Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Reim darauf machen? Können Sie mir bitte erklären, was sie getrieben hat?« Er griff nach einer
Aktentasche am Boden und nahm einen Baseball heraus, den er auf den Tisch legte. »Und wo sie den hier herhat, verdammt?«
Er war alt und gut erhalten. Ein Ball mit dem Autogramm von Willie Mays.
Harding schüttelte den Kopf, seine Miene verfinsterte sich. »Sie hat keine Baseballsouvenirs gesammelt. Den muss sie sich unter der Hand besorgt haben, als Teil von irgendeinem absurden Spiel. Können Sie mir sagen, was dahintersteckt?« In seinen Augen loderten Wut und Schmerz.
»Sind Sie Mitglied des Clubs?«
»Schön wär’s. Dann hätte ich sie vielleicht stoppen können.«
Einen Moment lang wirkte er jung und verloren. Sie fragte sich, ob er sich durch Callies Handlungsweise hintergangen fühlte - oder eher zurückgewiesen, weil sie ihn nicht einbezogen hatte.
»Hatten Sie noch eine Beziehung mit ihr?«
»Ob wir gefickt haben, meinen Sie?«
Pokerface, Beckett. Nicht provozieren lassen. »Haben Sie so darüber gedacht?«
»Sie hat es so genannt. Es hat ihr Spaß gemacht.« Er presste die Lippen zusammen. »Und es hat ihr Spaß gemacht, mich zu verarschen. Eigentlich hat sie doch alle bloß verarscht.«
Jo hatte selten so eine heroische - und vergebliche - Anstrengung gesehen, Hunger, Hass und Sehnsucht zu verbergen. Harding war kurz vor dem Ausrasten.
»Callie war für Sie wichtiger als alles andere auf der Welt, nicht wahr?«
Seine Lippen wurden weiß. Die Augen kühlten ab bis zum
Gefrierpunkt. Er ballte die Hand zur Faust und presste sie gegen den Mund.
Jo wandte den Blick ab, um ihm etwas Zeit zu geben. Sie schlug die nächste Seite von Callies Notizbuch auf.
Zugang: iPod Untermenü. Passwort: Platinum.
KAPITEL 24
Jo sperrte hinter sich ab und deponierte die Schlüssel auf dem Tischchen im Flur. In der Küche öffnete sie die Terrassentür, um die kühle Luft und den Lilienduft hereinzulassen. Sie stöpselte Callies iPod in ihren Computer und holte das Menü auf ihren Bildschirm.
Tief vergraben im Untermenü Extras im Ordner »Krimskrams« fand sie die inoffiziellen Daten der Staatsanwältin. Er war passwortgeschützt. Sie gab Platinum ein.
Und plötzlich war sie auf der Spielwiese.
Ihr ungläubiger Blick fiel auf Aufzeichnungen über ein Dutzend Mitglieder des Clubs der Schmutzigen Geheimnisse. Alles war da: eingescannte Lebensläufe, persönliche Angaben, abstoßende Gewohnheiten, sämtliche Details und Beweise der Urheberschaft.
»Ich fass es nicht.«
Der erste Ordner war einem Stadtrat gewidmet, der Ausschreibungsmanipulationen bei Bauprojekten zur seismischen Sanierung zugab. Im zweiten Ordner ging es um einen berühmten Rechtsexperten, einen ehemaligen Polizisten aus Las Vegas, der damit prahlte, von Kasinos Schmiergelder
eingesteckt zu haben. Die seinem Lebenslauf beigelegten Fotos verdienten den Titel »Schwimmen in einem Meer von Nutten«. Der dritte Ordner beschäftigte sich mit einem Lobbyisten, der behauptete, mit dreiundzwanzig weiblichen Abgeordneten des Kongresses geschlafen zu haben. Und es hatte ihnen gefallen. Das Verzeichnis trug den Untertitel »American Gigolo«.
Der vierte Ordner drehte sich um Scott Southern.
Jo nahm das Notebook und den iPod mit hinaus unter den Magnolienbaum. Ihr war schwindlig von der allgemeinen Arschkriecherei und Dreistigkeit, und die frische Luft verschaffte ihr etwas Erleichterung.
Das vorhandene Material reichte locker aus, um all diese Leute zu erpressen. War das vielleicht Callies Geheimnis? Die Zellenstruktur des Clubs sollte sicherstellen, dass nur wenige Personen die Geheimnisse eines bestimmten Mitglieds kannten. Angeblich hatte niemand Zugang zu allen Daten. Und dennoch hatte Callie so viel Dreck wie nur möglich zusammengetragen.
Gründlich wie die Stasi hatte die ordentliche, ehrgeizige Staatsanwältin über die Mitglieder des Clubs Buch geführt. Was hatte sie damit bezweckt?
Wollte sie die anderen sabotieren, um die clubinternen Wettbewerbe zu gewinnen? Hatte sie vor, sie zu erpressen? Oder gab es noch eine verborgene Ebene über den schwarzen Diamanten, wo ein innerster Zirkel eigene Auszeichnungen verteilte?
War Geli Meyer auf dieses supergeheime Material gestoßen? War das der Grund, weswegen sie jetzt halb tot im Krankenhaus lag?
Jo ging weiter die Dokumente durch. Sie stieß auf Fotos und sogar auf ein Video. Sie drückte auf Play . Und plötzlich hatte sie das Gefühl, einen fehlenden Stein zu dem Puzzle in ihrem Kopf
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