Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Leute im Raum nicht. Als ich das nächste Mal dorthin sah, waren sie verschwunden. Ich nahm an, sie wären gegangen, doch eine halbe Stunde später sah ich Josh wieder auf dem Sofa sitzen, wo er sich mit Katya unterhielt.
»Ich arbeite daran, mich mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht abzuschweifen, weißt du?«, sagte Josh und Katya nickte abwesend, ihr Blick wanderte durch den Raum. »Ich befinde mich im dauernden Kampf mit meinem Ego. Ich versuche ständig, es zu unterdrücken, aber es bricht immer wieder von selbst hervor.«
»Vielleicht ist die menschliche Natur einfach so«, sagte Katya.
»Josh spielt Katya was vor«, flüsterte mir Robbie zu. »Siehst du, wie er mit dem Mund lächelt, aber nicht mit den Augen?«
»Ja …«, sagte ich. Robbie hatte Recht – Joshs Lächeln wirkte aufgesetzt. »Du meinst also, er befindet sich nicht im dauernden Kampf mit seinem Ego?«
»Ich glaube, er hat sein Ego schon vor langer Zeit gewinnen lassen«, erklärte Robbie. Wir kicherten.
»Die menschliche Natur ist keine Entschuldigung.« Josh streckte sich, dann legte er die Hand auf den Hosenbund.
»Schau dir das an!«, flüsterte Robbie. »Er sendet gerade klassische Flirtsignale aus!«
»Aber sie mag ihn nicht«, sagte ich.
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es nicht«, erklärte ich. »Ich fühle nur eine Schwingung.«
»Ihre Beine zeigen von ihm weg«, flüsterte Robbie. »Das ist ein Signal, dass sie ihn nicht mag. Du hast es unbewusst wahrgenommen.«
»Während der Meditation erinnere ich mich ständig daran: Andere Menschen sind nicht wichtig«, sagte Josh. »Mein Bewusstsein ist das Universum.«
»Und so hältst du dein Ego im Zaum?«, fragte Katya.
Carmen kam aus ihrem Schlafzimmer gerannt und brüllte angewidert: »Josh! Wo ist Josh?« Sie steuerte auf ihn zu. »Josh! Diese kleine Säuferin, die du angeschleppt hast, hat mein Bett vollgekotzt! Genau auf mein Kissen!«
»Scheiße«, murmelte Josh, als Carmen ihn ins Schlafzimmer zurückzerrte, um ihm die Schweinerei zu zeigen.
Ein paar Minuten später schleifte Josh eine torkelnde Shea zur Tür. Ihre Lider waren schwer. Sie rülpste. »Ich muss sie nach Hause bringen. Tut mir leid, Carmen.«
»Wie bitte? Du putzt ihren Dreck nicht weg?«
»Was soll ich denn tun? Sie ist völlig hinüber. Ich mach das wieder gut. Schick mir die Rechnung der Wäscherei oder was auch immer.«
»Sie kommt mir nie wieder in diese Wohnung, ist das klar?« Carmen schubste die beiden zur Tür hinaus. »Das hat man davon, wenn man mit kleinen Teenieschlampen rummacht.« Wumm! Sie knallte die Tür zu.
Ein paar der Gäste sahen in meine Richtung.
Carmens Wut richtete sich auf mich. »Vielleicht solltet ihr auch gehen, Robbie, bevor hier noch mehr passiert. Ich will keinen schlechten Einfluss auf Minderjährige ausüben. Wenn du dich zum Babysitter berufen fühlst, ist das deine Entscheidung.«
»Mit Norrie ist alles in Ordnung, Carmen«, protestierte Robbie. »Ich –«
»Keine Sorge, Robbie, ich versteh schon«, erwiderte Carmen. »Ich war zu viel für dich, und da du mit einer richtigen Frau nicht klarkommst, hältst du dich an ein Highschoolmädchen. Nett und doof und leicht zu betrügen. Stimmt’s, Robbie?«
Mein Gesicht war feuerrot. Ich wollte mich verteidigen, aber was hatte ich ihr entgegenzusetzen? Außerdem, jetzt war es offensichtlich, dass das Knistern, das ich zwischen Robbie und Carmen gespürt hatte, eine Exfreunde-Schwingung war.
»Norrie ist nicht wie Shea«, sagte Robbie. »Nur weil sie gleich alt sind –«
»– und auf die gleiche Schule gehen –«, ergänzte Carmen.
»– bedeutet das noch lange nicht, dass sie die gleiche Art Mensch sind«, beendete Robbie den Satz. »Norrie ist nicht doof und niemand betrügt irgendjemanden. Wenn du eine wirkliche Betrugskünstlerin sehen willst, schau in den Spiegel.«
»Ich bin so froh, dass wir uns getrennt haben!«, rief Carmen. »Es war das Beste, was mir je passiert ist.«
Robbie packte meine Hand und wir machten, dass wir wegkamen. Sie knallte auch hinter uns die Tür zu. »Wie kann sie es wagen, so mit dir zu reden?«, sagte er. »Oder mit mir? Oder irgendjemanden?« Er trat die Tür zum Treppenhaus auf und rannte ein paar Schritte vor mir her. Als wir draußen in der kalten Nachtluft standen, sagte er: »Das wollte ich nicht.«
»Warum hast du mir nicht vorher von ihr erzählt?«, fragte ich.
»Wir haben uns vor Monaten getrennt. Vielleicht ist sie doch noch nicht so
Weitere Kostenlose Bücher