Die beiden Seiten der Münze (German Edition)
überlegte, ob sie ihn darauf hinweisen sollte, ließ es dann aber bleiben. War nicht so wichtig.
Lynn räusperte sich und fragte: „Warst du gestern im Heurigen am Cobenzl?“ Er sah sie an und fragte: „Warum fragst du?“ „Ich dachte, ich hätte dich dort gesehen.“ Er schüttelte den Kopf und sah auf seine Hände. „Nein, ich war nicht dort.“ Lynn hatte den Eindruck, dass er log und fragte sich, warum er das tun sollte.
Plötzlich fasste Cedric wieder nach ihrer Hand. Dieses Mal streichelte er ihren Handrücken leicht mit seinem Daumen. Lynn erstarrte. Sie fing an zu schwitzen. Super, gerade jetzt. Lynn verfluchte sich, ihre Körperfunktionen und die Tatsache, dass sie plötzlich dringend auf die Toilette musste. Doch das ließ sich auf Dauer nicht verdrängen. Lynn entzog ihm hastig ihre Hand und murmelte „Bin gleich wieder da“. Sie stolperte mehr in Richtung Toilette als dass sie ging.
Eine nervöse Blase war so ziemlich das letzte, das sie momentan brauchen könnte. Eine dicke Frau quetschte sich an Lynn vorbei aus der Toilette und somit war die einzige Kabine frei – wenigstens etwas. Beim Händewaschen stand sie vor dem Spiegel und sah ein ziemlich verschwitztes Gesicht. Ihr Makeup konnte sie nicht auffrischen, ihre Handtasche hatte sie beim Tisch vergessen. Ein wenig Puder gegen das Glänzen im Gesicht wäre schön gewesen. Lynn holte ein paar Blatt Klopapier aus der Kabine und betupfte damit ihr Gesicht. Besser als nichts.
Nervös kehrte sie zu ihrem Tisch zurück. Cedric saß noch genauso da wie zuvor, er wirkte komplett regungslos, wie eine Statue. Als sie auf ihn zuging, kam plötzlich Leben in ihn. Lynn setzte sich und er griff sofort wieder nach ihrer Hand. „Ich habe mit der Bestellung auf dich gewartet“ sagte er. „Das wolltest du doch?“ Lynn hatte ein unangenehmes Gefühl, so als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Danke“ erwiderte sie. Cedric bestellte ein Steak rare und Lynn einen Salat mit Hühnerstreifen. „Salat?“ fragte Cedric als der Kellner sich entfernt hatte. „Salat ist Kaninchenfutter.“ Aha. Lynn hatte zwar Hunger, im Hinblick auf Ihre Linie traute sie sich jedoch nicht, etwas anderes zu bestellen. Diese Sorgen hatte er offensichtlich nicht. Er war schlank, eigentlich richtig dünn.
Er hielt noch immer ihre Hand. Wieder streichelte er sie mit seinem Daumen. Er wirkte gedankenverloren, als ob er geistig ganz wo anders wäre. „Wann hast du das letzte Mal mit einem Mann geschlafen?“ Diese Frage kam unerwartet wie ein Keulenschlag. Lynn hielt den Atem an. Was antwortete man auf so eine Frage? Antwortete man überhaupt? Eigentlich war die Frage impertinent und indiskret, konnte man das einfach ignorieren? Die Sekunden verstrichen ohne dass sie ein Wort hervorgebracht hätte.
„Habe ich dich in Verlegenheit gebracht?“ Er schien aufrichtig erstaunt zu sein. Lynn war nicht spießig, aber trotzdem immer noch sprachlos. „Wenn du dich nicht mehr erinnern kannst, muss es einige Zeit her sein.“
In diesem Moment servierte der Kellner das Essen. Lynn war dankbar für die Unterbrechung und widmete sich ihrem Teller. Der Appetit war ihr zwar vergangen, aber so mu sste sie Cedric wenigstens nicht ansehen. Sie fühlte wie die Hitze ihre Wangen hochstieg und war sicher, dass sie schon wieder knallrot geworden war.
Langsam aß sie Bissen um Bissen und würgte das Essen hinunter. Sie wünschte sich meilenweit weg nur, um dieser Peinlichkeit zu entgehen. Sie brauchte nur aufzustehen und zu gehen. Sie müsste diesen Menschen nie wieder sehen. In ihrem Innersten wusste Lynn, dass genau das die richtige Reaktion wäre. Stattdessen blieb sie sitzen, als ob man sie an ihrem Sessel angeklebt hätte.
Cedric schaufelte unbekümmert sein Steak in sich hinein. Er hatte offensichtlich nicht das Gefühl, etwas Unpassendes gesagt zu haben. Als er fertig war, wischte er sich mit der Serviette über den Mund und fragte: „Keine Antwort?“ Lynn seufzte. Sie hatte gehofft, dass er das Thema wechseln würde. „Schon eine Weile her“ murmelte sie. „Kommst du mit zu mir?“ Lynn hatte das Gefühl, dass man ihr Herzklopfen im ganzen Lokal hören musste. „Ich glaube, dass das keine gute Idee ist.“ Sie war nervös und angespannt, wusste nicht wo sie hinsehen sollte.
„Du bist wunderschön, ich will dich.“ Lynn zwang sich, Cedric anzusehen. Der Blick war sehr intensiv, wirkte fast hungrig. Gott sei Dank saß sie schon, sie bekam weiche
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