Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
mitgekriegt, oder?«
Scott reagierte nicht.
»Wie hat es funktioniert?«, hakte Skunk nach. »Ist sie zu dir gekommen, oder war es umgekehrt? Hast du ihr schmutzige Sachen erzählt, all deine kleinen Geheimnisse, die eigentlich niemand erfahren sollte?«
Trotz des Windes glaubte er zu ersticken. Der Verkehrslärm war wie das unbarmherzig heranrauschende Gefühl von Vernichtung, das ihn seit dem Beginn dieses Albtraums nicht mehr verlassen hatte.
»Ich sag dir jetzt, was Sache ist. Du besorgst die Namen, die wir wollen, und zwar heute noch. Sonst wird dein Geheimnis keins mehr sein.«
»Das funktioniert nicht. Es muss eine andere Möglichkeit geben. Geld? Ich zahle Ihnen so viel, wie Sie wollen.«
»Wenn ich Geld bräuchte, würde ich verlangen, dass du am Wochenende gegen die Rams mal ein, zwei Bälle fallen lässt.«
Scott kämpfte gegen die Beklemmung in seiner Brust an. »Das kann ich einrichten.«
Skunk ließ die kleinen Hände in die Taschen seiner Members-Only-Jacke gleiten. »Da geh ich jede Wette ein. Du würdest sogar den Super Bowl verschieben, um diese Sache unter der Decke zu halten.«
Das stimmte. Scott spürte, wie der Teer immer höher kroch und als Gewicht auf seine Brust drückte. Der Himmel schien nicht mehr blau, sondern steingrau. Scheiße.
Skunk wollte ihn verraten. Er freute sich förmlich darauf, sein Geheimnis in die Welt hinauszuposaunen. Mit einem Lächeln würde er zuschauen, wie die Presse Scott Southern in der Luft zerriss.
»Es war mit ihrem Einverständnis. Das war kein Verbrechen.«
Skunk schüttelte langsam den Kopf.
Scott bemerkte den Gesichtsausdruck des Mannes. Offenbar glaubte er ihm nicht. »Wirklich. Niemand hat das Gesetz gebrochen.«
Skunk lachte. »Ich fass es nicht.«
Bestürzt erkannte Scott, dass er sich getäuscht hatte. Skunk wusste, dass er die Wahrheit sagte. Er konnte bloß nicht begreifen, dass Scott immer noch hoffte, ihn zum Schweigen überreden zu können. Er konnte nicht begreifen, dass Scott immer noch meinte, sich durch Reue und Qual etwas anderes einzuhandeln als Vernichtung.
»Wie alt war das Mädchen?«, fragte Skunk.
»Sie war nicht mehr minderjährig. Sie war neunzehn, und sie hat nicht protestiert.« Zumindest nicht mit Worten.
Scott hatte damals im vierten Jahr an der University of Southern California studiert. Er war ja selbst noch ein halbes Kind gewesen - wie sollte man ihm da einen Vorwurf machen?
Aber natürlich wusste er genau, wie, denn er machte sich selbst Vorwürfe. Acht Jahre lang hatte er es unterdrückt oder es im Geheimen gestanden, um seine Schuldgefühle auszulöschen. Letzte Woche hatte er sich mit einer Reitpeitsche verprügeln lassen, um sie loszuwerden. Und jetzt haute Skunk sie ihm auf seine eigene Art um die Ohren. Und lachte auch noch dabei, der Scheißkerl.
Es war ein dichtes Gewühl gewesen bei der Party. Bei Partys nach den Spielen war das Verbindungshaus immer brechend voll. Vor seinem Geist erschien ein Gesicht, unglaublich plastisch, wie jeden Abend vor dem Einschlafen. Melody mit erdbeerblondem Haar, einem Nimm-mich-Lächeln und einem beschwipsten Kichern. Ihre Eltern waren mit seinen befreundet. Sie studierte im zweiten Jahr.
»Da hast du ziemlich schnell geschaltet, das muss ich dir lassen«, bemerkte Skunk. »Aber was ich nicht kapiere: Wieso hast du das überhaupt jemandem erzählt?«
In einer dunklen Ecke des Zimmers hatte sich Melody ihr Haar um die Finger gewickelt und ihm aufmerksam zugehört. Auf der Stereoanlage liefen die Foo Fishters. Sie lutschte an einem Eiswürfel. Ihre Lippen waren kirschrot.
Er küsste sie und saugte ihr den Eiswürfel aus dem Mund. »Komm, wir holen uns einen Eiskübel und gehen rauf.«
Ja, er war betrunken und hatte sich einen Joint reingezogen. Zum Ausgleich nach dem Koks und dem Tequila. Um ein bisschen zu relaxen. Es war eine nervenaufreibende Zeit, die Nachwuchsspielerwahl der National Football League fand in wenigen Tagen statt. Er gehörte zu den begehrtesten Neulingen, das wusste er von seinem Agenten. Von seinem Trainer, seinen Eltern, seinem Team. Und seine Zukunft war
golden - nur Sonnenschein, so wie Melodys aufreizendes kleines Lächeln.
Plötzlich verschlug es ihm den Atem, als hätte ihn ein gegnerischer Spieler von hinten angesprungen.
Heute rauchte und kokste er nicht mehr, auch Alkohol rührte er nicht an. Er war so clean und nüchtern, dass man ihn als Scheuerlappen hätte benutzen können, um Graffiti von der Wand zu putzen. Aber wenn er sich
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