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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Der Typ war rot im Gesicht und ganz außer Puste. Schnaufend wie ein Walross, kam er die Stufen herunter.
    »Kommen Sie aus dem Verhandlungssaal von Judge Wilmer?«
    Abhauen oder nicht?
    Perry war fast fünfzehn Zentimeter größer und zehn Jahre jünger als der Kerl. Der reinste Mickerling, bloß in seinen Augen lag so was Fieses. Er musterte Perry von oben bis unten. Auch wenn er dabei nicht mehr sehen konnte als einen ganz normalen Bürger in einem billigen Anzug, beschlich Perry ein ungutes Gefühl.
    Drinnen im Gang schrillte ein Alarmsignal los. Die Augen des Grauhaarigen huschten aufgeregt hin und her. Sein Blick glitt zu Perrys Kragen, zu seinem Hals. Und schlagartig veränderte sich sein Gesicht.
    Er wurde blutrot. Er wusste es.
    Der Grauhaarige wandte sich ab, um zu fliehen, doch Perry
war schneller. Er packte den Mann an den Beinen und riss ihn nach unten.
    Mit dem Gesicht voran knallte der Alte gegen die Stufen. Als Perry zu dem Gestürzten sprang, hatte er bereits seine billige blaue Krawatte in der Hand.
    Wie man jemanden erdrosselte, wusste er ganz genau.

KAPITEL 36
    Mit kalten Wangen und Händen kehrten Jo und Sophie ins Haus zurück.
    Sophie griff in ihre Tüten mit Süßigkeiten und zog eine Frucht mit rauer Schale heraus. »Wer verschenkt denn Kiwis an Halloween?«
    »Iss sie nicht. Daraus schnitzen wir einen Kiwikopf.«
    »Was ist das?«
    »So was wie ein Kartoffelkopf.«
    Sophie starrte sie verständnislos an.
    Jo kam sich altmodisch und spießig vor.
    Halloween war ein Reinfall. Die Nachbarn wollten alle nur wissen, was Jo gehört hatte, ob ihr Telefon funktionierte, ob sie ein Radio hatte. Sie erkundigten sich, wie schlimm es stand. Hatte es Tote gegeben, waren die Brücken in Ordnung, was war mit Marina, war der Stadtteil diesmal zusammengebrochen? Schwankend zwischen Depression und Euphorie, wollte das Viertel weitermachen wie London im Blitzkrieg und war dabei kurz vor dem Kollaps.
    Noch immer plärrten die Alarmanlagen. An einigen geparkten
Autos blitzten Lichter, die durch die Straßen zuckten wie Nervenreize nach einem epileptischen Anfall.
    Die Leitungen waren tot. Die Stadt war von der Außenwelt abgeschnitten.
    Jo verriegelte die Haustür und warf einen Blick durchs Erkerfenster. »Ich muss kurz hoch, es dauert nur eine Minute.«
    Im Dunkeln tastete sie sich die Treppe hinauf. Der riesige Ast im Gang ragte ihr entgegen wie die explodierte Zunge eines Drachen. Im Schlafzimmer öffnete Jo das Fenster. Aus der Stadt stieg ein merkwürdiger Lärm auf, fast so etwas wie ein Wimmern. Eine nervöse Geräuschkulisse, versprengte, ungewohnte Laute. Unten in Fisherman’s Wharf heulten Sirenen.
    Sophie war ihr gefolgt. »Ist was passiert?«
    »Warte hier.«
    Jo zog ihre Zombie-Doktor-Jacke aus. Sie schob den Fensterflügel so weit wie möglich auf, schwang ein Bein über das Fensterbrett und hielt sich am Ablaufrohr fest.
    »Wo willst du hin?«, fragte Sophie.
    »Rauf. Nachschauen, was los ist.«
    Die Hand gegen den Rahmen gedrückt, richtete sie sich vorsichtig auf und streckte die Hand nach der Dachkante aus.
    Sie zählte bis drei, dann stemmte sie den Fuß gegen den obersten Flügel des Fensters und wuchtete sich hoch. Sie schob das Bein über die Regenrinne und zog sich aufs Dach.
    Die Aussicht von hier oben war die beste in der ganzen Straße. Der Blick ging über zahllose Dächer und reichte von der Golden Gate bis zur Bay Bridge.

    »O Mann.«
    Die ganze Bucht lag im Dunkeln.
     
    Pray stieß die Tür des Gerichtsgebäudes auf und trat über die Stufen hinaus auf den schattenhaft daliegenden Platz. Das Verwaltungszentrum war so lichtlos wie Berlin nach dem Krieg. Die ganze Stadt sah seltsam aus: Am westlichen Himmel hing eine schwarzblaue Abenddämmerung, alle Lampen waren ausgefallen, Straßenbahnen, durch deren Oberleitungen kein Strom mehr floss, waren auf Kreuzungen zum Stehen gekommen. Die einzigen Lichter waren die Scheinwerfer der Autos. Überall herrschte Stau. Alle Ampeln waren tot, und die Fahrer schoben sich im Schneckentempo voran. Von den Fußgängern waren nur gespenstisch schwarze Silhouetten zu erkennen.
    Er ließ das Gerichtsgebäude hinter sich. Als er an der nächsten Ecke in die Van Ness Street bog, wusste er, dass er es geschafft hatte. Er warf einen Blick zurück. Die Stadt wimmelte von Leuten, die alle nur mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt waren. Niemand hatte die Verfolgung aufgenommen.
    Er beschleunigte seinen Schritt und marschierte selbstbewusst durch die

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