Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
können wirklich nervig sein.«
Die automatischen Türen öffneten sich, und sie schlenderten hinaus. Zwischen den Wolkenkratzern des Bankenviertels hing golden die Sonne.
Jo holte tief Luft. Die Stadt roch wie immer. Staub, Abgase, Salz, Wasser, Energie.
Tang zündete ihre Zigarette an und inhalierte. »Als das Beben anfing, hab ich mir gerade Callies Dokumente angeschaut. Und dabei habe ich Makis Geheimnis entdeckt. Vor ein paar Jahren hatte er einen Stall mit Laufstegmodels. Eins von den Mädels hat Bulimie gekriegt und sich eine schwere Meth-Abhängigkeit zugelegt. Sie ist später gestorben.« Tang stieß den Rauch aus. »William Willets war ihr Bruder. Bei ihrer Beerdigung hat er Maki kennengelernt, und sie wurden ein Paar. Willets hat immer behauptet, dass ihm Maki über den Tod seiner Schwester hinweggeholfen hat.«
»Aber?«
»Im Club der Schmutzigen Geheimnisse hat Maki gebeichtet, dass er derjenige war, der ihr zum ersten Mal Meth gegeben hat. Damit sie ihr Gewicht hält. Er hat sie in den Tod getrieben.«
»Und mit diesem Geheimnis hat er sich Zutritt zum Club verschafft? Brutal.«
»Auf jeden Fall ist diese Information später durchgesickert, und Skunk hat damit gedroht, sie Willets zu verraten.«
»Wahrscheinlich hat er es auch getan. Deswegen der Suizidmord auf dem Boot.«
»Ja.«
Jo pfefferte den leeren Becher in einen Abfalleimer. »Aber das ist noch nicht alles. Ich glaube, Willets war ebenfalls Mitglied des Clubs. Er war derjenige, der Pray mit der Kette gewürgt hat.«
»Nie im Leben.«
»Dann schauen Sie sich noch mal das Video von dem Überfall an. Der Typ, der aussieht wie eine Koksnase. Irgendwann sagt Xochi doch: ›Er will … du musst …‹ Inzwischen glaube ich, dass sie in Wirklichkeit seinen Namen nennt: ›Er … Will, du musst …‹«
»O Gott.«
»Und gestern Nacht hat Pray was gefaselt von der ›schmächtigen Schwuchtel‹, die ihn angegriffen hat. Ich schätze, er hat rausgekriegt, dass es Willets war. Er kann sein Gesicht auf hundert Paparazzifotos mit Maki entdeckt haben.«
»Ich seh mir das Video noch mal an.«
»Glauben Sie, Skunk ist in der Nacht, in der sie gestorben sind, mit ihnen rausgefahren? Oder ist er mit einem Motorboot zu ihnen gestoßen?«
»Und hat mit Benzin das Wort ›Pray‹ aufs Deck geschrieben. Das nehme ich an. Das brennende Boot wurde so zu einer Art Leuchtrakete, die den anderen im Club signalisiert hat, was mit ihnen passieren wird, wenn sie nicht
die Namen der Leute verraten, die seinen Boss überfallen haben.«
Der morgendliche Verkehr tröpfelte dahin. Das Leben ging weiter.
»Was für ein Club«, ächzte Jo. »Die hatten einen Höllenspaß, bis aus dem Spaß auf einmal die Hölle wurde.«
»Kommt das auch in Ihren Bericht?«
»Meinen psychologischen Autopsiebericht hab ich noch nicht abgeschlossen. Bin mir noch nicht klar über Callie Hardings Tod.«
Tang blinzelte, als hätte sie Sand in den Augen. Ihr schwarzes T-Shirt hing schlapp herunter. Ihre schwarzen Stiefel waren dreckig. Hätte ihr Gesicht nicht an ein Kuscheltier erinnert, hätte man glauben können, dass sie bei einem Faustkampf den Kürzeren gezogen hatte.
Sie zückte ihren Organizer. »Wir haben die Aufnahmen der Überwachungskamera im Treppenschacht des Tunnels an der Stockton Street.«
Sie suchte das Filmmaterial. Es waren nur zweiundfünfzig Sekunden, aber das reichte. Mit wachsendem Staunen huschte Jos Blick über die Bilder.
Schließlich gab sie den Organizer zurück. »Können Sie mir eine Kopie machen?«
»Natürlich. Aber wir haben noch mehr. Die Forensiker haben auf der Stockton Street ein Handy sichergestellt. Und eine Waffe aus Skunks Cadillac.«
»Fingerabdrücke?«
»Und Telefonaufzeichnungen. Was halten Sie davon?«
»Wir müssen uns noch mal Angelika Meyer vorknöpfen.«
»Ganz meine Meinung.«
Auf halbem Weg zum Aufzug entdeckten sie Gabe, der ihnen im Korridor entgegenkam. An seiner Seite ging Sophie. Sie trug einen Krankenhauskittel in Größe XXXS, der trotzdem hochgerafft war, damit sie nicht darüberstolperte. Ihr bandagierter Arm steckte in einer Schlinge. Sie sah blass aus, obwohl ihr jemand die Zombie-Schminke heruntergewaschen hatte. Wahrscheinlich ihr mehr als erleichterter Vater. Sie hielt eine brandneue Bratz-Puppe in der Hand.
Jo lächelte. »Mach deinem Dad bloß keine Angst damit.«
»Er hat sie mir doch geschenkt.«
»Sie kriegt alles, was sie will«, bestätigte Gabe. »Zumindest bis nächste Woche. Aber bring sie
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