Die Berghuette
etwas zerstört das Vertrauen, das die Basis für eine gute Beziehung ist. Und was ich auch nicht leiden kann, sind Wutausbrüche, auch so kleine wie Türen knallen. Aber das weißt du ja inzwischen, oder?“
Caro wurde rot und blickte zu Boden. „Ich werde mich bemühen …“, sagte sie und brach ab.
„Und ich werde dir dabei helfen, dein Temperament ein bisschen besser in den Griff zu kriegen, einverstanden?“, setzte Felix schmunzelnd fort, fasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Da er offenbar eine Antwort erwartete, nickte sie schnell und murmelte „Einverstanden“.
Felix lächelte und meinte: „Gut, ich nehme dich beim Wort. Ein weiterer Punkt ist deine Tendenz, gute Ratschläge in den Wind zu schlagen, wenn es um deine Sicherheit geht. Kannst du dir vorstellen, auch diese … Unart mit meiner Hilfe etwas einzudämmen? Ich will ganz bestimmt nicht deine Spontaneität einschränken oder dein Selbstbewusstsein dämpfen, aber dein gesunder Menschenverstand ist nicht gerade übermäßig entwickelt. Solche offensichtlichen Dummheiten wie alleine ohne Karte querfeldein wandern, durch unbekanntes Gelände und über abrutsch-gefährdete Hänge solltest du in Zukunft lassen. Sind wir uns da einig?“
Caro nickte und seufzte. „Wird das jetzt ein Vertrag, den ich unterschreiben muss, oder wie?“, grummelte sie und griff nach ihrem Teebecher. Offenbar war sie aber etwas zu stürmisch dabei, denn der Becher kippte um, und der Tee floss über ihre Jacke. Caro sprang auf. „Verdammte Scheiße!“, schimpfte sie und schüttelte die Jacke aus.
Felix wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte und reichte ihr dann ein Taschentuch. „Hier nimm und wisch es ab. Es wird schon keinen schlimmen Fleck geben. Und gib mir deinen Becher, ich glaube es ist noch etwas Tee in der Thermosflasche.“
Caro tat, wie ihr geheißen, und eine Minute später war die Jacke wieder trocken und der Becher neu gefüllt. Als sie sich wieder setzen wollte, zog Felix sie auf seinen Schoß. „Komm her, Caro, und lass uns mal vernünftig reden.“
Etwas widerstrebend ließ sie sich nieder und mied seinen Blick. Felix wollte dieses Gespräch aber nicht abbrechen, es war ihm einfach zu wichtig. „Das Ganze ist sicherlich kein Vertrag, den du unterschreiben sollst, aber wir reden hier gerade über prinzipielle Dinge, die mir wichtig sind, und die du wissen sollst. Die kleine Szene eben grade war ein großartiges Beispiel dafür, wie ein ernsthaftes Gespräch NICHT laufen sollte. Zuallererst mag ich keine schnippischen Bemerkungen, nur weil dir das Thema vielleicht gerade nicht behagt, und Ausdrücke wie ‚verdammte Scheiße’ zeugen nur von einem SEHR mäßigen Niveau, das ich von dir eigentlich nicht erwarte. Flüche und Schimpfwörter will ich keine mehr hören, hörst du?“
Beschämt und gleichzeitig sauer darüber, dass er sie schon wieder bei einem Ausrutscher ertappt hatte, schwieg Caro störrisch und Felix seufzte tief.
„Vielleicht sollten wir dieses Gespräch fortführen, während du auf dem Bauch über meinem Schoß liegst?“, fragte er leise und blickte Caro fest in die Augen. „Ich glaube, dass du dann nicht mehr ganz so dickköpfig und stur bist. Was meinst du?“
Caro wurde dunkelrot. Verdammt, dieser Mann wusste genau, welche Register er bei ihr ziehen musste! Unruhig rutschte sie auf seinen Schenkeln herum, bis sie sich dazu durchrang zu antworten.
„Von mir aus. Ich werde es versuchen. Nun lass uns aber bitte weitergehen, ich möchte noch ein paar Fotos machen!“
Felix lachte laut auf. Haarscharf hatte sie die Kurve gekriegt! „Also gut. Aber vergiss nicht, was du mir hier alles versprochen hast. Ich werde dich beim Wort nehmen!“ Damit lockerte er seinen Griff um ihre Taille und ließ sie aufstehen. Sichtlich erleichtert packte Caro die Reste der Brotzeit zusammen und verstaute alles in ihrem Rucksack. Felix griff nach dem Schwammerlkorb, der bereits halb gefüllt war, und sie machten sich wieder auf den Weg.
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Als Caro am nächsten Morgen erwachte, wusste sie, dass ein langweiliger Tag vor ihr lag. Es war Donnerstag, und da Martin morgen kommen sollte, wollte Felix heute den ganzen Tag an seinem Buch arbeiten.
„Ich muss meinen Abgabetermin einhalten, Caro“, hatte Felix am Vorabend erklärt. „Mein Verleger wartet auf das Manuskript, und das ist nun mal mein Beruf.“ Resigniert hatte Caro angekündigt, dass sie dann eben den ganzen Tag lesen
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