Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
sagen, wer meine Mitarbeiterin getötet hat. Wenn nicht, dann haben Sie es beide verdient, Ihren Job zu verlieren.«
Fonseccas Geschäftszimmer gewährte einen begrenzten Ausblick auf die Bürogebäude in der Umgebung der City Hall und des Federal Courthouse. Die Hände gefaltet wie ein Bestattungsunternehmer, stand er vor seinem Schreibtisch. Sein schütteres graues Haar krönte ein trauriges, gerötetes Gesicht.
Auf dem Sofa hockten Jo und Tang wie zwei Schulkinder, die ins Büro des Rektors gerufen worden sind.
»Callie war nicht selbstmordgefährdet«, stellte Fonsecca fest.
»Wie war ihre Stimmung in den letzten Wochen?«, fragte Jo.
»Sie hat hart gearbeitet, wie immer.« Seine schnellen, fahrigen Bewegungen bildeten einen merkwürdigen Gegensatz zu seinem sanften Äußeren. Seine randlose Brille blitzte im Neonlicht.
Fonsecca war oberster Bundesstaatsanwalt von Nordkalifornien. Damit erstreckte sich seine Zuständigkeit auf acht Millionen Menschen. Jo wusste, dass er dieses Amt seinem kämpferischen Auftreten im Gerichtssaal zu verdanken hatte und nicht etwa politischer Begünstigung. Er mochte aussehen wie ein trauernder Hamster, doch er war eine einflussreiche Gestalt, hoch angesehen und energisch.
»Callie kann sich unmöglich umgebracht haben. Punkt. Ich kannte sie seit zehn Jahren. Von Niederlagen vor Gericht hat sie sich nicht verunsichern lassen. Natürlich hat sie nicht gern verloren, aber sie hat auch gewusst, dass wir nicht jeden Verbrecher zur Strecke bringen können. Sie war nicht besessen.«
»Können Sie mir sagen, woran sie zuletzt gearbeitet hat?«
Sein Kopf schoss herum. Er starrte Jo an. »Nein.«
»Ganz allgemein?«
»Kommt nicht infrage. Ich werde keine Einzelheiten ihrer aktuellen Fälle preisgeben. Und ich dulde auch nicht, dass Sie jemandem hier im Amt Informationen aus der Nase ziehen.«
»Ich bin nicht Ihre Gegnerin, Mr. Fonsecca.«
Seine Schultern sackten nach unten. Er nahm die Brille ab und kniff sich in den Nasenrücken. »Entschuldigung. Sie war ein absolutes Ass. Ich betrachte es als große Ehre, mit ihr befreundet gewesen zu sein.«
»Ich verstehe, dass das ein großer Verlust für Sie ist.«
Er setzte die Brille wieder auf und mühte sich ein müdes Lächeln ab.
Sie ließ ihm mehrere Sekunden, um die Fassung wiederzugewinnen. »Haben Sie schon einmal vom Club der Schmutzigen Geheimnisse gehört?«
Er schien verblüfft. »Was soll das sein?«
»Das würde ich gern rausfinden.«
Fonsecca schüttelte den Kopf. »Was hat das mit Callie zu tun?«
»Ich hatte gehofft, dass Sie mir das erklären können.«
Tang schaltete sich ein. »Der Begriff ist im Zuge der Ermittlungen aufgetaucht.«
»Klingt wie … ein Nachtclub. Dafür war Callie nicht der Typ.« Ein wenig irritiert zuckte Fonsecca die Achseln.
»Hat sie den Tod von Maki Prichingo und David Yoshida untersucht?«, hakte Jo nach.
»Nein.« Er schleuderte ihr die Antwort entgegen wie eine Kugel.
Sie sah keinen Grund, ihm nicht zu glauben, doch sie begriff
sein Verhalten als Schuss vor den Bug und zog es vor, das Thema zu wechseln. »Haben Sie eine Ahnung, warum Callie gestern Nacht noch mit Angelika Meyer zusammen war?«
»Angelika hat mit Callie an zwei Sachen gearbeitet. Quellenrecherchen, solche Dinge. Sie ist eine aufgeweckte junge Frau. Sie hat uns in diesem Semester viel Freude gemacht.«
»Waren sie und Callie miteinander befreundet?«
»Kann ich nicht beurteilen.« Matt fuhr er sich mit der Hand durchs spärliche Haar.
»Würden Sie sagen, dass Callie eine Art Mentorin für sie war?«
»Ja. Angelika hat ein lebhaftes Interesse an der Strafjustiz. Nach dem Abschluss ihres Studiums möchte sie Staatsanwältin werden.« Er überlegte kurz. »Was kann ich Ihnen sonst noch erzählen? Sie hat ein Kriminologiepraktikum in San Quentin absolviert - sie ist also bestimmt keine Memme. Eher schon eine Straßenkämpferin.«
Jo nickte. Doch aus ihrer eigenen Praktikumserfahrung im Studium wusste sie, dass die Tätigkeit in einem kalifornischen Gefängnis noch lange kein Beweis für Härte war. Wenn, dann raubte sie einem höchstens die Illusionen.
In Fonseccas Gesicht spiegelte sich seine Erschöpfung. »Wie ist ihr Zustand? Hat sich was Neues ergeben?«
»Keine Veränderung«, erwiderte Tang.
Er presste die Lippen zusammen. »Sie ist zäh. Sie steht das durch.«
Jo und Tang schwiegen. Dann ergriff die Polizistin das Wort. »Wissen Sie von irgendwelchen Drohungen gegen
Callie? Vielleicht von
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