Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
haben kein Recht, die Aussage zu verweigern, Schätzchen.«
Meyers Gesicht zerknautschte sich vor Widerwillen. Es war eine unbewusste, unwillkürliche Reaktion, und Jo erkannte, dass sie völlig danebenlag. Geli war nicht Prays Groupie. Sie war nicht seine Geliebte.
Unwillig schob sich Jo das Haar aus dem Gesicht. Irgendetwas passte noch immer nicht. Warum hatte Skunk das Zimmer neben dem von Geli in Brand gesetzt? Sie schaute sich um. Monitore, Bettpfanne, ungemachtes Bett. Neben der Tür wartete ein zweiter Rollstuhl, leer. Wo kam der auf einmal her?
Plötzlich dämmerte es ihr. Skunk war nicht hergekommen, um Geli zu töten. Er war gekommen, um sie zu entführen. Vielleicht nicht unbedingt, um sie zu retten, aber auf jeden Fall um zu verhindern, dass die Polizei erfuhr, was sie wusste.
Voller Angst wandte sie sich um. »Geli, wer ist der Mann?«
Geli spielte mit etwas unter der Decke. Die Krankenschwester hantierte an den Sauerstoffkanülen herum, um die Patientin wieder ins Bett legen zu können.
»Ich werde nie gegen ihn aussagen. Er ist mein Vater.« Geli packte den Sauerstoffschlauch. Dann schoss die andere Hand unter der Decke hervor. Zusammen mit einem Feuerzeug.
Mit klirrenden Schlüsseln öffnete der Gerichtsdiener die Zellentür. Der massige Mann in grüner Uniform winkte Pray hinaus. »Sie sind dran. Gehen wir.«
Perry Ames erhob sich und strich sich die billige blaue Krawatte glatt. Er drückte sich den Apparat an die Kehle. »Bitte fesseln Sie mir nicht die Hände an die Füße, sonst
kann ich den Sprachgenerator nicht an den Hals halten. Und dann kann ich nicht reden.«
Er registrierte die übliche Reaktion auf das roboterhafte Summen der Elektrolarynx.
Der Gerichtsdiener unterdrückte einen angewiderten Schauder. »Hände nach vorn.«
Pray schob die Sprechhilfe in die Tasche. Die SIM-Karte steckte wieder verborgen in dem kleinen Gerät. Er streckte die Hände aus.
Der Gerichtsdiener legte ihm Handschellen an. »Keine Sorge. Der Staatsanwalt hat Anweisung gegeben, Sie vor dem Betreten des Gerichtssaals loszubinden.« Er führte ihn hinaus. »Schließlich müssen Sie einen guten Eindruck hinterlassen, wenn Sie gegen diesen Haufen von zwielichtigen Betrügern aussagen.«
Die betreffenden zwielichtigen Betrüger hatten ihre Opfer mit gestohlenen Kreditkarten ausgenommen und Waren über die Grenzen von Bundesstaaten verschoben. Deswegen waren die Bundesbehörden zuständig. Perry nickte folgsam und ließ sich durch den Gang führen. Als Zeuge aussagen, ach wie wunderbar. Im Austausch gegen eine Herabsetzung des Strafmaßes und eine frühe Entlassung auf Bewährung. Er setzte ein ausdrucksloses Gesicht auf und schritt auf den Sitzungssaal des US-Bundesgerichtshofs im Verwaltungszentrum von San Francisco zu.
Jo saß in der Cafeteria des St. Francis Hospital und klammerte sich an einen Kaffeebecher in der Größe eines Bierfasses. Das Dekor des Raumes stand mit verstreuten Kürbisköpfen und falschen Spinnweben ganz im Zeichen von
Halloween. Hinter dem Tresen servierten Dracula und Marge Simpson Hackbraten.
Amy Tang schlurfte herein. Wieder mal sah die junge Polizistin aus wie ein Gnom nach einem schweren Arbeitstag in einem Salzbergwerk. Sie ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und deutete mit dem Kinn auf Jos Kaffee.
»Taugt der was?«
»Stark wie Motoröl.«
Grinsend entschuldigte sich die Polizistin und kehrte kurz darauf mit einem noch größeren Becher zurück. »Sie haben Angelika Meyer in die psychiatrische Abteilung verlegt. Strengste Bewachung wegen Selbstmordgefahr.« Tang nahm einen kräftigen Schluck, ohne Jo aus den Augen zu lassen. »Sie haben wirklich gute Reflexe.«
Jo zuckte die Achseln.
»Wenn Sie nicht so schnell geschaltet hätten, hätte sich die Meyer samt der Schwester und Ihnen abgefackelt. Der Sauerstoffschlauch hätte gebrannt wie die Hölle.«
»Kämpfen oder fliehen«, antwortete Jo. »Wenn die Situation danach ist, muss man sich wehren.«
»Ja, aber Sie haben ihr die Bettpfanne übergezogen.«
»Die war gerade griffbereit.« Sie wandte sich wieder dem Kaffee zu. »Gibt es Neuigkeiten?«
Tang zückte ihr kleines Notizbuch. »Mr. Perry Ames, acht Jahre Haft wegen Betrug und Erpressung. Er hat illegale Glücksspiele veranstaltet. Hohe Einsätze. Hat den Zockern Kredit gewährt, und wenn sie das Geld nicht zurückzahlen konnten, hat er sich auf besondere Weise entschädigen lassen. Er hat sie gezwungen, seine Ausgaben über ihre Firmen abzurechnen.
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