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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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Rückruf warten zu lassen?«
    »Unter diesem Aspekt ruf ihn auf keinen Fall von deinem Handy an«, erklärte Ginger. »Du willst doch nicht übereifrig wirken.«
    »Keine Angst. Nichts liegt mir ferner.« Die Worte rutschten mir einfach so raus. Völlig überraschend. Vor ein paar Wochen wäre ich wegen eines Anrufs von Brooks noch total aus dem Häuschen gewesen.
    »Wie? Aber Schatz, du brauchst einen Begleiter für den Cotillon, und ich kann mir keinen besseren vorstellen als Brooks. Bist du überhaupt nicht aufgeregt?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich zum Cotillon will«, erklärte ich Ginger.
    Entsetzt ließ sie ihre Zeitschrift sinken. »Du willst nicht? Schatz, du musst! Du bist das älteste Mädchen der Familie. Wir hatten noch keine Debütantin und nun willst du nicht hin?«
    »Ich sehe einfach keinen Sinn darin.«
    »Es gibt einen Sinn, einen großen Sinn sogar«, erwiderte Ginger. Dann legte sie eine Pause ein.
    »Und?«, fragte ich. »Der wäre?«
    »Tradition. Generationen. All das. Wozu waren sonst die ganzen Tanzstunden bei Miss Claremont gut? Wenn du nicht der Gesellschaft vorgestellt wirst, wird Almighty sehr enttäuscht sein. Und du willst Almighty doch nicht enttäuschen.«
    Ich seufzte. Ich weiß nicht, ob Dir das bewusst ist, aber bei uns zu Hause wirst Du oft als Drohung eingesetzt.
    »Ich will niemanden enttäuschen«, sagte ich. »Aber der Ball lässt mich völlig kalt.«
    »Er lässt dich kalt? Mir kommen gleich die Tränen.« Zum Glück hielt sie sie zurück. »Arme Norrie. Alle würden dich bewundern – vor allem mit Brooks als Begleiter. Ich hoffe sehr, dass du ihn morgen anrufst, Täubchen.«
    Es ist bloß eine Party, sagte ich mir. Es ist bloß eine Party.
    Ganz ehrlich, ich habe über das Debütantinnengedöns nicht immer so gedacht. Als ich kleiner war, habe ich mich darauf gefreut, mit gut aussehenden Jungen in Frack und weißer Fliege Walzer und Foxtrott zu tanzen, und habe im weißen Kleid und mit Handschuhen meinen Knicks geübt. Doch irgendwann hat der Cotillon seinen Reiz für mich verloren. Ich kenne sie alle in- und auswendig – die Jungs, die anderen Mädchen, die »Junggesellen« und die älteren Repräsentanten der feinen Gesellschaft. Vielleicht liegt darin das Problem.
    Ich wäre gern begeisterter gewesen, ehrlich. Es beunruhigte mich, dass es nicht so war. Es beunruhigte mich auch wegen Brooks. Ich mochte ihn. Ich mag ihn immer noch. Aber immer wenn ich mit ihm zusammen bin, fühle ich mich so unbeteiligt. Es ist, als würde ich mich, statt einfach mit ihm zusammen zu sein, dabei beobachten, wie ich mit ihm zusammen bin. »Ruf ihn morgen an«, wiederholte Ginger und spähte in genüsslicher Trance auf die Hochglanzseiten ihrer Zeitschrift.
    Ich verließ das Zimmer und ging wieder nach oben, wo meine zwei Verbündeten auf mich warteten.
    »Ging es um Brooks?«, wollte Jane wissen.
    »Ja«, antwortete ich. »Ich soll ihn anrufen.« Ich ließ mich aufs Bett fallen und stieß mir den Kopf an Sassys Fuß.
    »Was ist mit Robinson Pepper?«, fragte Sassy.
    »Tja, das ist die Frage«, erwiderte ich.
    Damals wusste ich nicht, was passieren würde, Almighty. Und ich hatte noch überhaupt keinen Plan. Aber ich gebe zu, dass ich schon das Gefühl hatte, dass der Weg zum Cotillon nicht so glatt verlaufen würde, wie ich einmal geglaubt hatte.

Fünf
    Ich ignorierte Gingers Anweisung und am nächsten Nachmittag wollte ich aus der Schule bei Brooks anrufen. Claire gab mir gute Tipps.
    »Lass dir alle Optionen offen, mehr sag ich nicht«, erklärte Claire. »Ich würde alles geben, um von Brooks Overbeck angerufen zu werden. Du bist bloß gegen ihn, weil deine Mutter ihn mag.«
    »Findest du nicht, dass das ein Warnsignal ist?«, fragte ich. »Welche Sorte Jungs mögen Mütter schon? Die aufregenden oder interessanten bestimmt nicht. Immer nur die netten . Jemand, der nett zu den Eltern ist – das kann doch nur ein Megaschleimer sein.«
    »Komm, ruf ihn einfach an, dann wirst du schon sehen, was er will«, erwiderte Claire. »Egal, was es ist, du musst ja nicht zusagen.«
    Ich holte mein Telefon heraus und rief Brooks an. Er ging nicht dran. Vielleicht hatte er gerade Unterricht. Ich hinterließ eine Nachricht: »Hi, Brooks, hier ist Norrie. Meine Mutter hat mir erzählt, dass du gestern angerufen hast, deshalb, ähm, ruf ich dich zurück. Okay, tschüs.«
    »Du Depp«, sagte Claire.
    »Was?«
    »Wie würdest du es denn nennen?«
    Wir gingen in die Bibliothek, um Zeitschriften zu

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