtig.«
»Am Montagmorgen hat es ein Unwetter gegeben – einen Wolkenbruch. Wäre die Scheibe zu dem Zeitpunkt schon kaputt gewesen, dann hätten die Vorhänge dort feucht sein müssen – waren sie aber nicht. Und die Scherben, die angeblich schon seit dem Einbruch dort am Boden gelegen hatten, weisen nicht das geringste Anzeichen von Unordnung auf.«
»Hm …« Sie betrachtete das Foto. »Nein, sieht tatsächlich aus, als ob die Scherben so in die Küche gefallen und dann einfach liegen geblieben sind.«
»Folglich hat sich während der ganzen Zeit, die der Täter hier verbracht hat, an der Anordnung der Scherben nichts geändert, nicht wahr? Absolut gar nichts?«
»Aber kann es nicht sein, dass er während der drei Tage einfach einen Bogen um die Scherben gemacht hat?«
»Und wie sind dann die Abdrücke seiner Handschuhe unter das Glas gekommen?«
Souness schwieg. Sie rieb sich das Gesicht, bis sich die Haut unter ihrem fahlen Haar violett verfärbte. »Hm …«
»Schauen Sie sich mal das Foto hier an.« Er zeigte ihr eine Aufnahme, die nach der Beseitigung der Glasscherben und nach Anwendung des Ninhydrins entstanden war. Er zählte die Quadrate des Musters, das auf dem Linoleum abgebildet war. »Hier.« Er stellte sich direkt neben die Tür breitbeinig über zwei schwache braune Flecke: über die Handschuhabdrücke, die das Ninhydrin sichtbar gemacht hatte. Dieser Teil des Fußbodens war mit Scherben bedeckt gewesen, als die Polizei das Haus gestürmt hatte. »Die Abdrücke hier müssen schon auf dem Boden gewesen sein, bevor das Fenster zu Bruch gegangen ist.« Er neigte sich ein wenig vor, um ihr auf dem Foto zu zeigen, was er meinte. »Jedenfalls ist der Kerl sicher nicht durch diese Tür hereingekommen.«
»Und wie sonst? Alle anderen Türen und die Fenster waren doch verrammelt. Hat Peach nicht gesagt, dass alles abgesperrt war? Unsere Leute mussten die Tür sogar mit einem Rammbock aufsprengen.«
»Richtig.« Er nahm ihr die Fotos aus der Hand und ließ sie in seine Mappe zurückgleiten. »Wissen Sie, was ich glaube?«
»Nein.«
»Ich glaube, dass Peach ihn hereingelassen hat.« Er nahm die Brille ab und sah sie an. »Ich glaube nämlich, dass Alek Peach ganz genau weiß, wer seiner Familie das angetan hat.«
Das Schnüffeln hörte genauso abrupt auf, wie es angefangen hatte. Benedicte hielt den Atem an – Denk nach, Ben, denk nach … Was, zum Teufel …? In der dröhnenden Stille hörte sie plötzlich, wie eine Flüssigkeit gegen die Tür plätscherte. Sie presste sich entsetzt an den Heizkörper.
Benzin – o Gott, Benzin …
Das Plätschern erstarb, und dann hörte sie, wie Gas oder Luft ausströmte. Offenbar versprühte der Kerl irgendwas. Haarspray? Ein explosives Gemisch? Smurf knurrte leise und hatte die Nackenhaare steil aufgerichtet. Plötzlich wandte sich der Troll – o Gott, das klingt ja, als ob er
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