Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Schlimm genug, dass Callie mit mir gespielt hat.«
Sie blieb äußerlich gelassen. »Sie wollen also wissen, ob ich vom Club der Schmutzigen Geheimnisse gehört habe? Ja.«
Ein drittes Mal sauste das Notizbuch auf die Handfläche nieder. »Deswegen haben Sie mich also gestern gefragt, ob sich Callie schmutzig gefühlt hat.«
Er stellte sie auf die Probe wie ein argwöhnischer Mann, der seine untreue Geliebte dazu bringen will, dass sie sich verplappert. Das passte ihr gar nicht. »Wenn hier jemand Spielchen spielt, dann Sie. Der Club existiert, das wissen Sie ganz genau. Warum erklären Sie mir nicht einfach, was los ist?«
Er wandte den Blick ab und stellte die Ellbogen auf den Tisch. Nach einer Sekunde fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. »Callie, verdammt. Was hat sie nur getrieben?«
»Erzählen Sie einfach von Anfang an, Greg.«
Er bearbeitete weiter seine Stirn. »Der Club war doch ein Witz. Bloß ein Witz. Eine Schnapsidee aus unserer Studienzeit, sonst nichts. Wissen Sie, wie Jurastudenten drauf sind?«
»Ja.« Nicht anders als Medizinstudenten. Intensiv, intellektuell, ehrgeizig. Unsicher, scharf.
»Sie sind Meister des Blödsinns und der Selbstinszenierung. Jura wird nach der sokratischen Methode gelehrt: Hypothesen, Fallstudien, direkte Fragen. Nach dem Motto ›Was wäre, wenn …‹ werden in den Seminaren zunehmend extreme Szenarien durchgespielt.« Seine Hand krampfte sich um das Notizbuch. »Man argumentiert und spekuliert. Da gibt es natürlich die Versuchung, Quatsch zu verzapfen, um sich intellektuell zu beweisen. Das ist wie ein Treibhaus. Wenn man dann noch bis spät in die Nacht zusammensitzt … dann wird es total verrückt.«
Ein Kellner trat heran und schenkte Kaffee ein. Harding wartete, bis er verschwunden war. »Es war an einem Samstag, die Party hat sich lang hingezogen. Wir haben Tequila getrunken,
ein bisschen Koks gab’s auch. Es wurde ziemlich schrill, verstehen Sie?«
»Ich kann’s mir vorstellen.«
»Irgendwie sind wir auf das Thema Geheimnisse gekommen. Vertuschung, Lügen, mächtige Leute, denen jedes Mittel recht ist, um nicht entdeckt zu werden.«
»Callie war auch dabei?«
»Ja. Aber sie hatte kein Kokain intus. Sie war eine Sauberfrau.« Er streckte den Rücken durch, sein Gesicht wirkte gequält. »Wir haben über Geständnisse geschwafelt. Wie manche Leute geschnappt werden und den Cops alles verraten, weil sie einfach nicht anders können, obwohl sie das Recht haben, zu schweigen.«
»Anscheinend erinnern Sie sich noch sehr gut daran.«
Er wedelte mit dem Notizbuch herum. »Seit ich das hier gefunden habe, denke ich an nichts anderes mehr.«
»Fahren Sie fort.«
»Wenn man in einem Kriminalfall gesteht, kommt man in den Knast. Trotzdem platzen einige Leute bei den Cops mit ihren Geheimnissen heraus. Warum ist das so?« Er hob die Hände. »Entweder müssen sie ihr Gewissen erleichtern. Oder sie wollen prahlen.«
»Abstoßend, aber wahr.«
»Also haben wir über Geheimnisse geredet. Die Leute lieben Geheimnisse. Geheimnisse können schrecklich sein, tödlich sogar, aber auch Spaß machen. Sie können einem schwer auf der Seele liegen. Aber vor allem können sie auch wertvoll sein. Natürlich nur, solange sie geheim bleiben .«
»Logischerweise.«
»Auch das Silicon Valley funktioniert nach diesem Prinzip:
durch Betriebsgeheimnisse. Wer das Abfließen von Informationen verhindert, steigert damit seine Macht über den Markt.«
»Oder über Menschen.«
Er deutete mit dem Zeigefinger auf sie. »Genau.«
»Auch Erpressung wäre sonst nicht möglich.«
»Sie haben es erfasst.« Er nickte. »Allerdings lieben es die Leute, Geheimnisse auszuplaudern. Schauen Sie sich nur die Jerry Springer Show an.« Er drehte seinen Kaffeelöffel in den Fingern. »Die Leute, die ihre Geheimnisse erzählen, begreifen nicht, dass sie damit genau das zerstören, was so wertvoll war. Wenn man alles hinausposaunt, verliert man die ganze Macht, den ganzen Einfluss. Dann ist es drau ßen in der großen weiten Welt, und jeder kann damit spielen. Wer ein Geheimnis verrät, entzieht damit dem Mythos die Grundlage. Denn in neunzig Prozent der Fälle sind die Enthüllungen billig, schäbig und letztlich bloß … langweilig.«
Jo schüttelte den Kopf. »In manchen Gesellschaften führt die Preisgabe von Geheimnissen zu Blutfehden und Ehrenmorden. In Kalifornien sind es Scheidungen, Hysterie und Drogensucht.«
»Eben: langweilig. Werfen Sie mal einen Blick in your
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