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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Tür. Vom Flur drang schwacher Kerzenschein herein. Ein Armbrustbolzen schnellte in die Bettdecke – gerade dorthin, wo man den Oberkörper des schlafenden Ritters vermuten konnte. Das Geschoss schlug durch das Bettzeug hindurch und bohrte sich schräg in den Boden.
    Eine schattenhafte Gestalt trat ein – in der einen Hand die Armbrust, in der anderen ein Schwert, mit dem sie ins Bettzeug hineinstach und dann die Decke zur Seite riss. Als der Meuchelmörder sah, dass sich niemand im Bett befand, wirbelte er herum. Ehe er auch nur einen Schrei auszustoßen vermochte, stak ihm bereits Erichs Rapier im Leib. Mit einem Röcheln sank der Sterbende auf das Bett. Die Armbrust entglitt seiner Hand, den Schwertgriff hielt er hingegen fest umklammert und ließ ihn auch im Todeskampf nicht los. Als er noch eine Weile regungslos dalag, zog Erich das Rapier aus dem Leichnam, riss die Tür zur Gänze auf und trat in den Flur.
    Auf einer Truhe stand eine nahezu abgebrannte Kerze auf einem eisernen Ständer. Erich hatte diesen Kerzenständer mit seinen Verzierungen schon einmal gesehen – und zwar im Schankraum des langen Liudger. Ob der Wirt ihm die Kerze sogar angezündet oder der Mörder sie sich einfach genommen
hatte, als er in das Gasthaus eingedrungen war und durch den Schankraum schlich, war nur zu vermuten. Mit Dolch und Rapier schritt Erich bis zum Ende des Flurs. Dort, wo die Treppe hinunter in den Schankraum führte, blieb er stehen. Die Eingangstür stand einen Spalt offen. Etwas Licht von der Straße kam herein. Von dem langen Liudger war nichts zu sehen, aber Erich nahm an, dass er seinen Anteil dafür gekriegt hatte, dass er dem Meuchler die Tür offen ließ. Wenigstens ist der nicht mit einem Komplizen gekommen!, dachte Erich. Offenbar hatte der Meuchler den Lohn, den man ihm zweifellos für sein ehrloses Handwerk gezahlt hatte, mit niemandem teilen wollen.
    Erich steckte den Dolch ein und behielt das Rapier in der Linken. Dann ging er zurück zu seiner Kammer. Die Kerze vom Flur nahm er mit und leuchtete mit deren Schein ins Gesicht des Mannes, der versucht hatte, ihn umzubringen.
    Erich konnte sich nicht erinnern, diesem Mann während seiner Zeit hier in Lübeck schon einmal begegnet zu sein. Der Meuchler war gut gekleidet und trug ein Lederwams, für das man gewiss ein Jahr in der Stadtwache hätte dienen müssen, wollte man es sich auf ehrenhafte Weise verdienen. Ein Beutel – ebenfalls aus Leder – hing ihm um den Hals. Erich legte das Rapier zur Seite und stellte die Kerze auf den groben Tisch, der sich in der Kammer befand. Der Inhalt des Beutels fühlte sich hart an. Der Beutel selbst war zugenäht, und Erich musste den Dolch zu Hilfe nehmen, um ihn zu öffnen. Darin befand sich ein Amulett mit drei schwarzen Kreuzen, die von einem schwarzen Rand eingefasst waren, während die Zwischenräume golden im Kerzenlicht schimmerten.
    Â 
    Bei den ersten Hahnenschreien ritt Erich zum Stadttor. Sein Packpferd zog er wie immer am Zügel hinter sich her. Die Torwächter
waren gerade im Begriff, das Fallgatter hochzuziehen. Nachdem er die Stadt hinter sich gelassen hatte, zügelte er noch einmal sein Pferd, drehte sich im Sattel herum und schaute kurz zurück. Dann gab er seinem Ross entschlossen die Sporen und ließ es in den undurchsichtigen Nebel hineinpreschen. Das Packpferd, dem er viel Leine ließ, folgte erst nur zögernd, musste jedoch bald zwangsläufig dem Tempo folgen.

ACHTES KAPITEL

    Bernsteinschmug gler
    Die letzten drei Jahre seit unserer Abreise aus Lübeck waren die schwierigsten, die das Haus Heusenbrink in seiner Geschichte zu bestehen hatte. Ich glaubte mich schon im heimatlichen Riga nur noch von Feinden umgeben. Immerhin haben wir es durch tüchtige Arbeit und Geschäftigkeit sowie die Gewinnsucht des Ordens geschafft, zu überleben und das Haus und unsere Privilegien zu erhalten. Manchmal war uns aber auch einfach nur das Schicksal gnädig, denn der uns nicht wohlgesinnte Landmeister Albrecht von Gomringen hatte sein Amt kaum angetreten und kaum damit begonnen, seine für uns ungünstigen Pläne in die Tat umzusetzen, da starb er an einer unbekannten Pestilenz, die aber nicht der Schwarze Tod gewesen sein soll. Bis zur Bestimmung eines Nachfolgers aber wird das Amt durch den Hochmeister auf der Marienburg ausgeübt, und das ist Ludwig von Erlichshausen, der gerade seinem

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