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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Entscheidung ehrlich gesagt auch ein bisschen – nach all den Jahren, die Ihr Euch in dieser Stadt nun schon hochgedient habt.«
    Hagen van Dorpen zuckte seine breiten Schultern. »Manchmal lässt uns der Herr keine Wahl, Erich. Sprecht selbst mit dem Ältermann, und dann kommt anschließend zu mir, damit wir uns besprechen können, bevor ich die Stadt verlasse!«
    Mit diesen Worten ging Hagen davon und ließ Erich von Belden etwas ratlos zurück. Wenig später traf Erich im Vorraum des Kerkers auf Richard Kührsen. Der Ältermann der Schonenfahrer saß an dem groben Holztisch, der dort stand. Mehrere Schriftstücke lagen darauf. Außerdem bemerkte Erich ein städtisches Siegel und ausreichend Wachs, um es zu benutzen, sowie einen Lederbeutel, der in Beschaffenheit und Verarbeitung jenem glich, den Hagen am Gürtel trug, und wahrscheinlich ebenfalls mit Münzen gefüllt war.
    Der flackernde Schein einer Kerzenfackel tauchte den Raum in weiches, aber unruhiges Licht. Es herrschte eine Stille, die an diesem Ort des Schreckens vollkommen ungewöhnlich war. Kein Wimmern irgendeiner gequälten Seele, ja, nicht einmal das Scharren von Ratten oder das Prasseln des Feuers, in dem die Schindeisen zum Glühen gebracht wurden, war zu hören.
    Â»Gut, dass Ihr gekommen seid, Erich von Belden«, begrüßte ihn Kührsen. »Die frühe Stunde mag Euch wundern.«
    Â»Nun, ich traf Hagen van Dorpen, der ja wohl noch früher gerufen wurde!«
    Â»Dies dient der Vermeidung von Aufsehen«, erklärte Kührsen. Er nahm eines der Dokumente und reichte es Erich. »Es ist der Wunsch des Stadtrates, dass Ihr Lübeck noch heute verlasst. Aber mit dem Empfehlungsschreiben wird es für Euch eine Kleinigkeit sein, anderswo eine vergleichbare oder sogar
bessere Anstellung zu finden. Eure Verdienste und Euer Rang als Hauptmann sind angemessen herausgestellt, sodass niemand einen Zweifel an Eurer Befähigung und an Eurer Gottesfürchtigkeit haben wird. Außerdem erhaltet Ihr eine Summe zur Abfindung, mit der Ihr Euch besser steht, als wenn Ihr das nächste Jahr im Dienst der Stadt Lübeck bleiben würdet!« Kührsen berührte mit diesen Worten den Lederbeutel und schob ihn auf Erichs Seite des Tisches. »Zählt nach und prüft jede Mark einzeln, wenn Euch danach ist! Auch wenn wir in Eile sind, so ist dafür doch gewiss Zeit.«
    Â»Was wird hier gespielt?«, fragte Erich stirnrunzelnd.
    Â»Man erwartet von Euch, dass Ihr alles vergesst, was mit der Giftmischerin Mina Lodarsen zu tun hat. Sprecht mit niemandem darüber, und wenn Euch jemand fragt, so habt Ihr weder etwas von dem Fall gehört, noch seid Ihr Zeuge ihres Prozesses geworden!«
    Â»Ich verstehe nicht, was hier im Verborgenen vor sich geht.«
    Â»Versucht es auch gar nicht erst, Herr von Belden! Es ist sinnlos und überdies gefährlich. Nehmt dieses Angebot an und zieht noch am Vormittag fort aus Lübeck! Andernfalls …«
    Â»Andernfalls was?«, wollte Erich wissen. »Einer Drohung begegne ich gerne direkt!«
    Â»Von einer Drohung kann keine Rede sein, zumal Ihr ein unbescholtener Mann seid und Euch nichts vorgeworfen wird.«
    Erich atmete tief durch. Das Angebot des Ältermanns schien ihm an der Grenze dessen zu stehen, was er mit seiner Ehre als Ritter vereinbaren konnte. »Mein Mitleid mit dieser Giftmischerin ist nicht sonderlich ausgeprägt«, konstatierte Erich. »Aber sie war offenbar Helfershelferin in einem Mordkomplott, das erst noch in die Tat umgesetzt werden soll! Interessiert es in dieser Stadt etwa niemanden, was Matthias Isenbrandt mit seiner zukünftigen Frau anzustellen gedenkt?
Denkt niemand daran, diese Barbara Heusenbrink vor dem Schicksal zu warnen, das ihr bevorstehen mag?«
    Das Gesicht des Ältermanns wurde eisig. »Immerhin habt Ihr Euch alle Namen sehr genau gemerkt, Ritter von Belden. Doch Ihr solltet sie schnellstmöglich wieder vergessen! Was Eure Sorge um Barbara Heusenbrink angeht, so versichere ich Euch, dass wir hier in Lübeck durchaus in der Lage sind, auf die Einhaltung der zehn Gebote zu achten. Und nun ziert Euch nicht länger! Das Angebot, das ich Euch mache, ist äußerst großzügig – der Henker wäre froh, wenn er dasselbe in Aussicht hätte! Nehmt es an und geht! Eine andere Wahl habt Ihr nicht, denn es gibt für Euch keine Verwendung mehr in Lübeck. Im

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