Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Aufmerksamkeit erregen können.
»Sie haben Todesangst.«
Wie das Kaninchen vor der Schlange. Nach kurzem Zögern stürzte Zapata vor und packte Jo am Arm. »Ich hab die ungeschnittenen Bilder von unseren Kameraleuten am Unfallort gesehen. Es war schrecklich. Um Himmels willen, was ist passiert?« Ihre Hand war eiskalt. »Sie haben doch die Autopsie duchgeführt - hat sie jemand umgebracht?«
»Die Autopsie hat der Gerichtsmediziner vorgenommen. Ich befasse mich mit Callies Geisteszustand.« Jo hielt Zapatas Blick fest. »Meinen Sie denn, sie wurde umgebracht?«
Zapata schien den Tränen nah. »Aber das bleibt unter uns. Vertraulich.«
Jo schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich sammle Informationen für einen Bericht. Da kann ich keine Vertraulichkeit versprechen.«
»Aber wenn ich Ihre Patientin wäre, könnten Sie es.«
»Sie sind nicht meine Patientin.«
»Ich engagiere Sie.«
»Nein.«
Xochi Zapata wirkte für einen Moment, als hätte sie Wanzen und würde sich am liebsten mit den langen Nägeln die Haut aufreißen, um sie loszuwerden. Der Griff um Jos Arm verstärkte sich. »Dann werden Sie Mitglied. Ich setze mich dafür ein, dass Sie in den Club aufgenommen werden.«
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Der Club ist klasse. Viele Vorteile. Es ist aufregend. Sexy. Kommen Sie, es macht Ihnen bestimmt Spaß. Sie haben doch schon danach gefragt …«
»Wollen Sie mich bestechen? Nein.«
»Und später gibt es tolle Belohnungen: Autos, Reisen, Anerkennung. Sie dürfen bloß niemandem was verraten.«
Jo fühlte sich hin und her gerissen. Sie war verpflichtet, einen Bericht für die Polizei zu schreiben. Aber das hieß nicht, dass sie jede Information preisgeben musste, die ihr zugespielt wurde. Und Amy Tang hatte ihr ausdrücklich die Vollmacht erteilt, sich über Vorschriften hinwegzusetzen. Hauptsache, sie kam den psychologischen Wurzeln dieser mysteriösen Todesserie auf die Spur.
Sie musste es einfach probieren. »Wieso wollen Sie mir nicht erzählen, warum Sie so schreckliche Angst haben?«
Jogger trabten vorbei. Auf dem Rasen lenkte ein Junge
einen orangefarbenen Drachen. Jo wies mit dem Kinn hinauf zu den luftigen Höhen des Amphitheaters und legte der Reporterin die Hand auf den Arm. »Kommen Sie.«
Sie führte sie über die Treppe zur obersten Reihe, wo keine Menschenseele war. Der Wind wurde allmählich kühler, das Amphitheater lag im Schatten des Kiefernwalds am Hügelkamm von Fort Mason.
»Wie haben die von uns erfahren?«, fragte Zapata.
»Die?«
»Und Sie? Wie haben Sie von uns erfahren?«
»Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr, Xochi.«
»Es ist geheim , verstehen Sie denn nicht? Die wollen uns alle umbringen.«
Jo hätte nicht sagen können, worauf die Frau mehr aus war: auf Informationen, die sie aufsaugen konnte, oder darauf, ihr Herz auszuschütten. Jo blieb stumm, und wie ein Klient in der Therapie, wie die Journalistin, die sie war, füllte Zapata die Stille.
»Ganz klar, jemand hat geredet.« Sie presste sich die Hände vors Gesicht. »Ich fühle mich dermaßen verraten.« Sie wandte sich zu Jo. »War es Callie, die geredet hat?«
»Ich weiß es nicht.«
Zapata starrte sie direkt an, doch ihr Blick schien sich in der Ferne zu verlieren. Ihr Gesicht war bleich, am Hals brannten rote Flecken.
»Xochi, was genau ist der Club der Schmutzigen Geheimnisse?«
»Es ist …« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie sich bremsen, doch dann zuckte sie die Achseln. »… eine Spielwiese, eine Party, ein Ort zum Beichten … sind Sie katholisch?« Sie
schielte kurz auf das Kreuz um Jos Hals. »Ist Ihnen die Bedeutung der Beichte klar?«
»Ja.«
»Ein Beichtsystem muss immer narrensicher sein. Keine Informationen dürfen nach außen dringen.«
»Warum?«
»So ist es eben. Hundert Prozent wasserdicht.«
»Und jetzt haben Sie Zweifel daran?«
»Entweder hat jemand aus der Schule geplaudert, oder …« Sie senkte den Kopf. »Oder eins von den Mitgliedern bringt uns um. Mein Gott.« Wieder vergrub sie die Nägel in den Haaren.
»Wie sind Sie reingekommen?«
In den Augen der Reporterin blitzte es. »Glauben Sie, ich plaudere hier mein Geheimnis aus? Okay. Aber erst, wenn Sie mir Ihres verraten.«
Jo blieb stumm und reagierte auch nicht auf Zapatas ver ächtlichen Blick.
»Jeder hat ein schmutziges Geheimnis. Sogar Sie.«
Jo blieb still sitzen. Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Dieser Club war absolut geheim, so wie schwarze Löcher dank der Schwerkraft alles einsaugen.
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