Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Straße. Er ließ die kalte Luft in die Lunge strömen. Benzinabgase, Schmutz, Hundescheiße. Was für ein wunderbarer Geruch. Er hob das Gesicht. Der Geruch der Freiheit.
Was für ein unglaubliches Schwein er hatte. Die Glücksgöttin hatte ihm ihre Gunst erwiesen. Er hatte keine Ahnung, wie lange der Stromausfall noch dauerte, doch jede Minute, die die Stadt abgeschnitten blieb, war eine Minute,
die er nutzen konnte, um sich zu holen, was er brauchte - und um sich aus dem Staub zu machen.
Er zog den Sprachgenerator aus der Tasche und ließ die darin verborgene SIM-Karte herausgleiten. Dann griff er nach dem Handy. Endlich hatte er ein Telefon, das er behalten konnte, kein geborgtes, das er einem Anwalt oder dem Küchenpersonal im Gefängnis zurückgeben musste. Er hatte es dem Grauhaarigen abgenommen, bevor er seine Leiche am Fuß der Treppe liegen ließ. Pray liebte die moderne Technik.
Tief aufatmend, blickte er sich nach allen Seiten um. Über ein Jahr war es her, dass er sich zum letzten Mal als freier Mann durch die Stadt bewegt hatte. Er war wie in einem Rausch und hatte das Gefühl, die ganze Welt verschlingen zu können.
Doch er musste sich beeilen. Bald würden die Lichter wieder anspringen. Außer der ganze Bundesstaat war Katastrophengebiet und der Gouverneur rief die Nationalgarde auf den Plan, um eine Ausgangssperre zu verhängen. In dem Fall gäbe es Tausende von Toten - und er konnte einfach eine andere Identität annehmen. Aber eigentlich sah es nicht nach einer solchen Katastrophe aus. So weit reichte sein Glück anscheinend doch nicht. Trotzdem durfte er für die bevorstehende Nacht sicher mit so viel Konfusion rechnen, dass er in fast jede Rolle schlüpfen und sich fast alles erlauben konnte.
Wichtig war vor allem, dass er Kontakt zu Skunk herstellte.
Skunk kannte die Namen. Und die hatten absoluten Vorrang. Erstens weil er diese Schweine foltern wollte. Keine
Frage. Der Gerechtigkeit musste Genüge getan werden. Zweitens brauchte er die Namen, weil diese Leute wussten, was aus seinem Geld geworden war.
Es war von Anfang an eine bescheuerte Idee gewesen, sich auf Geschäfte mit diesen Leuten einzulassen. Er hätte wissen müssen, dass er dem Club der Schmutzigen Geheimnisse nicht vertrauen konnte. Die Reichen und Infamen, egoistische Drecksäcke, die nur an ihren Spielchen interessiert waren. Eine Pokerrunde mit hohen Einsätzen, klar, kein Problem. Die Leute, die zu dem Treffen geschickt wurden, waren nicht ehrlich. Das konnte er an ihrer Aufgeregtheit und Paranoia erkennen, vor allem bei der Pornotussi mit der Gummimaske.
Er hätte darauf gefasst sein müssen, dass sie ihn ausrauben wollten.
Doch für diese Einsicht war es jetzt zu spät. Zu spät, um sich zu sagen, dass er sich die ganze Sucherei hätte ersparen können, wenn er sich ihre Namen schon damals besorgt hätte.
Natürlich waren die Handlanger, die ihn überfallen hatten, nicht diejenigen, die die Fäden in der Hand hatten. Die wirklichen Drahtzieher versteckten sich hinter aufgeblasenen Geschäftsnamen und Scheinfirmen. Sie gehörten zu der Sorte, die sich in der vornehmen Gesellschaft bewegte.
Der Sorte, die Geld in Unternehmen, Neugründungen, Aktien und Immobilien investierte - auch gestohlenes Glücksspielgeld. Bei solchen Typen lagen bestimmt keine Aktentaschen voller Banknoten herum. Die steckten die Kohle lieber in Obligationen, in Fonds oder in ein Cash-Konto. Trotzdem mussten sie natürlich auf ihre Liquidität
achten. Und das hieß, sie hatten schnellen Zugriff auf das Geld, das ihm zustand.
Mit Sicherheit verfügten sie über die finanziellen Mittel und die Möglichkeit, eine rasche Überweisung auf ein von Perry genanntes Konto zu tätigen. Vor allem, wenn er ihre Familien als Geiseln nahm und anfing, ihnen Fentanyl zu spritzen oder den Kopf eines Kindes in der Badewanne unterzutauchen.
Die hatten ja keine Ahnung, was er sich im Lauf der Jahre alles ausgedacht hatte, um die Rechnung zu begleichen. Das Blatt hatte sich gewendet. Sie hatten ihm sein Geld, seine Stimme, seine Freiheit geraubt. Dafür mussten sie zahlen bis zum letzten Heller.
Danach würde er sich ins Ausland absetzen.
Er schaltete das Handy ein. Er wusste, dass nach einem großen Beben fast keine Chance bestand, eine Gesprächsverbindung herzustellen, aber eine SMS schaffte es vielleicht. Er umklammerte das Telefon und stapfte weiter.
Um ihn herum ein Meer von hupenden Autos und dahineilenden Leuten. Nur die Fußgänger kamen halbwegs
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