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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Menschenmögliche zu tun, um mit Gottes Hilfe Ron Fisk in den Supreme Court zu wählen und auf diese Weise jede Chance auf gleichgeschlechtliche Ehen in Mississippi schon im Ansatz zunichtezumachen. Er wetterte gegen die Übel der Homosexualität und deren wachsende Akzeptanz in der amerikanischen Gesellschaft. Er zitierte die Bibel, wenn sie ihm dienlich war, und erhob seine Stimme, wenn dies geboten war. Er betonte, wie wichtig es sei, gottesfürchtige Männer in alle öffentlichen Positionen zu wählen, und versprach, dass die Bruderschaft in Zukunft ein ernst zu nehmender Faktor in der Gesellschaft sein werde.
    Denny hörte mit unbewegtem Gesicht zu, war aber zutiefst beunruhigt. Er hatte sich mehrmals mit den Paytons über dieses Thema unterhalten und wusste, um was es bei diesem Wahlkampf wirklich ging. Die Art und Weise, in der Ron Fisk manipuliert und vermarktet wurde, widerte ihn an. Er warf einen Blick auf die anderen Geistlichen und fragte sich, wie oft sie schon Menschen beerdigt hatten, die von Krane Chemical getötet worden waren. Cary County sollte eigentlich der letzte Platz auf Erden sein, der einen Kandidaten wie Ron Fisk unterstützte.
    Bruder Ted wurde noch frommer, als er auf Sheila McCarthy zu sprechen kam. Sie sei eine Katholikin von der Küste, was in christlichen Kreisen auf dem Land bedeutete, dass sie einen liederlichen Lebenswandel pflegte. Sie sei geschieden. Sie gehe gern auf Partys, und es gebe Gerüchte über diverse Liebschaften. Sie sei eine bekennende Liberale, gegen die Todesstrafe und nicht im Mindesten vertrauenswürdig, wenn es um Entscheidungen über Themen wie Homosexuellenehe, illegale Einwanderer und Ähnliches gehe.
    Als er mit seinem Sermon fertig war, wandte jemand ein, dass Kirchen sich vielleicht nicht so sehr in die Politik einmischen sollten. Dies wurde allgemein mit Missfallen aufgenommen. Bruder Ted setzte zu einem kurzen Vortrag an, in dem es um den Krieg der Kulturen und um den Mut ging, für Gott zu kämpfen. Die Christen dürften nicht mehr länger nur stumm zuschauen, sondern müssten jetzt die Initiative ergreifen. Dies führte zu einer erregten Diskussion über den Verfall der Werte. Die Schuld daran gab man dem Fernsehen, Hollywood, dem Internet. Die Liste wurde immer länger.
    Jemand fragte, wie ihre Strategie aussehe.
    Organisation! Im Süden von Mississippi gebe es mehr Christen als Heiden, und jetzt müsse man die Truppen mobilisieren. Freiwillige Helfer für die Wahlkampagne, Leute, die von Tür zu Tür gingen, Leute, die die Umfragen im Auge behielten. Die Botschaft müsse verbreitet werden, von Kirche zu Kirche, von Haus zu Haus. Es seien nur noch drei Wochen bis zur Wahl. Ihre Bewegung werde sich wie eine Feuerwalze ausbreiten.
    Nach einer Stunde hatte Denny Ott genug. Er entschuldigte sich, fuhr zu seinem Büro in der Kirche und rief Mary Grace an.
    Zwei Tage nachdem Fisks Hintermänner die Fernsehspots gegen die Homosexuellenehe gestartet hatten, traf sich der Vorstand des MTA zu einer Krisensitzung. Die Stimmung war gedrückt. Um was es ging, war klar: Wie konnte so ein Thema in den Mittelpunkt rücken? Und was konnte Sheila McCarthys Team tun, um sich gegen den Angriff zu wehren? Nat Lester war ebenfalls anwesend und gab einen Überblick der für die letzten drei Wochen des Wahlkampfs geplanten Aktionen. McCarthy standen siebenhunderttausend Dollar für ihre Kampagne zur Verfugung, erheblich weniger als Fisk. Die Hälfte ihres Budgets war bereits fest für Fernsehspots verplant, deren Ausstrahlung in vierundzwanzig Stunden beginnen würde. Vom Rest wurden Direktmailings und einige Radio- und Fernsehspots in letzter Minute finanziert. Danach hatte sie kein Geld mehr. Von Gewerkschaften, Umweltschützern, Reformgruppen und einigen der etwas gemäßigteren Lobbyorganisationen kamen vereinzelt kleinere Spenden herein, doch zweiundneunzig Prozent von McCarthys finanziellen Mitteln stammten von Prozessanwälten.
    Dann fasste Nat die Ergebnisse der neuesten Umfrage zusammen. McCarthy und Fisk lagen mit je dreißig Prozent der Stimmen gleichauf, während weitere dreißig Prozent der Wähler noch unentschlossen waren. Coley blieb konstant bei etwa zehn Prozent. Die Umfrage war allerdings in der letzten Woche durchgeführt worden und berücksichtigte keine Veränderungen aufgrund der Fernsehspots zur Homosexuellenehe. Deshalb wollte Nat noch eine Umfrage am Wochenende durchführen.
    Die Prozessanwälte waren höchst unterschiedlicher Meinung darüber, was

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