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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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Menschenflut schwemmte uns an ihm vorbei und aus der Kirche hinaus.
    Ich hatte ihm nichts von der Beerdigung erzählt; er musste die Todesanzeige in der Zeitung gesehen haben. Ich sehnte mich danach, bei ihm zu sein, aber ich musste zum Leichenschmaus. Ich weiß nicht, warum mir der Anblick seines Gesichts so naheging, aber in der Limousine, den ganzen Weg nach Gilded Elms, verdeckte ich mein Gesicht mit dem Taschentuch und weinte. Und dann bekam ich Angst: Was, wenn ich wie Ginger wurde? Was, wenn ich ohne Robbie nicht glücklich sein konnte, so wie Ginger nicht ohne Daddy-o glücklich sein kann?

Vierzehn
    Später am Tag setzten wir uns zu einem schweigsamen Abendessen mit Miss Maura an den Küchentisch. Da Sassy sich nicht besonders wohlfühlte, ging sie nach oben auf ihr Zimmer. Wir anderen machten uns Truthahnsandwiches, die wir mit einem Glas Milch hinunterspülten, und tratschten, wer beim Leichenschmaus was gegessen hatte.
    »Brooks hat mir erzählt, dass er sich schon Krawatte und Frack für den Cotillon gekauft hat«, sagte Sully.
    »Schön für ihn.«
    Sully und St. John wechselten einen Blick. Trotz der ganzen Beerdigungsaufregung hatte ich Brooks und den Debütantinnenball nicht vergessen, aber ich fand es nicht richtig, in Trauerkleidung über so etwas Albernes zu reden.
    »Ich geh hoch, eine rauchen«, verkündete Jane. »Und es ist mir egal, wer davon weiß«, fügte sie angesichts von Miss Mauras erhobenem Finger hinzu.
    »Ich komme mit.« Ich stand vom Tisch auf, mein Sandwich hatte ich nur zur Hälfte gegessen. »Um sicherzugehen, dass du mein Zimmer nicht in Brand setzt.«
    Jane und ich stiegen zum Turm hinauf. Jane öffnete ein Fenster einen Spaltbreit und zündete sich eine ihrer Nelkenzigaretten an. Ich ließ mich auf mein Bett fallen.
    »Warum hast du denn so geheult?«, fragte Jane. »Also, am Ende der Beerdigung. Was war der wirkliche Grund?«
    »Was ist denn das für eine Frage? Es war eine Beerdigung. Alle haben geheult. Außer dir natürlich.«
    »Ich weiß, dass du mich für gemein hältst. Aber du hast nicht wegen Wallace geheult. Es tut mir leid für ihn. Wirklich. Und es tut mir leid für Sassy, dass sie ihn gefunden hat. Da scheint etwas in ihr zerbrochen zu sein.«
    »Ich wünschte, sie würde mit uns darüber reden«, sagte ich.
    Die Tür wurde aufgestoßen – in dieser Familie macht sich kein Mensch je die Mühe anzuklopfen – und Sully und St. John kamen herein.
    »Ohne meine Poster sieht das Zimmer echt scheiße aus«, meinte Sully. »Nach Mädchenzimmer.«
    »Es ist jetzt mein Zimmer.« Ich war nicht in der Stimmung für solche Diskussionen.
    »Offiziell ist es mein Zimmer und das wird es immer sein«, mischte sich St. John ein. »Es ist bloß eine Leihgabe an euch Hühner.«
    St. John drapierte seinen langen Körper quer über das Fußende des Bettes, während Sully es sich im Sessel am Fenster gemütlich machte. Beide sahen zu Jane.
    »Was?«, fragte sie. »Ich rauche. Na und?«
    »Wir müssen uns mit Norrie unterhalten«, sagte St. John.
    »Dann los.«
    »Du sollst verschwinden, Zwerg, hast du verstanden?«, fragte Sully.
    Jane drückte ihre Zigarette aus. »Halt die Klappe, Sully. Du und dein dämliches Collegegelaber.«
    »Uih, Jane hat ›Halt die Klappe‹ gesagt«, stichelte Sully.
    Jane stolzierte zur Tür. »Du kannst mich mal an meinem platten weißen Arsch lecken.«
    »Uih, Jane hat ›Arsch‹ gesagt«, äffte Sully mit schmachtender Stimme. »Alle hier im Haus drücken sich so modern aus.«
    »Dich eingeschlossen«, erwiderte St. John. »Wenn du nicht gerade versuchst, wie ein Dealer in The Wire zu klingen.«
    Genau so redet Sully nämlich, wenn Du nicht in der Nähe bist, Almighty, also verzeih die Kraftausdrücke. Ein paar habe ich weggelassen, aber für andere gibt es einfach kein Ersatzwort.
    Brummend verließ Jane das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen die Kissen.
    »Wir haben von diesem älteren Typen gehört, mit dem du rumziehst, N«, fing Sully an. »Nicht in Ordnung.«
    »Sully, ich dachte, du überlässt mir das Reden«, unterbrach ihn St. John.
    »Tu dir keinen Zwang an«, sagte Sully.
    »Daddy-o hat es uns erzählt, Norrie. Er versucht so zu tun, als mache er sich keine Sorgen, aber du weißt, dass das nicht stimmt. Wie alt ist dieser Typ, fünfundzwanzig?«
    »Ja. Und?«
    »Damit ist er vier Jahre älter als ich«, sagte St. John. »Er ist zu alt für dich.«
    »Du weißt nicht, wie Typen sind,

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