Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
Vom Netzwerk:
Granddad, aber trotzdem, so läuft es nun mal und es gilt für alle. Und ich wüsste nicht, warum Gott bei dir eine besondere Ausnahme machen sollte.«
    »Ich behaupte nicht, dass Gott für mich eine Ausnahme macht.« So hatte ich das noch nie gesehen. Wirkte ich so hochnäsig? »Ich sage nur, mit mir ist etwas passiert, als ich in dieses komische schwarze Loch gefallen bin, und irgendwie hat es meinen Körper verändert und mich in eine andere Welt katapultiert, wo mich Autos anfahren können, ohne dass ich verletzt werde. So ein bisschen wie bei Spiderman.«
    »Du bist in ein schwarzes Loch gefallen? In eine andere Welt? Jetzt lügst du aber wirklich.«
    »Ich weiß, es klingt merkwürdig –«
    »Und lebe ich in dieser anderen Welt, in die du gefallen bist? Und falls ja, wie kommt es, dass ich nicht unsterblich bin?«
    »Vielleicht bist du es ja auch. Ich weiß es nicht.«
    »Niemand ist unsterblich. Wenn jemand auf dich schießt, blutest du. Vielleicht stirbst du, vielleicht nicht, auf jeden Fall tut es weh. Mein großer Bruder wurde mal mit einem Messer verletzt und er hat eine Narbe von hier bis hier.« Sie zog mit dem Finger eine Linie vom Schlüsselbein bis unterhalb der Rippen. »Und die Polizei hat auf seinen Freund Kevin geschossen und der ist gestorben. Er ist nicht einfach wieder aufgestanden und hat gesagt, dass nichts passiert ist. Er war tot. Was stimmt eigentlich nicht mit dir?«
    Es war mir peinlich. Meine Unsterblichkeitstheorie klang plötzlich so bescheuert. »Du hast Recht. Ich bin nicht unsterblich. Wie sollte das auch gehen? Ich habe einfach das Gefühl , dass mir nichts Schlimmes passieren kann. Als wären meine Knochen aus Gummi und könnten nicht brechen, weißt du?«
    Sie sah mich kopfschüttelnd an. »So etwas wie untötbar zu sein hat bestimmt seinen Preis, oder?«, fragte sie.
    »Möglich«, erwiderte ich. »Vielleicht muss man seine Seele verkaufen.«
    »Ja, oder vielleicht verursachst du bloß jede Menge üble Sachen um dich herum. Also in dem Sinne, dass dir persönlich zwar nie etwas passiert, aber alle anderen um dich herum leiden. Du verbreitest Zerstörung, wohin du auch gehst.«
    »Redest du jetzt von mir oder allgemein über Unsterbliche?«
    »Ich rede über Leute, die nicht getötet werden können. Wenn es so was gibt …«
    »Glaubst du das?«
    Sie sah auf ihr Mathearbeitsheft. »Hast du einen mathematischen Beweis?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Vielleicht sollten wir uns an die Arbeit machen.« Ich seufzte. »Ich hasse Brüche.«
    »Ich auch.«
    »Wenn wir uns zwingen, uns voll darauf zu konzentrieren, kommen wir vielleicht dahinter«, sagte ich.
    »Okay. Das wird eine angenehme Abwechslung nach diesem ganzen durchgeknallten Gelaber.«
    Ich weiß, dass es sich durchgeknallt anhörte. Aber es fühlte sich nicht durchgeknallt an. Es fühlte sich wahr an.

Acht
    Dann kam der Tag, an dem nur ich zum Tee eingeladen war. Wenn die anderen dabei gewesen wären, wäre dann alles anders gekommen? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.
    Ich erinnere mich daran, dass wir über Norrie und Brooks redeten. Du warst der Meinung, Norrie behandle ihn nicht gut. »Sie spielt mit ihm, behandelt ihn mal so und mal so«, hast Du gesagt. »Sie benimmt sich, als wüsste sie nicht, ob sie ihn mag oder nicht –«
    »Vielleicht weiß sie es wirklich nicht«, gab ich zu bedenken.
    »Wen interessiert das! So benimmt man sich nicht. Man sollte sich immer entschieden geben, auch wenn man keine konkreten Entscheidungen getroffen hat. Dieses ganze Hin und Her ist undamenhaft und unhöflich.« Du hast Dir Tee eingeschenkt und einen Tropfen Milch in die Tasse gegossen. »Hast du schon diesen jungen Mann kennengelernt, den sie mag – Robertson oder so ähnlich? Er ist bestimmt ein netter Mensch, aber er ist viel zu alt für sie. Und Norrie sagt, er kommt aus New York. Na ja. Du weißt, ich bin gern in Manhattan, aber New York ist nicht Baltimore. Aus New York kann jeder sein.«
    Ich nippte an meinem Tee und wünschte mir meine Schwestern herbei. Es war schwierig, das Gespräch allein im Gang zu halten. Ich war auch nicht richtig bei der Sache.
    Ich spähte auf die Terrasse. Auf der anderen Seite der Rasenfläche schüttete Wallace Körner aus einer Tüte in eine Vogelfutterröhre.
    »Aber Jane ist noch schlimmer . Öffentlich Schande über die Familie zu bringen! In der Zeitung! Warum tut sie so etwas? Ich verstehe es einfach nicht. Was mich wirklich ärgert, ist, dass sie kein gutes Haar an der

Weitere Kostenlose Bücher