Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
fehlte, und auf der Schwelle türmte sich der Schutt. Jo beugte sich durch den Rahmen und ließ einen kurzen Lichtstrahl in den Korridor blitzen. Er beleuchtete Stufen im vorderen Teil des Hauses, Drahtgewirr und Holztrümmer.
Weiter hinten das Treppenhaus. Balken und Isoliermaterial, halb heruntergerissene Gipsplatten. Und … o Scheiße.
Die Decke im Gang stand kurz vor dem Einsturz. Nur ein einzelner zehn mal zehn Zentimeter starker Pfosten verhinderte, dass die Küche herunterkrachte. Der metallische Schimmer, den sie dort oben erahnte, kam wohl von der Ecke eines Kühlschranks.
Hastig zog sie den Kopf zurück.
Sie schaltete das Display aus und schlich zurück in den Kohlenkeller.
Plötzlich klirrte von oben Prays mechanische Stimme. »Ich weiß, dass ihr im Keller seid. Ich würde vorschlagen, du sagst mir jetzt, was ich wissen will. Dann verzichte ich vielleicht darauf, das ganze Haus niederzubrennen.«
Jo antwortete nicht. Sophie ächzte.
»Mein jüngst verstorbener Freund Skunk hatte ein wirklich erstaunliches Auto. In dem Cadillac gab es alles, sogar eine Bar. Mit Benzin, Flaschen und Stofffetzen, damit er jederzeit einen Molotowcocktail basteln konnte. Und genau so einen hab ich jetzt in der Tasche.«
Jo versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle verweigerte den Dienst. Die Finsternis um sie herum verdichtete sich. Das ganze Gebäude schien sich zusammenzuschließen wie eine Würgeschlange. Panik vibrierte in ihr. Hitze, Rauch, auswegloses Dunkel, ein einstürzendes Haus, das sie und Sophie unter einem brennenden Scheiterhaufen begrub - ein einziges Streichholz genügte, um diese Vision wahr zu machen.
Lauf, schrei, schlag um dich, kletter raus hier, verdammt, sofort. Jede einzelne Synapse ihres Nervensystems zitterte.
»Johanna.«
Beim Klang ihres Namens in diesem ausdruckslosen Summen hätte sie sich fast in die Hose gemacht.
Sie zog Sophie an den Achseln hoch. »Komm.«
Sie krochen unter den gekreuzten Brettern durch und huschten durch den Nachbarraum zum Durchgang. Sophie war unsicher auf den Beinen. Jo hob sie über den Schutt in den Korridor und kletterte ihr nach.
Oben auf der Treppe knarrte es. Summ. »Johanna Beckett.«
Eine eiserne Faust legte sich um Jos Brust. Sie hatte das Gefühl, in nassem Zement eingeschlossen zu sein. Der Schweiß auf ihren Armen war eiskalt.
Pray blockierte die Treppe. Und Sophie konnte nicht zurück durch die Kohlenrutsche klettern. Sie blickte in den Gang hinter sich. Sackgasse.
Ihr war klar, dass Pray sie keinesfalls lebend davonkommen lassen wollte. Er wurde von der Wut eines Gefolterten getrieben. Von der Scham eines Verstümmelten. Und von dem blinden Hunger nach Rache. Sie konnte ihm nichts geben, keine Namen, keine Informationen, um seinen zerstörerischen Hass zu besänftigen.
Verzweifelt huschte ihr Blick durch den Gang. Bis zur Wand.
Ihr Atem beschleunigte sich. Kurz schaltete sie das Handy an und inspizierte das Loch in der Gipsverschalung. Auf der anderen Seite war ein Raum.
Ein kleiner Raum, vielleicht für die geplante Installation von Zentralheizungsleitungen. Ein schmaler Schacht, nicht breiter als ein Sarg. Tränen schossen ihr in die Augen.
Die Holzstufen ächzten. »Du kannst so viel blitzen, wie du willst. Mein Blitz kommt später. Und er wird ziemlich heiß sein.« Wieder knarrte es. »Gib mir die Namen.«
»Pray.« Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
Nein. Es war Zeit, mit allem zu schießen, was sie hatte, mit allem, was sie aus den Spinnweben und dem bröckelnden Putz hier unten hervorzaubern konnte. Sie konnte sein Verlangen nach Rache nicht befriedigen.
Aber sie konnte es anstacheln.
Sie räusperte sich. »Pray, wenn Sie das Haus niederbrennen, finden Sie nie raus, wer hinter dem Überfall auf Sie steckt.«
»Warum?«
»Weil die Spur bei mir endet. Ich bin die Letzte, die Bescheid weiß.« Sie neigte sich zu Sophies Ohr. »Schlüpf durch das Loch in der Wand, solange ich rede. Rüber auf die andere Seite. So weit rein, wie du kannst.«
Sophie schlotterte am ganzen Körper. Genau wie Jo.
»Pray, wenn Sie mich töten, dann gehen die Namen in Flammen auf.«
Zitternd schlüpfte Sophie durch die Öffnung in der Verschalung und verschwand in dem winzigen Kriechraum dahinter.
Jo hob eine kräftige abgesägte Latte auf, die fünf mal zehn Zentimeter stark und ungefähr einen Meter lang war.
Die Stufen knarrten. Jo spürte einen fast unerträglichen Druck auf der Brust, und Tränen traten ihr aus den Augenwinkeln.
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