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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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damit an, dass ein Mädchen einen Jungen kennenlernt.«
    »Nein, das tun sie nicht«, widersprach Jane. »Sie fangen immer damit an, dass auf jemanden ein Attentat verübt wird.«
    »Aber dem geht Junge-trifft-Mädchen voraus«, beharrte Sassy.
    »Nein, nicht Liebe ist der Auslöser für Auseinandersetzungen. Sondern Gier«, konterte Jane.
    »Haltet einfach mal die Klappe, ihr zwei«, sagte ich.
    »Norrie!« Sassy sah schockiert aus. Du weißt ja, dass Ginger einen Anfall kriegt, wenn jemand in ihrer Gegenwart »Halt die Klappe«, »Arsch«, »Pimmel« oder »Popel« sagt.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich bin es einfach leid, dass ihr über mich redet, als würde ich jeden Moment den Dritten Weltkrieg anzetteln. Sassy hat Recht. Ich habe jemanden kennengelernt.«
    »Wusste ich’s doch«, sagte Sassy zufrieden.
    »Ach du Scheiße«, lautete Janes Kommentar.
    Sassy überschlug sich allerdings fast vor Aufregung. »Beim Schnelllesen? Erzähl!«
    »Er heißt Robinson Pepper«, sagte ich. »Habt ihr je einen schöneren Namen gehört?«
    »Robinson Pepper?«, wiederholte Jane.
    »Oh, ein scharfer Pfeffermann!«, meinte Sassy. »Auf welche Schule geht er? T&A?«
    Habt Ihr die St. Thomas Aquinas zu Deiner Zeit auch »T&A« genannt, Almighty? Und habt Ihr die Jungs, die dort hingingen, auch als »T&A-löcher« bezeichnet?
    Garantiert nicht.
    »Nein, zum Glück nicht«, sagte ich. »Hopkins.«
    »Er geht aufs College?«
    »Nicht ganz«, sagte ich.
    Der Klingel bimmelte. Ginger hat direkt neben ihrem Bett einen Knopf, der eine Klingel im Turmzimmer läuten lässt, sie ist ein Überbleibsel aus den Tagen, als hier oben ein Hausmädchen schlief. Keine Ahnung, wie oft sie St. John und Sully angeklingelt hat, sie liebt es jedenfalls, mich damit zu nerven.
    »Wahrscheinlich hat Ginger uns hier oben rumpoltern gehört«, meinte Jane. »Geh mal lieber nachsehen, was sie will.«
    Ich hievte mich müde vom Bett. Gingers Wünsche sind so gut wie nie interessant oder wichtig. Normalerweise ist es etwas wie: »Hast du meinen chinesischen Seidenmorgenmantel gesehen?« oder »Sei ein Schatz und kratz mich am Rücken« oder »Liebes, rieche ich da etwa Rauch?«.
    »Ich weiß schon, was sie will«, sagte Sassy. »Brooks hat vorhin angerufen.«
    »Oh-oh«, kam von Jane. »Junggeselle Nummer eins.«
    In all den Jahren, die wir uns kennen (also unser ganzes Leben), hat Brooks mich nie zu Hause angerufen – bis zu jenem Abend. Er schrieb mir SMS und E-Mails und rief mich vielleicht auf dem Handy an, wenn eine Party stattfand. Bestimmt hatte es mit dem Bachelors Cotillon zu tun, dem Ball, bei dem die »höheren Töchter« den Junggesellen Baltimores vorgestellt werden. Es war zwar erst September, aber vermutlich leistete Brooks schon mal Vorarbeit, wie es sich für einen pflichtbewussten Begleiter gehörte. Almighty, Deine Freundin Mamie hat ihn gut erzogen.
    »Du hättest es schlimmer treffen können«, sagte Sassy.
    »Kaum«, meinte Jane naserümpfend. »Brooks Overbeck ist der größte Langweiler aller Zeiten.«
    »Ich finde ihn nett«, widersprach Sassy.
    »Eben«, erwiderte Jane.
    Es klingelte wieder. »Bevor sie hochkommt, geh lieber runter und schau, was sie will«, sagte Jane und drückte ihre zweite Zigarette aus.
    Ich ging hinunter ins Zimmer von Ginger und Daddy-o. Ginger saß gegen ungefähr hundert Kissen gelehnt im Bett, ließ ihre Armbänder klimpern und las in der Vanity Fair . Daddy-o war unten in seinem Arbeitszimmer und schrieb an seiner Monografie über die Darstellung von Jungfräulichkeit in spätmittelalterlichen Gemälden.
    »Du hast geläutet?«, fragte ich Ginger.
    »Ja, Liebes, ich wusste nicht, ob du schon zu Hause bist. Ich wollte dir sagen, dass Brooks Overbeck vorhin angerufen hat.«
    »Du hättest mir eine Nachricht auf dem Küchentisch hinterlassen können«, sagte ich.
    »Ich weiß, Liebes, aber ich wollte ganz sicher sein, dass du die Nachricht erhältst.« Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. »Jetzt ist es zu spät, um ihn zurückzurufen, aber vielleicht machst du es morgen nach der Schule. Versuch es nicht in der Schule vom Handy aus, das ist ungezogen.«
    »Was ist daran ungezogen?«, fragte ich. Ginger hatte ihre ganz eigenen Benimmregeln, wenn es um »neue Kommunikationsformen« wie SMS und E-Mail ging. Sie stellt all diese Regeln auf, doch sie ist die Einzige, die sich daran hält oder diese Regeln überhaupt kennt. »Ist es nicht viel ungezogener, ihn den ganzen Tag auf meinen

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