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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Straßen schienen es eilig zu haben, als wollten sie noch schnell ihre Geschäfte erledigen, um sich endlich für das Halloween-Treiben oder die Straßenpartys im Castro-Viertel umziehen zu können. Aus einer Reinigung trat eine Dragqueen, groß wie ein Ent, in weißen Lackstiefeln mit Plateausohlen und einem Borat-Mankini. Es war nicht ersichtlich, ob der Typ ein Halloween-Kostüm anhatte oder immer so rumlief.
    Die elektrischen Leitungen, die wie Nervenverbindungen der Stadt kreuz und quer über die Straßen liefen, schaukelten im Wind. Sie hatte keine Lust auf ihr Zuhause und wollte sich auch nicht den Kopf darüber zerbrechen, warum das so war. Sie fühlte sich erschöpft und zerschlagen.
    Spontan stoppte sie vor dem Java Jones. Hinter der Theke stand Tina. Aus den Lautsprechern dröhnte »Bang a Gong«.
    Ihre Schwester begrüßte sie mit einem breiten Lächeln. »Hi, Jo. Möchtest du einen Kürbis-Zimt-Latte probieren?«
    »Kaffee, schwarz.« Sie sortierte Münzen in der Hand. »Das Kostüm gefällt mir. Steht dir wirklich gut, die Axt im Schädel.«

    Tina machte einen Knicks und holte den Kaffee. »Gehst du heute Abend zu einer Party?«
    Sie legte das Geld auf den Tresen. »Ich mach selbst eine Party. Eine rauschende Eine-Frau-Party. Danke.«
    Tinas Augenbrauen zuckten nach oben.
    »Freu dich doch. Es geht um einen Mann«, fügte Jo hinzu.
    Kaum hatte sie das Café verlassen, wählte sie Gabes Nummer. Sie lauschte dem Signalton und fragte sich, ob er Ruferkennung hatte und vielleicht beim Anblick ihres Namens auf dem Display mit dem Gedanken spielte, nicht dranzugehen. Sie fühlte sich beklommen.
    Gerade als sie aufgeben wollte, meldete er sich. »Quintana.«
    »Können wir reden?«
    Angespanntes Schweigen. »Ich muss Sophie abholen.«
    Sie starrte einer Mutter nach, die einen Kinderwagen bergauf schob. Sollte sie es besser noch etwas hinausschieben? »Gabe …«
    Nein, nur nicht lange fackeln.
    »Ich mache Suppe. Und mein Nachbar schmeißt später noch eine Halloween-Party. Ich bringe einen Dip mit, und er hat bestimmt nichts dagegen, wenn ihr zwei auch mitkommt. Ich kann ihn fragen.«
    Stille.
    »Ich kämpfe auch zwei Runden mit seinem Affen. Mit verbundenen Augen.«
    Gabe lachte. Wie aus dem Nichts begann ihr Puls zu schwirren.
    »Eine halbe Stunde, okay? Wir müssen nachher nach Hause, damit sie noch ihre Trick-or-Treat-Runde drehen kann, aber wenn das okay ist …«

    »Dann bis gleich bei mir.«
    »Jo … wir müssen nicht unbedingt reden. Ich komme trotzdem.«
    »Doch, wir müssen. Aber danke.«
     
    Ende Oktober bricht die Abenddämmerung früh über San Francisco herein, noch vor dem Ende des Arbeitstages. Ihr blauer Schatten zaubert Millionen von Lichtern hervor, erfrischt die Atmosphäre und verdeckt die schroffen Kanten der Stadt. Die Straßen blinken. Die City erstrahlt im Glanz der Hochhäuser. Die ganze Bay Area wird zu einer Schüssel mit goldenem Rand, in der seidenglatt das Wasser ruht. Der Sonnenuntergang streift den Horizont und tränkt das Blau des Himmels mit einem roten Schimmer, der die Menschen in seinen Bann zieht.
    Jo parkte ein wenig unterhalb ihres Hauses. In ihren Einkaufstaschen raschelte es, als sie sie anhob und den Wagen abschloss. In den Fenstern leuchteten schon die Jack O’Lan terns. Auf Ferds Balkon prangten gleich zwei wahrhaft beängstigende Fratzengesichter, durch die die orangeroten Flammen flackerten.
    Sie trat ein, machte Licht und stellte Musik an, die Gipsy Kings. Dann grub sie ein altes Album mit dem Titel Spooky Favorites aus, das Danny gekauft hatte: stöhnende Geister, klirrende Ketten, »Monster Mash«. Hoffentlich mochte Sophie Quintana so was. Sie ging hinüber in die Küche und lud ihre Einkäufe ab. Noch immer hatte sie dieses mulmige Gefühl.
    In einem Hinterzimmer ihrer Psyche lauerte ein Wolf, den sie nicht herauslassen wollte. Im Augenblick hatte sie überhaupt
keine Lust auf den inneren Aufruhr, den der anonyme Brief und Gabe Quintana am Nachmittag in ihr ausgelöst hatten.
    Sie klatschte die Hand gegen den Kühlschrank. Flucht, wirklich eine hervorragende Strategie. Fast so gut wie Leugnen. Das reinste Zaubermittel, bis irgendwann dein Leben in sich zusammensackt.
    Sie schüttete die Halloween-Süßigkeiten in eine große Holzschale. Ihr Blick fiel durch die Terrassentüren auf den Garten. Die Lilien wirkten fast indigoblau in der Dämmerung. Wie eine Schlange wand sich die Unruhe durch ihre Adern. Doch sie wusste nicht, ob Pray die Ursache war, der

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