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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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Da ihr die Decke auf den Kopf fiel, weil sie den ganzen Tag zu Hause herumgesessen hatte, willigte sie ein. Es begann zu regnen. Begleitet vom Takt der Scheibenwischer, vom Schmatzen des Wassers unter unseren Reifen und vom Geruch feuchter Wolle fuhren wir zum Supermarkt.
    Ich hielt vor dem Eingang. »Kommst du mit rein oder wartest du im Auto?«
    »Ich warte hier«, erklärte Jane. »Bring mir ein Bounty mit.«
    Ich nahm eine Schachtel Tampons und blieb kurz vor dem Zeitschriftenregal stehen. Da hörte ich eine vertraute Stimme: »Meine Mutter hat was zurücklegen lassen.« Brooks Overbeck stützte die Ellbogen auf den Tresen und reichte dem Angestellten einen Zettel.
    »Kommt sofort, mein Junge«, sagte der Angestellte.
    Brooks drehte sich um und lehnte sich gegen den Tresen, während er wartete, dabei beobachtete er das Treiben nach der Schule. Sein Blick streifte Mädchen aus der Middle School, die kichernd vor einem Ständer mit Grußkarten standen, und eine Frau, die Feuchtigkeitscremes inspizierte, bis er schließlich das Zeitschriftenregal erreichte und mich dabei ertappte, dass ich ihn anstarrte. Als er herübergeschlendert kam, hielt ich die Tamponschachtel unauffällig hinter meinen Rücken.
    »Hey, Norrie, wie geht’s, wie steht’s?«
    »Hi, Brooks.«
    Er zog einen cremefarbenen Umschlag aus seiner Jackentasche. »Das hatte ich heute in der Post. Sobald meine Mutter mir zeigt, wie ich das korrekt formulieren muss, erhältst du meine offizielle Antwort natürlich auch noch in schriftlicher Form, aber inoffiziell lautet meine Antwort: ›Klar, Baby!‹«
    »Antwort?« Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete. »Antwort worauf?«
    »Ah, ganz die Coole.« Er klopfte mit dem Umschlag gegen seine Handfläche. »Warst du schon immer, oder?«
    »Cool? Ich? Nein, ich bin überhaupt nicht cool.« Ich schob die Tamponschachtel in meine Armbeuge – sollte er sie doch sehen, es war mir mittlerweile egal – und entriss ihm den Umschlag. Es war ein dickes, samtweiches Kuvert von Downs, an ihn adressiert, als Absender stand dort mein Name. Die Handschrift – dünn, krakelig und trotzdem kraftvoll – war allerdings unverkennbar Deine, Almighty.
    »Ich habe gehofft, dass du mich fragen würdest«, sagte Brooks. »Ich hatte auch ein paar andere Einladungen, aber ich hab deine abgewartet.«
    Ich klappte die Karte auf. Mr und Mrs Alphonse Sullivan bitten bei der Vorstellung ihrer Tochter, Louisa Norris, beim Debütantinnenball am Samstag, dem 21. Dezember, um die Ehre Ihrer Anwesenheit .
    Vielleicht überrascht Dich das, Almighty, aber ich kann es nicht ausstehen, wenn Menschen ohne meine Erlaubnis in meinem Namen handeln. Mein erster Gedanke war: Wie kann sie es wagen?
    Meine Gedanken überschlugen sich, aber mir fiel nichts ein, was ich zu Brooks hätte sagen können. Es war ja nicht seine Schuld.
    »Overbeck«, rief der Angestellte.
    »Ich muss los«, meinte Brooks. »Ich melde mich. Ciao! «
    Er ging zum Tresen zurück, um die Bestellung seiner Mutter entgegenzunehmen. Ich schnappte mir ein Bounty für Jane und bezahlte. Dann rannte ich zum Wagen hinaus.
    »Hast du jemanden getroffen?«, erkundigte sich Jane, denn beim Einkaufen trifft man eigentlich immer Bekannte.
    »Brooks«, sagte ich. »Und du wirst nicht glauben, was Almighty sich geleistet hat.«
    »Oh, ich werde es glauben«, erwiderte Jane. »Bei Almighty überrascht mich überhaupt nichts mehr.«
    »Dann sei froh«, sagte ich. »Denn mir hat sie gerade eine Breitseite verpasst.«
    Und es war nicht das letzte Mal, stimmt’s?
    »Ginger!«, brüllte ich, als ich nach Hause kam. Ich warf meinen Mantel auf die unterste Treppenstufe. Jane lungerte sensationslüstern in der Nähe herum und wartete darauf, dass es Stunk geben würde. »Ginger!«
    Es war merkwürdig, dass sie nicht mit einer Tasse Tee im Wintergarten saß und mit einer ihrer Freundinnen telefonierte. Ich weiß nicht, warum ich nach ihr brüllte. Vielleicht wollte ich, dass sie für mich kämpfte – für mein Recht, meine Ballbegleiter selbst zu wählen, über mein eigenes Leben zu bestimmen. Aber wahrscheinlich hatte Ginger bei der ganzen Sache auch die Finger im Spiel, oder?
    Schließlich erschien sie oben an der Treppe. Sie wirkte verunsichert und trug ihre Brille, die riesengroße Glupschaugen machte, ihre Haare waren auf der einen Seite zurückgekämmt, auf der anderen Seite platt gelegen. Sie hatte ihren geblümten Seidenschlafanzug an. Irgendwas stimmte hier nicht.
    »Hör auf zu

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