Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Todesfälle, bei denen Sexspiele relevant waren.«
»Wenn Sie es so umständlich ausdrücken wollen. Wie hieß dieser …«
»Jeffrey Nagel, in seinem Schlafzimmer erhängt aufgefunden, teilweise nackt.«
»Unfall?«
Im vierten Stock kam der Lift mit einem Ruck zum Stehen. Jo biss die Zähne zusammen.
Tang bedachte sie mit einem nüchternen Blick. »Das geht Ihnen wirklich an die Nieren.«
»Lieber würde ich mir eine Gabel ins Auge rammen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Zum Glück hab ich nur einen Löffel in der Tasche.«
Ansatzlos fuhr der Aufzug wieder nach oben. Ihr Kiefer war völlig verkrampft, und sie schaffte es nicht, sich zu entspannen.
Tang lächelte. »Eine Seelenklempnerin mit Klaustrophobie? Das ist wirklich …«
»Paradox, ich weiß.« Jo behielt die Zahlen im Auge. »Schlechte Erfahrungen bei einem Erdbeben.«
Tang wurde nachdenklich. »Loma Prieta?«
Sie nickte. Ihre Handflächen waren schweißnass. Gleich musste sie Leuten die Hand schütteln. Sie wischte sie an den Hosenbeinen ab.
»Ohne Scheiß?«
Jo nickte.
Wie immer, wenn sie sich in einem beengten Raum befand, fühlte sich die Luft elektrisch aufgeladen an. Ihre Haut kribbelte. Sie wollte nach Luft schnappen, unterdrückte den Impuls jedoch. Dann eben schneller atmen, alles, was sie an Luft nur kriegen konnte, in sich einsaugen, sofort , atmen, solange es überhaupt noch ging, bevor die Betonmauern und die Straße einstürzten, bevor ihr das ächzende Metall gegen Gesicht und Brust drückte …
Sie atmete aus. Falls sie nach Luft schnappte, begann sie garantiert zu hyperventilieren. Ihr Blick hing an den Zahlen.
Komm schon, komm schon. Ihr Gesicht glühte. Auf Tang machte sie bestimmt einen merkwürdigen Eindruck. Eine vor Schreck erstarrte Expertin für psychische Erkrankungen, die aufgrund einer irrationalen Furcht nicht einmal mit einer Aufzugfahrt fertigwurde.
Die Terminologie kannte sie. Angststörung, Angstauslöser. Doch das half ihr auch nicht weiter. Beeil dich, blöder Kasten. Tang beobachtete sie.
Die Zahlen glitten vorbei. Acht, neun. »Wie viel hat die Polizei dem Bundesstaatsanwalt über Callie Hardings Tod und den Schauplatz erzählt?«
»Er weiß nur, was in den Nachrichten berichtet wurde. Sonst nichts. Nichts über ›schmutzig‹ und auch nichts über ›pray‹. Das soll auch so bleiben.«
»Ich möchte ihn aber fragen, ob er schon mal vom Club der Schmutzigen Geheimnisse gehört hat.«
»Das ist okay.«
Der Fahrstuhl bremste, die Flügel glitten auseinander, und Jo trat mit einem Riesenschritt hinaus in einen hell erleuchteten Gang. Danke, lieber Gott. Sie widerstand dem Drang, auf die Knie zu sinken und den Boden zu küssen.
Tang holte sie ein. »Wie alt waren Sie damals bei dem Erdbeben?«
»Noch fast ein Kind.«
»Sie waren in der Stadt?«
Sie schüttelte den Kopf. Die meisten Todesopfer beim Loma-Prieta-Beben stammten aus dem Stadtteil Marina in San Francisco. Doch dort war sie nicht gewesen.
»Doch nicht auf der Bay Bridge?«
»Im Ostteil.«
Tang fixierte sie scharf. Sie marschierten zum Empfang und zeigten ihre Ausweise vor. An der Wand hinter der Rezeptionistin hing das schwere Siegel des Justizministeriums. Die Frau hob den Telefonhörer ab.
Jo fasste in ihre Mappe und kramte nach Notizblock und Stift. Doch sie waren nicht da. Mist. Sie hatte sie nach dem Erdbeben auf dem Tisch in der Taquería vergessen.
Das Loma-Prieta-Beben, dessen Epizentrum hundertzwanzig Kilometer südlich unter Santa Cruz lag, hatte der Bay Area übel mitgespielt. Ungeheure seismische Kräfte pflanzten sich durch den Boden fort und trafen auf eine tiefer gelegene Gesteinsschicht. Santa Cruz erzitterte, aber der größte Teil der Energie prallte ab wie ein Basketball und erreichte die Oberfläche in San Francisco. Es war ein schöner Oktoberabend am Ende der Stoßzeit, kurz vor Beginn des Baseballspiels zwischen den Oakland Athletics und den San Francisco Giants im brechend vollen Candlestick Park. Und es war der Geburtstag ihrer Tante. Zusammen mit ihrem Dad, Tina und ihrem Bruder Rafe befand sie sich auf dem Weg nach Oakland.
»Erzählen Sie mir nicht, Sie waren auf dem Cypress Viaduct.«
Kurz streifte sie der Geruch von Benzin und verbrannten Reifen. Sie setzte ein bitteres Lächeln auf. »Anscheinend bin ich eine Katze mit achtzehn Leben.«
Tang zog die Augenbraue hoch. »Wo kommen die zusätzlichen neun her?«
Kopfschüttelnd trat Leo Fonsecca in die Lobby. »Ich hoffe, Sie sind hier, um mir zu
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