Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Southerns Ende der Leitung wurde zu lang. »Skunk? Wer ist da?«
Sie musste alles auf eine Karte setzen. »Scott Southern? Hier Dr. Jo Beckett vom Uniklinikum. Ihre Frau hat mir Ihre Nummer gegeben.«
Keine Antwort. Verkehrsgeräusche und das Tuten eines Nebelhorns.
Plötzlich seine hektische Stimme. »Uniklinikum - ist was mit Tyler?«
»Ihrem Sohn?«
»Verdammt, geht’s ihm gut?«
»Alles in Ordnung. Ihre Frau macht sich Sorgen, und …«
»Kelly, mein Gott, ist ihr was passiert? Hat ihr jemand was …«
»Nein, Mr. Southern. Ihre Familie ist wohlauf.« Nach einem Sekundenbruchteil begriff sie, was er gemeint hatte. »Ihre Familie ist nicht in Gefahr.«
»Ganz sicher? Was ist los?« Wieder Schweigen. »Wer spricht da?«
Seine Stimme war zerrissen vor Anspannung. Jo zwang sich, langsam und deutlich zu sprechen. Sie ahnte, dass die Verbindung zu ihm am seidenen Faden hing. »Ich bin forensische Psychiaterin. Ich arbeite zusammen mit der Polizei an der Aufklärung von Callie Hardings Tod.«
»Was?« Pause, Verwirrung. »Warum rufen Sie mich an?«
»Sie hatten heute Nachmittag eine Verabredung mit Callie. Und ich weiß auch, dass Ihre Frau heute eine anonyme E-Mail erhalten hat. Scott - das klingt nach einer Drohung.«
»O Gott.« Seine Stimme drang kaum mehr durch das Tosen des Verkehrs. »Sie arbeiten für die Polizei? Kelly hat mit der Polizei geredet?«
Jo schaute Tang an, die noch immer mit seiner Frau sprach. Jo musste eine Entscheidung treffen: Wie viel konnte sie Southern verraten? Wenn sie die Karten auf den Tisch legte, ging er vielleicht aus der Leitung. Außer sie konnte ihn überzeugen, dass es keinen Sinn mehr hatte, davonzulaufen und sich zu verstecken.
Sie riskierte es. »Ich weiß, dass Sie zum Club der Schmutzigen Geheimnisse gehören.«
Schweigen.
»Ich weiß, dass mit dem Club irgendwas schiefgelaufen ist und dass Sie sich bedroht fühlen. Wahrscheinlich gibt es eine Verbindung zu Callies Tod. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden, Mr. Southern.«
Wieder Stille. »O Gott, soll das heißen, alles kommt raus, in die Nachrichten?«
»Es heißt, dass ich Ihnen helfen will. Ich möchte nicht, dass es Ihnen ergeht wie Callie. Bitte sprechen Sie mit mir.«
»Sie sind Psychologin?«
Sie erklärte es noch einmal. »Ich weiß von Callie, von Dr. Yoshida und Maki Prichingo. Das sind schon drei Tote zu viel. Scott, bitte. Sagen Sie mir, was da los ist. Lassen Sie sich von mir helfen, wenn Sie in Schwierigkeiten stecken.«
Wieder blieb er stumm. Wo war er? Sie blickte sich um, als könnte sie ihn irgendwo sehen.
»Die Zeit reicht nicht mehr«, antwortete er.
»Egal wie wenig Zeit Sie haben. Selbst wenn es nur eine Minute ist. Ich höre Ihnen zu.«
»Ich weiß nicht …«
»Aber ich. Es gibt kein Problem, das unlösbar ist.«
Zähes Schweigen. Wäre das statische Prasseln nicht gewesen, sie hätte geglaubt, dass die Verbindung abgerissen war.
Dann sprach er. Niedergeschlagenheit lag in seinem Tonfall. »Ich weiß nicht, wie Sie mich schützen wollen. Die Einzige, die das gekonnt hätte, war Callie. Sie hätte mich ins Zeugenschutzprogramm nehmen und Scott Southern für immer verschwinden lassen können.«
»Zehn Minuten, Scott. Geben Sie mir zehn Minuten, um
mit Ihnen zu reden. Ich kann Sie überzeugen, dass es funktioniert. Bitte.«
Langes Zögern. »Also gut, zehn Minuten. Aber nicht mehr.«
»Sagen Sie mir, wo Sie sind. Ich komme hin.«
»Wann?«
»Sofort.«
Wieder blies im Hintergrund das Nebelhorn. Sie wartete auf seine Antwort.
Geblendet vom Funkeln der Schaumkronen tief unten, schloss Scott die Augen. Die Stimme der Frau klang, als würde sie direkt neben ihm stehen.
Sie wusste von der anonymen E-Mail. Sie wusste vom Club. Und sie behauptete, ihm helfen zu können.
War das seine Chance? War das das Ende seiner Qualen?
Er presste das Handy ans Ohr, um die Verbindung nicht zu verlieren. Diese Ärztin konnte seine Rettung sein. Wenn sie nicht log. Eine Seelenklempnerin, möglicherweise spielte sie nur mit ihm, wollte ihn manipulieren. Aber wenn sie recht hatte, wenn sie ihm helfen konnte - vielleicht schaffte er es dann, diesen Albtraum zu beenden und Skunk und seinen Drahtzieher festzunageln. Und sogar ohne dass sein Geheimnis herauskam …
Vielleicht. Vielleicht würde niemand die Wahrheit über ihn erfahren.
Auf einmal wurde ihm leichter. Eine Möglichkeit. Was sie gesagt hatte, war das wirklich denkbar? Er öffnete die Augen. Selbst wenn es nur eine kleine
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