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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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Aufzeichnungen von Januar 1964 29 bis März 2012. 30
    Anchorage
alle 30 Jahre
San Francisco
alle 35 Jahre
Los Angeles
alle 40 Jahre
Seattle
alle 150 Jahre
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alle 190 Jahre
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New York
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St. Louis
alle 23 000 Jahre
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alle 30 000 Jahre
Denver
alle 40 000 Jahre
Washington, D.C.
alle 55 000 Jahre
Chicago
alle 70 000 Jahre
Houston
alle 100 000 Jahre
Dallas
alle 130 000 Jahre
Miami
alle 140 000 Jahre
    Abbildung 5-2: Die Häufigkeit größerer Beben (Stärke über 6,75) innerhalb eines 50-Meilen-Radius von ausgewählten Städten in den USA
    Es zeigt sich, dass diese Beben eine verblüffende Regelmäßigkeit aufweisen, wenn man die Kurve etwas anders zeichnet. In Abbildung 5-3b habe ich die vertikale Achse, die die Häufigkeit von Beben verschiedener Stärken angibt, in eine logarithmische Skala verändert. (Ich erinnere daran, dass die Stärke-Skala bereits logarithmisch ist, es handelt sich technisch gesehen also um einen Doppellogarithmus.) Jetzt ergibt sich eine fast gerade Linie. Dieses Muster ist der typische Ausdruck einer Potenzgesetzverteilung, die Richter und Gutenberg aufgefallen war.

    Abbildung 5-3a: Die weltweite Erdbebenhäufigkeit, Januar 1964 bis März 2012
    Alles, was dieser Verteilung unterliegt, besitzt eine sehr nützliche Eigenschaft: Man kann die Anzahl großer Ereignisse aus der Anzahl kleinerer vorhersagen und umgekehrt. In Bezug auf Erdbeben ergibt sich pro Punktanstieg auf der Stärke-Skala eine Abnahme der Wahrscheinlichkeit um das 10-Fache. Beispielsweise treten Beben der Stärke 6 etwa 10-mal so oft auf wie Beben der Stärke 7 oder 100-mal so oft wie Beben der Stärke 8.
    Außerdem lässt sich das Gutenberg-Richter-Gesetz auf ganze Regionen über den gesamten Planeten hinweg anwenden. Eine Erdbebenprognose für Teheran (glücklicherweise hat sich dort seit Beginn der seismologischen Aufzeichnungen kein katastrophales Erdbeben ereignet) sähe beispielsweise folgendermaßen aus: Zwischen 1960 und 2009 ereigneten sich etwa fünfzehn mittlere Erdbeben der Stärke 5,0 bis 5,9 in der unmittelbaren Umgebung, 31 also etwa jedes dritte Jahr eines. Nach dem Gutenberg-Richter-Gesetz kommt es in Teheran alle dreißig Jahre zu einem Erdbeben der Stärke 6,0 bis 6,9.

    Abbildung 5-3b: Die weltweite Erdbebenhäufigkeit, Januar 1964 bis März 2012 (logarithmisch)
    Daraus folgt weiterhin, dass es in der Region Teheran alle 300 Jahre zu einem Beben der Mindestmagnitude 7,0 kommt, ein Beben, das Susan Hough mit Furcht erfüllt. Das Haiti-Beben 2010 der Magnitude 7,0, das 316 000 Menschenleben forderte, 32 zeigt, welche apokalyptischen Folgen Erdbeben in Entwicklungsländern haben können. Iran hat ähnliche Probleme wie Haiti – Armut, fehlende Bauaufsicht, Korruption –, 33 ist aber noch viel dichter bevölkert. Ausgehend von der Anzahl der Todesopfer kleinerer Beben in Iran schätzt der USGS, dass 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung Teherans einem größeren Beben zum Opfer fallen könnten. 34 Da im Großraum Teheran etwa 13 Millionen Menschen leben, hieße das, dass im Katastrophenfall etwa zwei bis vier Millionen Tote zu beklagen wären.
    Das Gutenberg-Richter-Gesetz sagt uns jedoch nicht, wann ein Erdbeben auftritt. (Es sagt auch nicht, dass in Teheran ein Beben »fällig« wäre, wenn sich dort nicht gerade erst eines ereignet hat.) Länder wie Iran oder Haiti können sich den Luxus nicht leisten, Notfallmaßnahmen für Ereignisse zu entwickeln, die nur alle 300 Jahre eintreten. Die Erdbebenprognosen, die sich anhand des Gutenberg-Richter-Gesetzes stellen lassen, geben jedoch einen Fingerzeig, wie groß die Gefährdung einer bestimmten Region ist. Aber wie Wetterprognosen, die sich allein auf Statistiken stützen (beispielsweise, dass es in London im März 35 Prozent der Zeit regnet), lassen sich diese Prognosen nicht in einen Handlungsplan (»Soll ich vorsichtshalber einen Regenschirm mitnehmen?«) übersetzen. Geologische Zeiträume umfassen Jahrhunderte oder Jahrtausende. Die Lebenszeit eines Menschen beträgt nur Jahrzehnte.
    Das verführerische Signal
    Wofür sich die Seismologen wirklich interessieren und was Susan Hough »den Heiligen Gral der Seismologie« nennt, sind zeitliche Prognosen und nicht langfristige

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