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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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rettete, und er schlug mich trotzdem –, dann war bei mir Tilt angesagt. Ich meinte, den Pot verdient zu haben, aber er bekam das Geld.
    Durch Tilt konnte ich alles wieder in ein abwegiges Gleichgewicht bringen. Ich begann, so schlecht zu spielen, dass ich es verdient hatte, zu verlieren. Pokerspieler sind so oft auf Tilt, weil sie häufig aus dem Gleichgewicht geraten. Kurzfristig, aber auch mittelfristig sind die Ergebnisse eines Spielers nicht sonderlich mit seinem Talent korreliert. Es ist dann auch wenig hilfreich, wenn ein Spieler seine eigenen Fähigkeiten unrealistisch einschätzt, was meist der Fall ist. »Wir konzentrieren uns auf die Zahlen, die für unsere Theorie sprechen«, sagt Angelo. »Und diese Theorie lautet in der Regel: Ich bin besser als die anderen.«
    Jenseits des resultatorientierten Denkens
    Die USA haben eine sehr resultatorientierte Gesellschaft. Wenn jemand reich, berühmt oder gutaussehend ist, finden wir, dass er diese Dinge verdient hat. Oft verstärken sich diese Faktoren jedoch gegenseitig. Wer Geld verdient, erhält mehr Gelegenheiten, mehr Geld zu verdienen, wer berühmt ist, hat mehr Gelegenheit, seinen Promistatus zu erhöhen, und was Schönheit ist, wird durch das Aussehen der Hollywoodstars definiert.
    Das soll kein politisches Statement sein, ich spreche mich nicht für (oder gegen) eine gleichmäßigere Verteilung des Wohlstands aus. Empirisch gesehen beruht Erfolg jedoch auf einer Kombination aus harter Arbeit, Naturtalent, Gelegenheit und Umfeld, mit anderen Worten: aus einer Kombination aus Rauschen und Signal. In den USA betonen wir gerne die Signalkomponente. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wenn es um unsere eigenen Unzulänglichkeiten geht, dann schreiben wir diese dem Pech zu. Wir können den Erfolg unserer Nachbarn an der Größe ihrer Häuser ablesen, wissen jedoch nicht, welche Hindernisse diese überwinden mussten, um so weit zu gelangen.
    Was Prognosen betrifft, sind wir wirklich resultatorientiert. Der Investor, der erkennt, wann die Talsohle der Börse erreicht ist, wird als Genie gefeiert, obwohl seine haarsträubenden statistischen Methoden nur zufällig richtiglagen. Der Sportmanager, der ein Team zusammenstellt, das die World Series gewinnt, gilt als besser als seine Konkurrenten, auch wenn man bei genauerer Analyse zu dem Schluss gelangt, dass seine Mannschaft trotz seiner Fehlentscheidungen gewonnen hat. Auf Poker trifft das ganz sicher zu. Mit Chris Moneymaker wäre kein Staat zu machen, wenn es lediglich hieße: »Hier haben wir so einen Typen, der ein paar gute Karten bekommen hat.«
    Gelegentlich nehmen wir das Glück aber auch zu wichtig, wenn wir richtig schwerwiegende Fehlprognosen damit entschuldigen, dass sie einfach auf Pech beruhen. Die Ratingagenturen entschuldigten sich damit, als ihre Inkompetenz den Zusammenbruch der Wirtschaft noch beschleunigte. Aber umgekehrt schreiben wir unseren erfolgreichen Prognosen auch mehr Treffsicherheit zu, als aufgrund späterer Analyse gerechtfertigt ist.
    Ein Teil der Lösung könnte in der strengeren Bewertung von Prognosen liegen. Die Frage, wie gut eine Vorhersage ist, lässt sich oft mithilfe von empirischen Methoden klären. Langfristigkeit wird in bestimmten Bereichen schneller erreicht als in anderen. Aber ein Teil der Lösung, manchmal die einzige Lösung bei sehr verrauschten Daten, ist, sich mehr auf den Prozess als auf das Ergebnis zu konzentrieren. Wenn die Stichprobe der Prognosen zu sehr rauscht, um zu entscheiden, ob ein Prognostiker etwas taugt, dann können wir stattdessen fragen, ob er die Einstellung und die Fähigkeiten besitzt, die langfristig mit erfolgreichen Vorhersagen korreliert sind. (In gewissem Sinn sagen wir voraus, wie gut seine Vorhersagen sein werden.)
    Pokerspieler verstehen das besser als die meisten, aber vielleicht auch nur, weil ihnen Ups und Downs besonders unter die Haut gehen. Ein Spieler wie Dwan, der um hohe Einsätze spielt, erlebt während einer einzigen Spielrunde ebenso viel Volatilität wie ein Börsenspekulant während seines gesamten Lebens. Spiel gut und gewinne. Spiel gut und verliere, spiel schlecht und verliere, spiel schlecht und gewinne. Jeder Pokerspieler hat das alles schon so viele Male erlebt, dass er den Unterschied zwischen Prozess und Ergebnis kennt.
    Wer sich mit den allerbesten Spielern unterhält, findet heraus, dass sie ihren Erfolg nicht für gegeben halten. Sie konzentrieren sich auf die Selbstverbesserung. »Jeder, der denkt, er sei gut

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