Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Dabei ging’s um Sachen wie Autos, Flugtickets
und so weiter. Irgendwann konnten die Opfer natürlich ihre Schulden nicht mehr begleichen und mussten Konkurs anmelden.« Sie klappte das Büchlein zu. »Er muss noch sechs Jahre absitzen.«
»Was ist mit dem anderen Verbrechen?«
»Der Überfall auf ihn? Darüber gibt es keine offiziellen Aufzeichnungen. Nur Gerüchte. Oder Legenden, wenn man Geli Meyers Auffassung folgt.«
»Wie hat er denn Kontakt zu ihr aufgenommen? Häftlinge dürfen doch nur R-Gespräche führen.«
»Wir haben bei der Gefängnisleitung nachgefragt. Sie werden Ames’ Zelle nach einem eingeschmuggelten Telefon durchforsten. Möglicherweise hat er es sich von Fall zu Fall beim Personal ausgeliehen. Bei einem Koch, einer Putzkraft. Oder von seinem Anwalt. Hat Geli auch Ihnen die Theorie serviert, dass Pray niemandem was tun kann, weil er eingesperrt ist?«
»Kognitive Dissonanz. Möglicherweise kommt sie zur Einsicht und erzählt uns mehr.«
»Sie ist noch immer ziemlich schwach.« Tang schaute auf. »Was ist Ihrer Meinung nach in der Nacht von Callie Hardings Tod passiert?«
Jo zog den anonymen Brief aus der Tasche, der sie im Club der Schmutzigen Geheimnisse begrüßte, und reichte ihn Tang.
Die Polizistin starrte ihn längere Zeit an. Ihre Überraschung war in Betroffenheit übergegangen. »Wurde Ihnen der Brief wirklich zu Hause zugestellt?«
»Nein, in der Universität. Mein Privatanschluss und meine Adresse stehen nicht im Telefonbuch.«
Tang nickte. »Gut. Glauben Sie, Pray hat die Nachricht geschickt?«
»Oder die Leute vom Club der Schmutzigen Geheimnisse, die eins von ihren Spielchen mit mir treiben wollen.«
Tang, die Klarsichttüte in der Hand, wählte ihre Worte sorgsam. »Ich gehe davon aus, dass sie keine Beweise für diese Anschuldigung haben.«
»Mein Mann ist …« Wabernde Hitze schlug in ihr hoch. »… beim Absturz eines Rettungshubschraubers ums Leben gekommen. Die wollen, dass ich zusammenbreche.«
»Arschlöcher.«
»Hoffen wir, dass nicht mehr dahintersteckt.«
»Ich lasse den Brief auf Fingerabdrücke und den Umschlag auf DNA untersuchen.« Ein bedrückter Ausdruck trat in ihre Augen. »Es tut mir leid. Das wusste ich nicht.«
Tang legte den Brief weg. Gerade als die Tüte auf Jo zuglitt, schien das Licht zu flackern und der Tisch zu zittern. Jo presste die Hände flach auf die Platte. Das Gebäude ächzte.
Tang schaute hinauf zur Decke. »Was war das?«
Jo blickte um sich. So wie alle anderen in der Cafeteria. Über dem Büfett schaukelten die Wärmestrahler.
»Nachbeben«, meinte Tang.
»Oder ein Vorbeben.«
Dann war es vorbei. Die Gespräche wurden fortgesetzt, und die Leute wandten sich wieder ihrem Essen zu.
Tang erhob sich. »Hauen wir ab. Bei diesen Halloween-Fratzen krieg ich Zustände.«
Die Köpfe trugen alle ein munteres Grinsen zur Schau. »Das war doch höchstens eine Drei vor dem Komma.«
»Nein, wirklich, das sind nur diese verdammten Kürbisse.
Das zähe Fruchtfleisch und diese riesigen Samen. Da läuft’s mir eiskalt über den Rücken.«
»Happy Halloween.«
»Und später schmeißen die kleinen Mistkerle auch noch mit Eiern.«
Jo warf ihr einen Blick von der Seite zu. »Sie haben Angst vor Eiern?«
»Gruslig, diese Dinger. Diese klebrige gelbe Schmiere … nicht mal Löcher haben sie, ist Ihnen das schon aufgefallen? Einfach unnatürlich.« Sie erschauerte effektvoll. »Der schlimmste Tag des Jahres.«
Jo unterdrückte ein Grinsen.
Tang griff nach dem anonymen Brief. »Nehmen Sie sich das nicht zu Herzen. Diese Schwachköpfe sind erledigt. Die Meyer wird verhaftet, sobald sie wieder einigermaßen bei Kräften ist. Auch gegen Levon Skutlek, unseren Freund Skunk, läuft schon ein Haftbefehl. Und Pray sitzt sowieso schon hinter Gittern.« Sie steckte die Tüte ein. »Was den Club der Schmutzigen Geheimnisse betrifft, das ist doch nur ein Haufen aufgeblasener Schaumschläger. Der Bezirksstaatsanwalt wird alle Ermittlungen in dem Zusammenhang so schnell wie möglich vorantreiben. Und wenn nicht, dann mach ich ihm persönlich Dampf. Fahren Sie nach Hause, Jo, und schreiben Sie Ihren Bericht. Wir haben den Durchbruch geschafft.«
»Danke, Amy.«
Vor dem Krankenhaus schlang sich Jo die Tasche um die Schulter. Die Sonne strahlte, der Wind war angenehm frisch. Warum hatte sie dann das Gefühl, als würde sie ein dunkler Schatten verfolgen?
KAPITEL 34
Im Licht der späten Nachmittagssonne fuhr Jo nach Hause. Die Leute auf den
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