Die Berghuette
maisgelbes Sommerkleid angezogen und trug die braunen Locken offen, so dass sie ihr über die Schultern fielen, und Felix konnte den Blick kaum von ihr abwenden. Sie strahlte eine Fröhlichkeit und Glückseligkeit aus, die jedem der Anwesenden signalisierte, dass ihr Herz in Flammen stand.
Tobias genoss die Tatsache, dass seine Mutter kaum einen Blick für ihn übrig hatte, und vertilgte Unmengen von Kuchen und Eiscreme, ohne dass Caro ihn gebremst hätte. Martin und Alois tauschten grinsend vielsagende Blicke aus, als es immer offensichtlicher wurde, dass Felix seine Hände kaum von Caro lassen konnte. Und Anja verkündete spontan, dass sie am nächsten Tag zu ihrer Freundin Sonja nach Salzburg fahren würde.
„Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich Ende nächster Woche zurückkomme?“, fragte sie Felix. „Ich habe dann noch eine Woche frei und würde gerne ein bisschen wandern. Unsere herrlichen Berge vermisse ich in London nämlich am allermeisten.“
„Solange du auch ein bisschen für dein Studium lernst, kannst du gerne noch eine Weile hierbleiben“, knurrte Felix und war dankbar dafür, dass sie es ihm erspart hatte, selbst nach einer Lösung zu suchen.
Caro verbrachte den Abend überwiegend stehend, entweder mit einem Glas Wein am Rand der Terrasse und Felix neben sich, der einem Arm um ihre Taille gelegt hatte, oder in der Küche, wo sie zusammen mit Anja für Nachschub an Essbarem sorgte.
Zum Essen musste sie sich natürlich hinsetzen, und nicht nur Felix bemerkte, wie sie zusammenzuckte und kurz aufstöhnte, als ihre Sitzfläche das harte Holz des Garten-stuhls berührte.
„Hast du dir heute am See weh getan?“, fragte Martin und blickte sie besorgt an.
„Ich habe nur … einen Muskelkater“, schwindelte Caro und wurde ein wenig rot. Doch Martin akzeptierte ihre Antwort klaglos und wandte sich wieder seinem Steak zu. Felix grinste sie über die große Salatschüssel hinweg an und konnte sich ein „Ich hab‘s dir ja gesagt“ nicht verkneifen.
Aber sonst schien keiner ihre Unpässlichkeit zu bemerken. Das gesellige Bei-sammensein dauerte bis weit nach Mitternacht, da Alois seine Gitarre und ein paar Liederhefte mitgebracht hatte, und alle begeistert mitsangen. Von „Country Roads“ bis zu „Ein Bett im Kornfeld“ schallten unzählige Lieder in die Nacht hinaus, und Tobi war begeistert. Zum Schluss gab Alois seiner dringenden Bitte nach und spielte „Die Affen rasen durch den Wald“, und Tobias bestand darauf, dass alle zwanzig Strophen, die im Textbuch standen, gesungen wurden.
Als Alois um halb Zwei schließlich seine Gitarre einpackte und etwas von früh aufstehen murmelte, löste sich die muntere Gesellschaft schnell auf. Tobi war an Felix‘ Schulter gelehnt eingeschlafen, und Felix trug ihn nach oben in Caros Zimmer. Er hielt sich nicht damit auf, ihn auszuziehen, sondern zog ihm nur die Schuhe und Strümpfe von den Füßen, schälte ihn aus seiner Jacke und packte ihn unter die Decke. Dann ging er wieder nach unten und half den anderen, die Überreste des Essens weg zu packen. Den Abwasch verschoben sie auf später, löschten alle Lichter und begaben sich in ihre jeweiligen Quartiere.
Anja war als erste in ihrer Kammer verschwunden, und während Martin sich ächzend und stöhnend auf dem Sofa niederließ, gingen Felix und Caro gemeinsam nach oben und küssten sich vor ihrer Zimmertür ausgiebig.
„Kann ich noch ein bisschen zu dir mitkommen?“, fragte Caro leicht beschwipst, während sie an seinem Hemdknopf zupfte.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, knurrte Felix und versetzte ihrer Hinterseite einen kräftigen Klaps, der die Striemen der Haselgerte schmerzhaft wiedererweckte. „Wenigstens beim ersten Mal möchte ich, dass wir beide absolut nüchtern sind. Außerdem macht eine anständige Frau um zwei Uhr morgens fremden Männern keine unsittlichen Angebote, verstanden?“ Er bekräftigte seine Worte mit einem weiteren, noch kräftigeren Klaps auf ihre Rückseite, so dass Caro ein „Aua“ nicht unterdrücken konnte.
„Spielverderber!“, maulte sie und flüchtete schnell in ihr Zimmer, bevor Felix noch einmal ausholen konnte.
„Göre!“, murmelte Felix noch, bevor auch er endlich in seinem Zimmer verschwand.
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An diesem Sonntagmorgen schlief Caro richtig aus. Tobi war offenbar so übermüdet, dass er bis neun Uhr schlief. Mucksmäuschenstill stand er auf, zog sich an und schlich nach unten, um zu sehen,
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