Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Sophie vor ihr. »Bitte.«
Jo konnte nichts erkennen. »Wo?«
Ohne weitere Erklärungen schlüpfte Sophie durch eine Lücke im Maschendrahtzaun um die Baustelle.
»Komm schnell, Jo, wir müssen uns verstecken. Hier rein.«
»Nein, Sophie …«
Das Mädchen verschwand im Dunkeln.
Am Eingang des Pfades erhob sich jetzt Pray als vage Silhouette. Hinter ihm schimmerte ein Hauch von Licht,
blaugrau statt schwarz. Mit ausgestreckten Händen tastete er sich voran.
Einen Augenblick lang beobachtete sie ihn. Er war ungefähr fünfzig Meter entfernt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er gesehen hatte, wie Sophie durch den Zaun verschwand. Nein, völlig ausgeschlossen. Bestimmt ahnte er nichts. Für ihn lag hier hinten alles in absoluter Dunkelheit.
Jo konnte ebenfalls durch das Loch schlüpfen, doch selbst wenn Pray sie nicht sah, würde er sie hören und ihnen folgen. Sie konnte stattdessen auf dem unkrautbewachsenen Pfad bis zur Straße am anderen Ende weiterrennen. Aber das bedeutete, Sophie auf dem Grundstück allein zu lassen. Verdammt. Gottverdammte Scheiße.
Ihr Atem ging immer hektischer.
Sie hatte die Möglichkeit, Pray von dem Mädchen wegzulocken. Und ihn vielleicht sogar unschädlich zu machen. Aber wenn er sie erwischte, war Sophie völlig auf sich gestellt. Die Kleine wusste doch nicht mal, wo das Polizeirevier lag. Auf den Straßen war es gefährlich. Und in der Baustelle auch.
Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen.
Pray kam immer näher.
Jetzt konnte sie sowieso nicht mehr durch den Zaun, ohne dass er es bemerkte. Und er durfte nicht erfahren, dass Sophie da drin war. Sie versuchte, sich im Schatten unsichtbar zu machen, während sie langsam zurückwich.
Er passierte die Lücke im Zaun.
Sicher wartete er darauf, dass sie am Ende des Pfads auf die Straße hinausrannte. Im Moment konnte er sie nicht sehen.
Doch wenn sie blieb, wo sie war, würde er direkt mit ihr zusammenstoßen.
Plötzlich drang ein lautes Scheppern aus der Baustelle. Klirrende Metallstangen, splitterndes Holz, undefinierbarer Lärm. Als wäre etwas Größeres eingestürzt. Fast wie eine Lawine.
Und mitten drin ein kleines Mädchen, das einen Schrei ausstieß.
Ihr Herz stockte. Pray wirbelte herum. Er stand genau zwischen ihr und dem Loch im Zaun.
Sie konnte nur schattenhafte Bewegungen vor sich auf dem Pfad wahrnehmen. Aus der Baustelle, irgendwo aus den Tiefen des halb abgerissenen Hauses ertönte ein unerträgliches Wimmern.
Plötzlich meldete sich die elektronische Stimme. »Geben Sie mir die Informationen, und ich lasse Sie zu ihr.«
Konnte er sie doch sehen? Oder wollte er sie nur verunsichern?
»Die Namen, geben Sie sie mir. Wenn nicht, hole ich sie mir und bringe Sie um. Dann wird die Kleine da drin jämmerlich verrecken.«
Sie machte keinen Mucks.
»Na schön.«
Er stürzte auf sie zu.
Jo sprang auf.
Sie warf sich auf den Zaun und kletterte. Zwei Meter über dem Boden drehte sie sich nach hinten und griff nach dem Regenrohr an dem Wohnhaus auf der anderen Seite des schmalen Wegs.
Bitte, lieber Gott, lass es halten.
Das Regenrohr war kalt und mit durchgerosteter Farbe bedeckt. Wie eine Zecke klebte sie daran und zog sich langsam hoch. Ihr Bein brannte wie die Hölle.
Schwer atmend stoppte Pray unter ihr. Jo kletterte noch einen Meter und spürte, wie das Rohr in seinen alten Klammern ächzte. Sie konnte über den Zaun blicken. Und jetzt mit Schwung.
Sie holte tief Luft und sprang über den Zaun hinunter in die Baustelle.
Krachend landete sie auf allen vieren. Wie ein gleißender Feuerwerkskörper loderte der Schmerz durch ihr Bein, und sie glaubte fast zu hören, wie er hinauf in den Himmel zischte. Vor ihren Augen tanzten Funken. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte sie sich hoch.
Das Gebäude ragte als nackter Schädel vor ihr auf, die Fenster dunkel, die Tür ein klaffendes Maul. Der Flur dahinter war ein schwarzer Schlund. Gänsehaut kroch über ihren ganzen Körper. Im Inneren war nicht das Geringste zu erkennen.
Aber sie hörte Sophies Schluchzen, das aus den Tiefen des Hauses drang.
Vor dem Maschendrahtzaun klirrte Prays mechanische Stimme. »Dreckstück.«
Jo rannte die Eingangsstufen hinauf und durch die Tür. Die Finsternis umfing sie wie ein Samtvorhang. Unter den Füßen spürte sie Sägemehl und Schutt. Sie streifte etwas, einen Nagel oder eine Schraube, das mit einem hellen Ping gegen die Wand prallte.
Draußen hörte sie ein Rütteln am Zaun. Pray kam ihr
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