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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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ich begriffen.
    »Ich hab einen Taschenrechner zu Hause«, erklärte Cassandra. »Ich sehe nicht ein, warum ich nicht einfach den benutzen kann. Das Ergebnis ist immer richtig.«
    »Du musst trotzdem wissen, wie man schriftlich oder im Kopf dividiert«, sagte ich. »Falls du mal auf einer einsamen Insel ohne Taschenrechner stranden solltest.«
    »Das wird nie passieren. Und überhaupt, wozu brauche ich auf einer einsamen Insel schriftliche Division?«
    »Na ja, was, wenn sich eine große Katastrophe ereignet und es keinen Strom mehr gibt und dein Taschenrechner nicht funktioniert? Was dann, hm?«
    »Taschenrechner laufen mit Batterien, du Superhirn. Und ich sehe immer noch nicht ein, was mir schriftliche Division nützt, wenn ich um mein Leben laufe, um einer Katastrophe zu entkommen.«
    »Tja, aber wenn du in einem Restaurant bist und die Rechnung unter Freunden aufteilen musst?«
    »Während um mich herum die Welt untergeht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich hab mir schriftliche Division nicht ausgedacht.« Ich sah mir ihre Hausaufgaben an. »Ich glaube, ich weiß, wo das Problem liegt. Dezimalzahlen.«
    »Ich weiß, dass da das Problem liegt«, sagte sie. »Ich verstehe nur nicht, wo das Komma hinmuss. Und wozu der Lehrer diesen Strich darüber macht.«
    Das ist mir auch schon immer komisch vorgekommen. Wieso muss man einfach irgendwo ein Komma setzen? »Ich kann es nicht wirklich erklären«, räumte ich ein. »Du musst es einfach tun.«
    Bei ihrem Blick hätte ich mich am liebsten unter den Tisch verkrochen.
    »Das ist also die Lektion für heute? Mach es einfach?«
    »Ähm –« Ich sah wieder auf den Zettel. Ich erinnerte mich daran, dass ich mit denselben Problemen gekämpft hatte, bis mir schließlich klar geworden war, dass man am besten gar nicht erst versucht, es zu verstehen – aus irgendeinem Grund weigerte sich mein Hirn, es zu verstehen. Man muss einfach das Verfahren lernen und sich wie bei einem Rezept oder einer Formel daran halten. Ging es bei Mathe im Wesentlichen nicht sowieso darum – Formeln? Aber wie konnte ich das Cassandra erklären? Eine bessere Nachhilfelehrerin hätte ihr geholfen, den Gedanken hinter dem Rezept zu verstehen.
    »Sagst du noch irgendwas dazu oder bleibst du jetzt hier sitzen wie Dawn of the Dead ?«
    » Dawn of the Dead ist keine Person«, erwiderte ich. »Früher habe ich das auch gedacht. Ich dachte, der Film handle von einem Zombie namens Dawn. Aber in Wirklichkeit geht es um den Morgen nach der Nacht der lebenden Toten  –«
    »Du bist eine Nachhilfelehrerin, die mehr über Zombies als über schriftliche Division weiß. Willst du mir das gerade klarmachen?«
    Am liebsten hätte ich losgeheult. Die Sache mit der Nachhilfe klappte nicht. Ich half niemandem. Ich vergeudete bloß Cassandras Zeit und verleidete ihr Mathe für alle Ewigkeit.
    Ich war eine schreckliche Nachhilfelehrerin. Während ich die vier Blocks zur Bushaltestelle lief, brütete ich bedrückt über diese grauenvolle Tatsache. Es wurde allmählich dunkel und mir kam der Gedanke, dass ich, wenn ich ein paar Straßen weiter nach Süden zum Walters Art Museum laufen würde, noch Daddy-o erwischen und mit ihm nach Hause fahren könnte.
    Tief in Gedanken versunken lief ich über die Straße, als ich mich plötzlich mit der Kühlerhaube eines Honda in Grünmetallic konfrontiert sah. Ich hörte die Reifen quietschen und landete mit dem Hintern auf der Straße.
    Benommen saß ich auf dem Asphalt. Jemand kam auf mich zugerannt. »Miss? Hallo? Alles in Ordnung?«
    Um mich versammelte sich eine kleine Menschenmenge. Ein junger Mann starrte mir in die Augen. »Hallo? Alles in Ordnung? Oh Gott!« Er drückte ein Telefon ans Ohr, als ich ihn anblinzelte. »Notfallzentrale! Ich brauche einen Krankenwagen!«
    »Mir geht’s gut«, beruhigte ich ihn. Ich wollte aufstehen, doch der junge Mann und eine ältere Frau führten mich zur Bordsteinkante und setzten mich wieder hin. Eine Polizeistreife fuhr mit Blaulicht und Sirenengeheul vor.
    Ich kam allmählich wieder zu mir und pulte ein Schotterstückchen aus meiner Handfläche. Genau wie beim letzten Mal hatte mich das Auto kaum berührt. Ich war nicht verletzt, nur ein bisschen durcheinander.
    Zwei Polizeibeamte sahen zu mir herunter. Der junge Mann, der mir geholfen hatte, sagte: »Es war ein Unfall. Ich bin rechts abgebogen und plötzlich war sie auf der Straße –«
    »Das stimmt«, sagte die ältere Frau. »Ich habe alles beobachtet. Das Mädchen ist bei Rot

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