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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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meine Verluste zurückholen und auch noch etwas gewinnen könnte.
    Diese Hypothese lässt sich durch die Untersuchung statistischer Daten von Pokerspielern empirisch testen. Ich habe die Daten einer Online-Pokersite ausgewertet, eine zufällige Auswahl von No-Limit-Hold’em-Spielern aus den Jahren 2008 und 2009. Aus diesen Zahlen geht hervor, was für eine Summe diese Spieler in Relation zu ihren Einsätzen pro Hand gewannen oder verloren. 17
    Weil Wins und Losses kurzfristig sehr stark vom Glück abhängen, bediente ich mich eines statistischen Verfahrens, 18 um einschätzen zu können, wie die Gewinnmöglichkeiten eines Spielers langfristig aussehen. Anschließend ordnete ich die Spieler nach ihren Fähigkeiten von eins bis zehn. Der Erste ist der beste Spieler an einem typischen Zehn-Spieler-Tisch. 19 Auf Platz zehn befindet sich der größte Loser oder »Fish« der Runde. (Meine Analyse der Spieler wurde gewichtet mit der Anzahl der Hände, die jeder Spieler erhielt. Beim Poker werden die meisten gegebenen Karten von sehr wenigen Spielern gespielt, und zwar von denen, die täglich spielen und nicht nur einmal im Monat oder einmal im Jahr. In der Tat stellt die Online-Pokerwelt eine übertriebene Version der 80-zu-20-Regel dar: Etwa 80 Prozent der Karten gingen an nur 2 Prozent der Spieler. Da die Wahrscheinlichkeit viel größer ist, einem der 2 Prozent Vielspieler zu begegnen als einem, der nur eine einzige Hand spielt, würde eine anders durchgeführte Analyse eine unrealistische Vorstellung der Effizienz des Pokertischs erzeugen.)
    Abbildung 10-8a zeigt meine Einschätzung, wie erfahren jeder der zehn Spieler ist gemessen an der Geldsumme, die er bei einem No-Limit-Hold’em-Spiel mit 5 und 10 Dollar Mindesteinsätzen pro 100 Hände gewann oder verlor. Die Zahlen umfassen sowohl die Summen, die von anderen Spielern gewonnen wurden, als auch die, die an diese und an das Casino verloren gingen. Das Casino genehmigt sich einen kleinen Prozentsatz von jedem Pot (»rake«) oder berechnet eine stündliche Gebühr für das Kartengeben. 20
    Ich schätze, dass es der beste Spieler am Tisch langfristig auf einen Gewinn von 110 Dollar bei hundert Spielen bringt. Das ist ein hübsches Einkommen in einem Online-Casino, in dem sehr rasch gegeben wird und man es in einer Stunde oder zwei auf ebenso viele Hände bringt. (Online-Spieler spielen oft an mehreren Tischen gleichzeitig und erhöhen so ihre Gewinne. Das ist in einem richtigen Casino rein physisch unmöglich und überdies auch nicht gestattet.) In einem richtigen Casino ist das weniger attraktiv, hier würde dieselbe Anzahl Blätter nur einem Stundenlohn von 25 oder 30 Dollar entsprechen.
    Die zentrale Erkenntnis ist, dass die schlechtesten Spieler am Tisch das Geld viel schneller verlieren, als es die besten gewinnen. Ich schätze beispielsweise, dass der schlechteste Spieler über 400 Dollar pro hundert Hände verlor. Dieser Spieler ist so schlecht, dass er besser abschneiden würde, wenn er einfach konsequent passen würde; das würde ihn nur 150 Dollar pro hundert Spiele kosten.
    Es handelt sich um das statistische Echo der 80-zu-20-Regel. Der Abstand zwischen den schlechtesten und den durchschnittlichen Spielern ist größer als zwischen den durchschnittlichen und den besten. Die Unterschiede zwischen den besseren Spielern sind nicht sonderlich groß, während diejenigen am unteren Ende der Kurve selbst grundlegende Dinge falsch machen und extrem von der Optimalstrategie abweichen.

    Abbildung 10-8a: Geschätzte Geldsumme gewonnen oder verloren pro 100 Hände in einem 5/10-Dollar-No-Limit-Hold’em-Spiel
    In dem klassischen Pokerfilm Rounders 21 lässt sich der Held des Films erklären, wenn er in der ersten halben Stunde den Dummen am Tisch nicht entdeckt habe, sei er wohl der Dumme. Ich glaube nicht, dass das so ganz stimmt, vielleicht gibt es bei diesem Spiel ja keine Dummen. Man sollte jedoch besser nicht spielen, wenn nicht ein oder zwei schlechte Spieler mit am Tisch sitzen. Beim Poker ist der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg minimal, ein einziger Fish kann den Unterschied ausmachen.
    In dem Spiel, das ich eben beschrieben habe, musste der eine Fish eine Menge hungriger Mäuler stopfen. Seine Anwesenheit war für die anderen Spielern 40 Dollar pro hundert Spiele wert. Diese Subvention reichte aus, um etwa die Hälfte von ihnen sogar noch nach Abzug der Provision des Casinos Geld verdienen zu lassen. Poker gehorcht einer

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