Die beiden Seiten der Münze (German Edition)
„Ja.“ war alles was sie antwortete. „Und? Wie geht’s dir damit? Ich nehme an, Therese hatte dazu auch etwas zu sagen.“
„Ja, du Petze!“ Lynn sah ihn streng an. „Ich hätte sie schon selber angerufen, du hättest mich nicht bei ihr vertratschen müssen.“
Alex tat ihr den Gefallen, etwas zerknirscht auszusehen. „Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Tut mir leid, ich dachte eben, Therese würde besser wissen, was zu tun ist.“
„Sie hat mich dazu gebracht, zu einem Seelenklempner zu gehen. Ich bin nicht sicher, ob das etwas bringen wird.“
„Und? Wie geht’s dir im Moment?“ Alex sah sie fragend an.
„Besser. Glaube ich wenigstens. Cedric lässt sich eigentlich recht oft sehen. Beziehung kann man das nicht nennen, ich weiß nicht genau was das eigentlich ist.“
„Lebt er noch immer seine – wie soll man das nennen – Vorliebe an dir aus?“ Alex war zwar einerseits neugierig, fand es aber anscheinend schwierig, das Kind beim Namen zu nennen.
„Ja das tut er.“ Das klang selbst in Lynn's Ohren patzig. „Ich kann mir das selbst nicht so genau erklären aber er hat nicht unrecht. Es ist irgendwie etwas Besonderes. Etwas, das nur wir beide miteinander haben. Und dass er ausgerechnet mein Blut will, versetzt mich zeitweise fast in einen euphorischen Zustand. Nicht unbedingt dann, wenn ich gerade gebissen werde aber danach. Als ob wir etwas Verbotenes tun, das gibt dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz. Es tut weh aber der Schmerz ist rein körperlich, nicht mehr seelisch. Vielleicht bin ich ja geistig gestört, aber so ist das im Moment für mich.“
„Hm, der Kerl ist gut. Er bringt dich dazu, etwas zu wollen und noch gut zu finden, das du vollkommen abgelehnt hast. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass er nur sehr manipulativ ist und du darauf hereinfällst. Dass er nur Dein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit ausnützt, um das zu bekommen was er will?“
„Geh nicht immer von dir selbst aus.“ Lynn war sich der Tatsache bewusst, dass das sehr defensiv war.
„Muss ich ja“ meinte er. „Ich bin ja genauso, ich sehe es nur nicht gerne, wenn jemand so etwas mit dir abzieht, dazu habe ich dich zu gerne.“
Lynn sagte: „Ich hab dich auch sehr gerne, das weißt du. Ich weiß Deine Sorge zu schätzen. Aber mach dir bitte keine Sorgen um mich. Ich weiß sowieso nicht wohin das führen wird. Momentan brauche ich das, brauche ihn. Wenn er da ist kann ich ihn förmlich unter meiner Haut spüren, er kriecht irgendwie in mich hinein, bildlich gesprochen. Das Gefühl lässt sich nicht beschreiben. Ich fühle mich das erste Mal seit langer Zeit lebendig, so als ob ich davor im Koma gelegen hätte. Ich kenne ihn gar nicht gut und doch wirkt er so vertraut als ob er schon immer da gewesen wäre. Er hat Dinge an sich, die ich gar nicht mag, aber sie stören mich bei ihm nicht. Er bringt mein Leben völlig durcheinander. Einerseits möchte ich mich unter meiner Decke verstecken, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, andererseits sehnt sich jeder Millimeter von mir nach ihm. Und das Blut, das ist nur das leicht perverse Extra an der Sache. Mit jedem Biss, mit jeder neuen Verletzung spüre ich, dass ich am Leben bin, dass er mich will. Sonst habe ich nichts.“ Lynn war sich dessen gar nicht so bewusst gewesen, bevor sie es formuliert hatte. Das Gefühl nach den Bissen glich dem, welches sie hatte, nachdem sie sich geschnitten hatte.
Alex sah besorgt aus: „Das klingt für mich gar nicht nach einer halbwegs gesunden Beziehung.“
„Egal, ich will nicht mehr darüber reden. Ich muss am Montag sowieso in die nächste Therapiesitzung. Da wird das sicher wieder ein Thema sein.“ Lynn wollte über etwas anderes reden: „Nachdem Deine letzte Eroberung ein Flop war, hast du sicher schon wieder ein neues Ziel im Visier wie ich dich kenne, oder?“
Er versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen was ihm aber nur schlecht gelang. „Ja schon. Da gibt es eine neue Kollegin, mein Gott ist die süß! Hat zwar einen Freund, das ist aber kein Hindernis. Die Engländer müssen sich früher bei Beginn der Fuchsjagd so ähnlich gefühlt haben. Sie heißt Eva, ist dreiundzwanzig Jahre alt, gerade mit der Ausbildung fertig und ganz neu im Job. Sehr hübsch, schlank, lange braune Haare, blaue Augen und ein Lächeln das atemberaubend ist. Und die Oberweite ist auch nicht zu verachten...“
„ Die Ärmste. Warum lässt du sie nicht in Ruhe,
Weitere Kostenlose Bücher